Floristik-Design-Fachbuch

3. Formenlehre

3.11 Zufällige Formen

zufällige Formen und Muster entstehen mehr oder weniger spontan und ihre Endgestalt ist kaum vorherbestimmbar oder wenig beeinflussbar.
Sie wirken frei, ungeordnet, kreativ und spontan. Sie können vielerlei Gestalt haben und meist drücken sie immer noch die Bewegung aus, durch die sie entstanden sind. Sie ergeben sich beispielsweise bei verschiedenen Techniken und können Material- oder Werkzeugspuren sein. Als zufällige Herstellungsspuren stehen sie für Werkgerechtigkeit, da man den Herstellungsprozess erkennen kann. Der besondere Reiz solcher fleckenartigen Formen liegt in ihrer zufälligen Bewegung und in der starken Auflösung der Form.

Tinten- oder Farbkleckse, Metallätzungen, bei Keramik Lauf- oder Wischglasuren, Glasfluß, Kunstharzbeschichtungen, gewachste Flächen, verwischte oder verlaufende Farbspuren sind mögliche zufällige Formen um nur einige Beispiele zu nennen. Befasst man sich mit verschiedenen Verfahren, wird man erfinderisch und entdeckt immer neue Zufallsformen. Auch florale Werkstoffe wie kleine Blüten, Blütenblätter Stachel, Früchte usw. können durch Streuung eine neue Gesamtform ergeben. So können auch z.B. Stäbe nach dem Zufallsprinzip gestaltet als Häufung ein neues Formgefüge bilden.

Die zufälligen Formen stehen in keinem großen Formkontrast zu den Naturformen, da beides freie Formen sind. Ja es ist sogar in der vegetativ-wahrhaften Gestaltung erstrebenswert wenn das Werkstück so aussieht als wenn es zufällig entstanden wäre. Dies kann durchaus der Fall sein, wenn alle Kriterien dieser Gestaltungsart erfüllt werden und das Werkstück dann so aussieht als wenn es so gewachsen sein könnte. Denn auch die Natur unterliegt dem Zufallsprinzip und damit auch die Naturformen.

Foto von abstraktem Gemälde
Zufällige Formen 
  • nicht exakt wiederholbar
  • wirken frei u. ungeplant !!!

3.20 Formharmonien

entstehen grundsätzlich dann, wenn alle drei Formkontraste erster Ordnung mehr oder weniger stark in Erscheinung treten. Harmonie braucht den Kontrast! Ohne Kontrast ist keine Harmonie möglich, da das Werkstück sonst monoton und disharmonisch erscheint. Selbst eine bewusste monotone Darstellung braucht um harmonisch zu wirken den Gegensatz.

Eine Formation z.B. bestehend aus vielen Aspidistrablättern, braucht entweder als Akzent den Gegensatz in geringer Menger oder aber einige wenige Blätter die in anderer Stellung, das heißt Gegenbewegung angeordnet sind. Viele Gräser oder Halme die parallel, vertikal angeordnet sind werden z.B. durch einige geknickte diagonal gekreuzt. Die kleinere Menge im Kontrast steigert die Wirkung der Größeren und umgekehrt. Gleiche Mengen würden konkurrieren und keine Harmonie bilden.

Sprechen wir von Formharmonie, beurteilen wir das zusammenwirken von mindestens zwei Formen oder Formgrößen meist in unterschiedlicher Bewegungsrichtung. Bei mehr als zwei Teilen auch in unterschiedlichen Mengen. Dadurch wären alle drei Formkontraste erster Ordnung vorhanden und wie können von einer vollständigen Harmonie sprechen. Wir brauchen also neben dem Form an sich Kontrast den Quantitätskontrast (Mengen- oder Volumenkontrast) als auch den Bewegungs- und Richtungskontrast für ein harmonisches und dann auch spannungsreiches interessantes Werkstück. Gegensätze ergänzen sich und bringen den Ausgleich der Kräfte und damit die Harmonie.

