Floristik-Design-Fachbuch

4.17 Harmonie kleiner Abstände

Sie werden auch als unvollständige Harmonien bezeichnet. Die Abstände, das heißt die Farbunterschiede sind sehr gering. Es handelt sich entweder um eine Farbzusammenstellung einer Farbe in verschiedenen Helligkeitswerten, oder aber um Farben, die im 12-teiligen Farbring direkt nebeneinander liegen. Sie enthalten jedoch immer nur Anteile von maximal zwei Farben 1. Ordnung.
Sind diese nicht vorhanden, entsteht der Simultaneffekt und man hat den Eindruck, die Farben fangen an zu vibrieren. Ihre Stabilität wird aufgelöst und sie verlieren ihren objektiven, wirklichen Charakter. Sie verändern ihre Farbwirkung, da das Auge versucht, Harmonie herzustellen und die einseitige Reizwirkung zu mildern. Zwar wirkt diesem Phänomen der Hell-Dunkel-Kontrast des Gleichklangs entgegen, kann es aber nicht ganz ausschalten. Daher sind Harmonien kleiner Abstände, für sich betrachtet, keine vollständigen bzw. eigenständigen Farbharmonien. Es bedarf hierzu der Komplementärfarbe, die das Auge auch simultan fordert und produziert. Daher wird eine Harmonie kleiner Kontraste erst durch Hinzunahme einer Komplementärfarbe zur vollständigen Harmonie. Wir sprechen dann von der Harmonie gemischter Abstände.

Darstellung zu Harmonie im Gleichklang

1. Gleichklang

Eine Farbe in verschiedenen Helligkeitswerten gewählt bildet die Harmonie des Gleichklangs. Man spricht bei der Hell-Dunkelabstufung einer Farbe von Gleichklang, da hier stets eine Farbe gleicher Art auftritt. Vom 12-teiligen Farbring ausgehend, kann sie mit Schwarz abgedunkelt (Dunkelfarben) oder mit Weiß aufgehellt sein (Pastellfarben). Auch die Farben Weiß, über die verschiedenen Graustufen bis hin zum Schwarz, bilden einen Gleichklang. Beim Grau entsteht die Ausnahme. Grau fordert keine andere Farbe. Es ist harmonisch, denn es bildet den Gleichgewichtszustand aller Farben.

Da wir es als Floristen zum größten Teil mit schon farbigem Werkstoff zu tun haben, stellt der Gleichklang an uns hohe Ansprüche in Bezug auf Farbempfinden und Farbbeziehungen. Ein aufgehelltes Rot mit Gelbanteilen bildet mit einem blauanteiligen Rot natürlich keine Harmonie des Gleichklangs. Von daher werden wir es in der Floristik viel öfter mit der Harmonie der Nachbarfarben zu tun haben, wenn wir von kleinen Abständen oder Kontrasten sprechen. Als praktisches Beispiel für variierende Einfarbigkeit des Gleichklangs sei hier ein Brautstrauß in verschiedenen Grüntönen erwähnt. Auch die vergrünten Blüten von Hortensien und Christrosen, aber auch viele Fruchtstände wie Spathiphyllum, Iris, Lilien usw. bilden eine variierende Einfarbigkeit.

farbige Quadrate
Harmonie des Gleichklangs
  • Hell-Dunkelabstufung einer Farbe

2. Nachbarfarben

Die Harmonie der Nachbarfarben besteht aus Farben, die im Farbring nebeneinamder liegen. Auch Zwischentöne, die nicht im 12-teiligen Farbring aufgezeigt sind, sind möglich. Es sind jedoch grundsätzlich nur zwei Farben 1. Ordnung beteiligt. Das bedeutet, wenn wir vom 12-teiligen Farbring ausgehen, können maximal 5 Farben zu einer Harmonie der Nachbarfarben ausgewählt werden. Es sind entweder die Farben:
Rot, Rotorange, Orange, Gelborange und Gelb, oder Gelb, Gelbgrün, Grün, Blaugrün und Blau oder Blau, Blauviolett, Violett, Rotviolett und Rot. Natürlich können es auch nur vier, drei oder gar zwei Farben sein. Sie müssen nur im 12-teiligen Farbring nebeneinander liegen und es darf die Farbe 1. Ordnung nicht in beide Richtungen überschritten werden.

Farbzusammenstellungen wie z.B. Rotorange, Rot und Rotviolett enthalten zu gewissen Anteilen alle drei Farben 1. Ordnung und gehören nicht zu den Harmonien kleiner Abstände bzw. Kontraste. In meinem hier genannten Beispiel sind im Rotorange 25% Gelbanteile und im Rotviolett 25% Blauanteile neben den entsprechenden Rotanteilen enthalten. Die Harmonie der Nachbarfarben bewegt sich in ihrer Farbauswahl immer von einer neutralen Farbe zur nächsten und kann beide Farben 1. Ordnung mit einbeziehen. Auch die Harmonie der Nachbarfarben ist eine Harmonie der kleinen Abstände und somit eine unvollständige Harmonie. Es fehlen zur vollständigen Harmonie Farbanteile der dritten Farbe 1. Ordnung. Farbzusammenstellungen in der Harmonie der Nachbarfarben fordern die Ergänzung durch eine Komplementärfarbe und sei dies nur als Akzent.

Harmonie der Nachbarfarben
  • Farbtöne zwischen rot u. gelb oder gelb u. blau oder blau u. rot in geringem Abstand.