Floristik-Design-Fachbuch

4.16 Farbharmonien

Farbharmonien brauchen den Kontrast.

Ohne Farbkontrast ist eine Harmonie nicht möglich. Spricht jemand von der Harmonie der Farben, beurteilt er das Zusammenwirken von mindestens zwei oder mehreren Farben. Ist nur eine Farbe bzw. ein Farbton vorhanden, so kann keine Farbharmonie zustande kommen. Kontraste sind also Voraussetzung für die Harmoniebildung, denn wo keine Unterschiede sind, entsteht Eintönigkeit im wahrsten Sinne des Wortes. Farbharmonien nennt man nebeneinander angenehm wirkende Farben. Auch Wohlgeordnetheit, Ebenmaß, das Zueinanderstimmen zweier oder mehrerer Teileindrücke zu einer Gesamtgestalt und die klare Einordnung der Teile in das Ganze entsprechen der Vorstellung von Harmonie. Verschiedene Personen werden jedoch vom Gefühl und Geschmack her, über angenehm miteinander wirkende Farben urteilend, nicht gleicher Ansicht sein. Was für den einen Menschen harmonisch wirkt, stellt für den anderen schon eine Disharmonie dar. Farbzusammenstellungen mit kleinen Unterschieden (Kontrasten) werden von Laien meist als harmonisch bezeichnet, Kombinationen mit starken Kontrasten als disharmonisch. Eher ist jedoch das Gegenteil der Fall, was nach Durcharbeiten der gesamten Harmonielehre verständlich wird.

Die Harmonielehre beschäftigt sich im Prinzip mit dem Farbe-an-sich-Kontrast in allen möglichen Stärken und Variationen auf dem zwölfteiligen Farbring. Sie bezieht außerdem die Unbuntfarben Weiß, Schwarz und die dazwischen liegende Grauleiter mit ein. Viele Theorien und Regeln wurden hierfür schon aufgestellt, jedoch konnte keine voll überzeugen. Auch die Gesetze der Farblehre von W. Ostwald, die erstmalig Farbton, Helligkeitswert und Sättigungsgrad mit berücksichtigen, haben keine allgemeine Anerkennung im Bereich der Harmonielehre gefunden. Erst Johannes Itten, der die Simultan- und Successiv-Wirkung mit einbezieht, kommt zu überzeugenden Ergebnissen. Ohne Harmoniegesetze und entsprechende Einteilung betreffen die Aussagen harmonisch – disharmonisch nur den Gefühlsbereich wie angenehm – unangenehm, sympathisch – unsympathisch oder schön – unschön. Solche Urteile sind persönliche Meinung und haben keinen objektiven Wert.

 

Wir können die Farbharmonien in drei große Gruppen zusammenfassen:

  1. Harmonien kleiner Abstände und Kontraste
  2. Harmonien großer Abstände und Kontraste
  3. Harmonien gemischter Abstände und Kontraste

 

Berücksichtigen wir die Gesetzmäßigkeiten, die sich aus der der Simultan- und Successiv-Wirkung ergeben, müssen wir erkennen, dass nicht alle Gruppen eigenständig eine Harmonie bilden können. Die Gruppe der Harmonien kleiner Kontraste kann nur mit anderen Farben eine vollständige Harmonie bilden. Entweder mit einer Komplementärfarbe oder einer Farbe aus dem entgegengesetzten Farbbereich. Wir sprechen daher auch von unvollständigen Harmonien kleiner Kontraste und von unvollständigen Harmonien großer oder gemischter Kontraste. Denn Harmonie heißt Gleichgewicht, heißt Symetrie der Kräfte, jedoch nicht Eintönigkeit und Gleichheit. Neben dem verschiedensten Vorhandensein aller drei Farben 1. Ordnung sind folgende Faktoren letztendlich ausschlaggebend für die harmonische Wirkung der Farbzusammenstellungen:

Zum besseren Überblick hier eine Übersicht der Farbharmonien

 

1. Harmonien kleiner Abstände (Kontraste)

  • Gleichklang  – unvollständige
  • Nachbarfarben – Farbharmonien

2. Harmonien großer Abstände (Kontraste)

  • Zweiklang  – vollständige
  • Dreiklang – Farbharmonien
  • Vierklang

3. Harmonien gemischter Abstände (Kontraste)

  • Gleichklang und Komplementär – vollständige
  • Nachbarfarben und Komplementär – Farbharmonien und Harmonie der Vielfarbigkeit

 

Alle auf den folgenden Seiten beschriebenen Farbharmonien aus der Übersicht zeigen die Gesetzmäßigkeiten der Farbauswahl. Sie berücksichtigen nicht die Mengenverhältnisse, die Fleckengröße und das Mitwirken der anderen Kontraste 1. Und 2. Ordnung. Nur auf diese Weise sind klare objektive Feststellungen zu treffen und der Begriff Farbharmonie kann so aus der subjektiven Gefühlslage herausgehoben werden.

Farbharmonien
  • ohne Kontrast keine Harmonie !!!