Formharmonie
  •  braucht den Kontrast
  • d.h. ohne Kontrast keine Harmonie
  • Vollständige Harmonie
  • alle drei Kontraste 1. Ordnung sind beteiligt!!!

3.19 Formkontraste 2. Ordnung

Formkontraste 2.Ordnung, auch Sekundärkontraste genannt, werden nur subjektiv empfunden. Es ist die psychische Beurteilung des Formgefüges oder der Gesamtform durch den Betrachter. Es ist das optische Empfinden über ein Erscheinungsbild, ohne das die Kontraste objektiv messbar sind.

Qualitätskontrast:

Der Begriff Formqualität ist subjektiv und steht für die Klarheit der Formelemente und Formgefüge oder dem Gegenteil. Formen sind klar, deutlich, fest umgrenzt von ihrer Umrissform und ihrem Gefüge, oder sie sind unklar, nebulös, ungenau und nur vage vom Betrachter zu erfassen. Die Bereiche sind fließend und bei der großen Formenvielfalt ist es meist Empfindungssache wie klar oder unklar sich eine Form gegenüber der Anderen präsentiert. Treffen unterschiedliche Formen aufeinander haben wir primär immer den Form an sich Kontrast und sekundär den Qualitätskontrast. Z.B. Die Gesamtform des Bambusblockes zu allen anderen Formen, aber auch Z.B. die Celosia zum Amaranthus.

Bild von dekorativen Blumen
Qualitätskontrast
  • Sekundärkontrast
  • klare, zu weniger klaren Formen im Unterschied!

Aktiv – Passiv Kontrast:

Auch der Aktiv-Passiv Kontrast ist nicht messbar oder mathematisch belegbar und gehört daher zu den Sekundärkontrasten. Er entsteht wenn verschiedene Formen aufeinander treffen, die dann vom Betrachter im Vergleich als unterschiedlich aktiv bzw. passiv beurteilt werden. Die Beurteilung der Aktivität oder Passivität einer Form kann immer nur im Vergleich stattfinden und ist von der Vergleichsform abhängig und somit subjektiv. Nicht nur die Form allein entscheidet sondern auch ihre Stellung zum Raum und zum Betrachter. Ist also Primär ein Form an sich Kontrast oder ein Richtungskontrast vorhanden entsteht Sekundär auch ein mehr oder weniger starker Aktiv-Passiv Kontrast. Z.B. Der Bambusblock mehr oder weniger zu allen Werkstoffen, aber auch z.B. das Aststück zu den aufstrebenden Brombeerranken.

Bild von dekorativen Blumen
Aktiv-Passiv Kontrast
  • subjektives Empfinden von Aktivitätsunterschieden der Formen im Vergleich!!!

Schwer – Leicht Kontrast:

Das optische und nicht das tatsächliche Gewicht der Formen ist hier maßgebend. Die Farbe und die Oberflächenstruktur haben starken Einfluss auf das optische Gewicht, sollen aber erst einmal keine Berücksichtigung finden. Ob eine Form schwer oder leicht wirkt und in welchem Maße hängt vom Formausdruck, von der Größe und der Gliederung ab. Es ist der Formwert der unser Empfinden in Bezug auf schwerer oder leichter beeinflusst. Ganz entscheidend ist aber auch das Umfeld, die anderen Formen im Vergleich und letztendlich die Stellung im Raum und zum Betrachter. Auch der Schwer-Leicht Kontrast entsteht also Sekundär durch den Form an sich Kontrast, den Quantitätskontrast und den Richtungskontrast. Z.B. Der Bambus als Gesamtform zu den vielen filigranen Werkstoffen, aber auch z.B. das bemooste Aststück zu den restlichen Werkstoffen.

Bild von dekorativen Blumen
Schwer-Leicht Kontrast
  • empfundene Unterschiede im optischen Gewicht der Formen!

3.18 Formkontraste 1. Ordnung

Form an sich Kontrast:

entsteht durch unterschiedliche Formen in einer Gestaltung. Von einem Form an sich Kontrast sprechen wir, sobald mindestens zwei verschiedene Formen und oder Formgrößen aufeinander treffen. Kontrast heißt Unterschied und der kann stark oder schwach sein. Haben die Formen ein ähnliches Erscheinungsbild entsteht ein schwacher Kontrast. Stehen z.B. klare, strenge, geometrische, konstruierte Formen verspielten, brüchigen, filigranen Formen gegenüber entsteht ein starker Form an sich Kontrast. Je größer der Unterschied, je stärker wirkt er und umso typischer wird er dargestellt. Z.B. Die Form des Bambus zur Form der Passiflorablüte.

Bild von Bambus
Form an sich Kontrast
  • Unterschiede in Form und oder Größe.
  • kleinste erkennbare Unterschiede
  • bis hin zum großen Gegensatz !!!

Quantitätskontrast:

ist der Mengen – und oder Größenunterschied verschiedener oder gleicher Formen. Immer wenn verschiedene Formen in ungleich großen Mengen und oder gleiche Formen in unterschiedlichen Größen aufeinander treffen haben wir einen Quantitätskontrast (Mengen- oder Volumenkontrast). Je extremer die Größen- u. Mengenverhältnisse zueinander stehen, desto spannungsreicher und interessanter ist die Wirkung. Der Quantitätskontrast wird immer in Verbindung mit dem Form an sich Kontrast und dem Richtungs-Bewegungskontrast in Erscheinung treten. Viele verspielte oder brüchige Formen brauchen als Kontrast wenige klare bzw. großflächige Formen oder umgekehrt. Z.B. Die größere Menge des Bambus zur kleinen Menge der Passiflora.

Bild von Bambus

Richtungs- u. Bewegungskontrast:

ist vorhanden, wenn sich Materialien und oder Werkstoffe in unterschiedliche Richtungen „bewegen“. Dies können gleiche Teile aber auch Verschiedene sein. Kombiniert mit dem Quantitätskontrast, also viele in die eine Richtung, wenige in die Andere, erhält der Kontrast seine stärkste Wirkung! Man spricht dann auch von einer dominanten Richtungsdynamik des Werkstücks und die Gegenbewegung in der kleineren Menge steigert die Wirkung der Größeren und umgekehrt. Bei gleichartigen Teilen wirkt er stärker als bei vielen Verschiedenen. Richtungskontraste erzeugen Spannung und bringen „Bewegung“ in das floristische Werkstück. Z.B. Die Bewegung des Bambus in der Vertikalen zur Bewegung der Passifloraranke.

Bild von Bambus
Richtungs- Bewegungskontrast
  •  unterschiedliche Richtungsabläufe
  • gleicher oder ungleicher Formen
  • bis hin zur Gegenbewegung!

3.17 Formkontrast

Kontrast heißt Unterschied und entsteht als Formkontrast wenn verschiedenartige Gebilde zueinander in Bezug treten. Formen oder Formteile, die im Verhältnis zu ihrer Größe eine gewisse Nähe zueinander haben, treten immer in Beziehung.
Ähnliche Formen gleichen sich optisch aneinander an, während gegensätzliche Formen sich noch stärker voneinander abheben. Unterschiede, also Kontraste können bei Formen durch verschiedene Faktoren entstehen:

Formausdruck – Formgröße – Formgliederung

Des Weiteren beeinflussen Anordnung, Menge, Verteilung bzw. Dichte sowie Licht und Schatten die Kontrast-Wirkung. Auch die beiden anderen Ausdrucksmittel Farbe und Struktur beeinflussen die Form und damit den Kontrast. Während die Struktur in diesem Fall nur eine untergeordnete Rolle spielt ist die Farbe der stärkste Faktor. Die Farbe in ihrer Buntheit darf hier jedoch, der Klarheit wegen, bei der Beurteilung der Formkontraste keine Berücksichtigung finden. Der Hell-Dunkel-Wert der Form allerdings ist auf alle Fälle ein nicht außer acht zu lassender Faktor, da ohne Hell-Dunkel-Kontrast Formen vom Menschen kaum wahrgenommen werden „Schwarze Schrift auf schwarzem Grund“. Der Formkontrast und dessen Wirkung sind also stark vom Hell-Dunkel Unterschied abhängig. Ein entblätterter dunkelgrauer Schlehenast wirkt vor einem hellen Hintergrund viel stärker als vor einer schwarzen oder dunklen Fläche. Auch verschiedene Teile in einem kompakten Formgefüge kommen erst durch Hell-Dunkel Unterschiede zur Wirkung.

Kontrast
  • heißt Unterschied
  • der kann stark, aber auch schwach sein !!!

Formausdruck …

ist der stärkste Faktor bei der reinen Formgestaltung. Er wird durch die äußere Umrissgestalt z.B. rund, eckig, linear usw. geprägt.

Formgröße…

kann auch bei gleichen Formen viel Spannung und einen starken Kontrast erzeugen. Werden verschiedene Formen in verschiedenen Größen gegenübergestellt,
so entscheiden unter anderem das Mengenverhältnis und die Verteilung über deren Kontrastwirkung.

Formgliederung…

ist eigentlich ein Formgefüge aus mehreren Einzelteilen. Es wirkt jedoch mehr die Gesamtform und deren Umriss, die Einzelteile erzeugen dann optisch die Gliederung des Formgefüges. In der Floristik haben wir es meist mit Naturformen zu tun, die fast alle mehr oder weniger stark gegliedert sind. Hier entscheidet die Umrissform und deren Formausdruck aber auch die Gliederung über den Unterschied zu anderen Formen. Die Gesamtheit der Faktoren, die eine Form prägen, bestimmen den Formwert! Es ist der Ausdruck der durch die Form entsteht ohne Berücksichtigung von Farbe uns Struktur. Sind die Formwerte stark unterschiedlich sprechen wir von großen Kontrasten bis hin zum polaren Kontrast, dem Gegensätzlichkeitskontrast.

Dinge die sich deutlich unterscheiden erzielen die größte Spannung und hinterlassen den stärksten Eindruck. Gegensätze werden in der Gestaltung gefordert, ja sie ziehen sich an. Summierungen und Verdichtungen z.B. fordern entsprechende Freiräume, leicht aufstrebende Elemente fordern lagernde als sammelnde Kraft, eine große Menge gleicher Teile braucht wenige, aber kontrastreiche um zu wirken. Es gibt drei Formkontraste 1.Ordnung und drei 2.Ordnung, die auf den nächsten Seite erklärt werden.

Formkontrast
  • Unterschiedlichkeit der Formen
  • sowohl große als auch kleine Unterschiede !!!

3.16 Stilisierte Formen

Wird eine komplexe, gegliederte Gestalt (Formgefüge) vereinfacht dargestellt oder in eine elementare Form umgestaltet sprechen wir von einer stilisierten Form. Eine charakteristische Ausdrucksweise wird als Stil bezeichnet, eine stilisierte Form ist eine Form besonderer Prägung, deren Wesensmerkmale deutlich zum Ausdruck kommen. Wir können alle naturhaften und gegenständlichen Erscheinungen stilisieren. Das Wesentliche wird betont, unwichtiges wird weggelassen. Die Aussagekraft wird größer, der Informationswert wirkt gezielter und wird erhöht. Ein klassisches Beispiel ist das Herz, das stilisiert dargestellt, mit seiner eigentlichen Form im menschlichen Körper wenig Gemeinsamkeiten hat. Dennoch ist diese stilisierte Darstellung weltweit ein Symbol für Liebe und Zuneigung.

In der Floristik benutzen wir stilisiert Formen, wie z.B. das Herz, entweder zur dekorativen Gestaltung als sachliche Schmuckformen oder aber auch als Verfremdung in graphischen, formal-linearen oder vegetativ-abstrakten Werkstücken. Verfremdungen entstehen, wenn z.B. Naturformen eine fremde Form erhalten, ihre eigentliche Farbe aufgeben, die Oberflächenstruktur verändert wird oder sie in einer anderen Proportion dargestellt werden. Eine surreale Darstellung von Blumen ist unter Anderem die Verlängerung der Stiele durch Schläuche, Röhren oder Stäbe. Die Pop-Art zum Beispiel wiederholt gleiche Dinge in vielen unnatürlichen Farben. Die Objektkunst verfremdet ebenso Gegenstände oder Werkstoffe und sie können dann auch stilisiert in Erscheinung treten.

Durch stilisierte oder verfremdete Formen wird der Betrachter aufgerüttelt, schockiert, also gefühlsmäßig angesprochen. Seine Aufmerksamkeit nimmt zu wenn die Darstellung von der bekannten Form bzw. der natürlichen Erscheinung abweicht. Sehr interessant kann es unter anderem sein, den Fokus auf sonst weniger auffällige Teile der Pflanze zu lenken. So können z.B. die Stacheln der Rose, die Internodien von Bambus oder typische Wuchseigenarten stilisiert dargestellt werden.

Bild von Herz
Stilisierte Formen
  • klar
  • vereinfachte und oder verfremdete Darstellung
    die das Charakteristische betonen
  • reduziert auf das Wesentliche !!!

3.15 Konstruierte Formen

Im Gegensatz zu den Naturformen sind konstruierte Formen meist klar statisch, technisch, stabil, geplant und vom Menschen geschaffen. Es entsteht dadurch ein gewisses Maß an überschaubarer Ordnung und Orientierung und es ist Planung erkennbar, sie lassen sich meist messen und sind dann berechenbar. Zuerst denkt man bei konstruiert natürlich an die Symmetrie, dennoch sind spannungsreiche, interessante, asymmetrische Konstruktionen durchaus realistisch, wie die Abbildung rechts zeigt. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten aus elementaren Bestandteilen neue Gestaltungszusammenhänge zu schaffen, sowohl bei den Formteilen und der Form selbst als auch bei neu zu erstellenden Formgefügen oder der Gesamtform.

In der Floristik sind es zum einen Gefäße, Kerzen, Kugel, Steckmasse usw. die sich als konstruierte Formen darstellen und zu den Naturformen einen Kontrast bilden. Gefäßformen und vieles mehr werden im achten Kapitel „Materialkunde“ behandelt.

Auch sind ganze Werkstücke, z.B. in der Trauerbinderei der Kranz, das Kreuz, das Kissen, das Herz und viele mehr konstruierte Formen. Des Weiteren kennen wir in Form geschnittene Pflanzen, Deko-Elemente und Schmuckteile, als auch florale und nichtflorale Konstruktionen. Ob sie aus Werkstoff oder Material sind beides ist möglich, spielt jedoch keine Rolle bei der Begrifflichkeit.
Es handelt sich entweder um eine konstruierte Werkform oder aber Schlicht und einfach um eine Konstruktion. Auf keinen Fall sollen wir von einem Gerüst sprechen und es damit vom gestalterischen Wert mindern. Für fast alle floralen Werkstücke kann der Gestalter wenn es sinnvoll ist Konstruktionen verwenden. Von solchen, die bepflanzt sind über Braut-, Trauer-, Tisch-, Altar-, oder Raumschmuck sind die Möglichkeiten konstruierte Formen oder Konstruktionen einzusetzen unerschöpflich.

Sie können je nach Art des Werkstücks von der Wirkung im Vordergrund stehen, funktional sein, oder aber auch nur gestalterisch mitwirken. Letzteres sollten sie auf alle Fälle, denn verdeckt und zur reinen Unterlage heruntergestuft, gehen Formwert und damit Gestaltung verloren. Mehr hierzu ist im Kapitel 5 unter „Konstruierter“ Gestaltung zu finden

foto von Bäumen mit farbigen Nestern
Konstruierte Formen
  •  von Menschen erdacht, konstruiert u. geschaffen!!!

3.14 Geltungsformen

Wir unterscheiden Form großer, mittlerer und geringer Geltung. Um Pflanzen und Pflanzenteile einordnen zu können müssen wir sie bewusst für sich betrachten aber auch im Vergleich beurteilen. Der Geltungsanspruch entsteht zum einen durch die Form an sich, aber auch ihr Wirkungsgrad als Einzelform oder in der Gemeinschaft ist entscheidend. Die Bewegungsform spielt bei der Einstufung zwar eine Rolle ist aber nicht der entscheidende Faktor. Vielmehr ist es die Größe, das Wesen und der Charakter, als auch das Erscheinungsbild in der Natur die den Geltungsanspruch der Form bestimmen. Die Wertschätzung die dem Zeitgeist entspricht spielt ebenfalls eine Rolle.

Auch kann der Gestalter bewusst Formen im Grad ihrer Geltung steigern oder mindern. Wählt er viele Formen geringer Geltung und nur einige mittlerer Geltung für ein Werkstück aus, so erhebt er die letzteren zu großer Geltung. Umgekehrt kann durch die ausschließliche Verwendung von verschiedenen Formen großer Geltung die eine oder andere an Geltung verlieren. Auch die Nichtverwendung einer mittleren Geltungsform bewirkt eine Graduierung geringer Geltungsformen zur höheren Geltung.

Geltungsformen
  • Einteilung nach Geltungsanspruch.
  • bei vegetativer Gestaltung totale Beachtung !!!

Formen großer Geltung:

haben ein kraftvolles, eigenwilliges oder exklusives Erscheinungsbild. Rittersporn, Eremus, Strelizien, Alium gigantium und Digitalis sind Solche und dulden in der vegetativen Gestaltung keine Formen über sich. Auch benötigen sie einen gewissen Freiraum nach allen Seiten. In der vegetativ-wahrhaften und vegetativ-klassischen Gestaltung ist es meist Sinnvoll sie mit Formen mittlerer und geringer Geltung zu kombinieren. Die Mischung verschiedener Formen großer Geltung in einem Werkstück mindert den Geltungsanspruch der Einzelform. Bis auf wenige Ausnahmen wie z.B. bei formal- linearer Gestaltung, sollten Formen großer Geltung in ihrer natürlichen Stiellänge verwendet werden. Wie die oben genannten Herrschaftsformen zählen auch die Edelformen, wie Phalenopsis und Anthurien zu den Formen großer Geltung.

Foto von verschiedenen Blumen

Formen mittlerer Geltung:

wie Nelken, Tulpen, Narcissen, Rosen und Kosmee sind typische Blumen dieser Gruppe. Sie ertragen eine gewisse Unterordnung und lieben die Geselligkeit. Das heißt sie können auch in größerer Summierung auftreten. Die Vereinzelung oder die Verwendung weniger dieser Formen steigert ihren Geltungsanspruch. Sie stehen über deren geringer Geltung, ordnen sich aber denen großer Geltung unter. Neben den oben genannten Geltungsformen zählen auch die Prunkformen zur mittleren Geltung. Hierzu zählen Pfingstrosen, Hortensien und Proteen die sehr gut in der dekorativen als auch vereinzelt in der formal-linearen Gestaltung Verwendung finden. Ihr Anspruch an Freiraum ist je nach Gestaltungsart wesentlich geringer als bei denen großer Geltung.

Foto von pinken Blumen

Formen geringer Geltung:

sind bescheiden im Raumanspruch und fühlen sich unter vielen Gleichartigen wohl sie tragen mit Recht auch die Bezeichnung Gesellschafts- oder Gemeinschaftsformen, da sie nur so zur Wirkung kommen. Werkstoffe wie Muscari, Bellis, Vergissmeinnicht und kleine Gräser sowie Moose brauchen die Summierung und ordnen sich den Formen mittlerer und großer Geltung unter. Geringer Geltung bedeutet jedoch für den Floristen nicht das er ihnen weniger Achtung entgegenbringt. Im Gegenteil er sollte ihren Anspruch erkennen und für die Gestaltung nutzen und sie entsprechend einsetzen.

Blume in Holzrinde
Geltungsformen
  • Größe, Wesen u. Charakter bestimmen die Geltung einer Naturform !!!
  • bei vegetativer Gestaltung totale Beachtung !!!

3.13 Bewegungsformen

Bewegungsformen sind meist Naturformen, also organische gewachsene Formen. Sie entstehen beim Wachstum der belebten Materie und ihr Wachstums- und Bewegungsrhythmus prägt ihr äußeres Erscheinungsbild. Es sind meist Formgefüge, deren Wirkung und Ausdruck durch die einzelnen Formenelemente und deren Stellung zueinander und zum Raum geprägt werden.

Neben dem tatsächlichen Erscheinungsbild entsteht durch Wuchskraft und Bewegung eine optische Kraft, die über die tatsächliche Ausdehnung der Naturform wirkt. Die Bewegungsformen und deren Beurteilung darf nicht mit den Geltungsformen verwechselt werden. Bei der Einteilung des Geltungsanspruchs spielen das Wesen und der Charakter eine größere Rolle. Faktoren wie Farbe, Struktur und vor allem das Erscheinungsbild in der Natur prägen neben der Form und dem Bewegungsrhythmus den Geltungsanspruch der Einzelform. Als Beispiel seien hier Muscari genannt, eine Naturform, die nur in der Summierung zur Wirkung kommt und somit geringer Geltung einzuordnen ist. Als Bewegungsform steht sie jedoch als aufstrebend aktive Form mit Delphinium, Eremurus,Knifofie usw. auf einer Stufe.

In der Floristik teilen wir die Bewegungsformen oft in zwei Gruppen, die Aktiven und die Passiven, ein. Diese Einteilung soll hier der gemeinsamen Fachsprache wegen beibehalten werden, jedoch im Einzelnen nicht ohne kritische Betrachtung bleiben. Im Gegensatz zu den aktiv – aufstrebenden, alle abfließenden Bewegungen als passiv zu bezeichnen mag zwar als Grundlagenwissen gut, aber im konkreten Vergleich nicht immer zutreffend und richtig sein. So kann eine Nelke, aufstrebend mit rundem Endpunkt, passiver wirken als ein spannungsreich abfließender Trieb des Efeus. Auch eine Paeonie oder Hortensie in ihrer Gesamterscheinung wirkt wahrscheinlich passiver als die Ranke der Columnea hirta. Auch die spielenden Formen wie z.B. der Stephanotis zeigen teilweise wenig Aktivität und sind nur bedingt den aktiven Wachstumsrhythmen zuzuordnen. Die nachfolgende Einteilung zeigt typische Beispiele und bildet eine Beurteilungsgrundlage. Die Natur in ihrer grenzenlosen Vielfalt bietet endlos viele Zwischenformen.

Künstliches Werk aus Rinde
Bewegungsformen
  • aufstrebend
  • aufstrebend ausschwingend
  • aufstrebend entfaltend
  • aufstrebend mit rundem Endpunkt
  • spielend
  • brüchig
  • lagernd
  • abfließend
  • Wachstumsrhythmus prägt ihr Erscheinungsbild !
  • bei vegetativer Gestaltung totale Beachtung !!!

– aufstrebend

Die aufstrebenden Bewegungsformen wachsen relative senkrecht und gradlinig. Sie wirken dadurch stark, zielstrebig und aktiv. Ihr Endpunkt ist meist eine Spitze und ihre Ausstrahlung setzt sich weit über diese hinaus fort. Daher benötigen sie viel Freiraum und vertragen in der vegetativen Gestaltung keine anderen Formen über sich. Delphinium, Eremurus, Typha, Digitalis z.B. sind typische Werkstoffe, die aufstrebend aktiv und damit vom Bewegungslauf dynamisch, fast endlos wirken.

Foto von Blumen

– aufstrebend „ausschwingend“

Werkstoffe mit ausschwingender Bewegung wirken nicht so kraftvoll und aktiv. Dafür geht von ihrem Schwung im Bewegungslauf Eleganz aus. Ihre Wirkung ist weich, sanft und entspannt. Viele Gräser, Freesien, Montbrecien, Euphorbia fulgens, Phalaenopsis und ähnliche Werkstoffe sind aufstrebend – ausschwingend, meist mit einer spitze endend. Ihre vom Wachstumsrhythmus geprägte Form braucht, entsprechend ihrer Bewegungsrichtung seitlich oder nach unten mehr Freiraum.

Foto von Pflanze

– aufstrebend “entfaltend”

Auch aufstrebende Entfaltungsformen genannt benötigen sie Freiraum, neben unter als auch über sich. Für Iris, Nerine und Amaryllis z.B., die allseitig entfaltet sind, trifft dies auf alle Fälle zu. Einseitig sich entfaltende Formen wie z.B. Paphiopledium und Narcissen benötigen weniger Platz über sich als neben oder unter sich. Weitere typische Beispiele für aufstrebende – entfaltende Bewegungsformen sind Lilien, Strelizien, Anthurien, Eucharis und Heracleum.

– aufstrebend „mit rundem Endpunkt“

Viele Tulpen und Rosen, sowie Sonnenblumen, Gerbera, Scabiosen, Alium, Kugeldistel und Paeonien sind aufstrebende Formen mit einem relativ runden Endpunkt. Er kann kugelig oder flach, also tellerförmig sein. Je nach Form des Blütenstands wirken sie mehr oder weniger passiv und benötigen entsprechend geringeren Freiraum als die vorgenannten Formen. Sie können je nach Werkstück und Gestaltungsart auch kürzer als gewachsen verarbeitet werden. Bei allen vegetativen Gestaltungsarten sollten sie wie sie gewachsen sein könnten, ihre Stiellänge zeigen. Auch bei graphischen Arbeiten sollte der Stiel in voller Länge zur Wirkung kommen, da hier der Stiel, als Linie ein wichtiger Gestaltungsfaktor ist
Foto von Blumen

– spielende

In weichen Bewegungen ihre Richtung ständig ändern, wirken spielende Bewegungsformen mehr oder weniger aufstrebend. So hat z.B. das Erscheinungsbild der Korkenzieherweide einen stark aufstrebenden Charakter, während z.B. die rankenden Arten der Hoya, Stephanotis, Wicke und Gloriosa teilweise kaum aufstrebende Tendenzen zeigen. Spielende Bewegungsformen können im Werkstück in vielerlei Richtungen angeordnet werden, wenn eventuell vorhandene Blüten und Blätter, von ihrer Stellung her, dies erlauben. Summierung und Reduzierung gleichermaßen bringen den Bewegungsrhythmus dieser Formen voll zur Wirkung.

Foto von Blumen

– brüchige

Hier sind es meist die Altersformen der Schlehe oder der Bougainvillea, die harte, abrupte und teilweise willkürliche Änderung der Bewegungsrichtung zeigen. Sie wirken durch den ständigen Wechsel der Richtung kantig und brüchig. Trotz ihrer vielen Bewegungsrichtungen und keiner dominanten Richtungsdynamik, ist die Gesamttendenz des Aufstrebens meist noch erkennbar. Von der senkrechten, bis hin zur waagerechten Positionierung ist gestalterisch alles möglich. Sie fordern ruhige, gleichflächige Formen als Kontrast und zur Harmoniebildung.

Foto von Ästen

– lagernde

Diese Bewegungsform steht für Passivität. Moose, Echeverien, Selaginella, verschiedene Kakteen und Primelsorten sind es beispielsweise, von denen kaum oder gar keine Bewegung ausgeht. Von ihrer Gliederung her sind sie entweder lagernd, sammelnd oder entwickelnd über ihren Umriss hinaus eine leicht strahlende Kraft. Sie wirken im Vergleich zu allen anderen Formen lastend, schwer, ruhend, teilweise statisch und somit passiv. Meist im Basisbereich angeordnet sind sie die sammelnde Kraft im Werkstück und bilden hier Formkontraste zu allen andern Werkstoffen.

Foto von Sukkulenten

– abfließende

Von ihrer Richtung her wirken die abfließenden Be-wegungsformen passiv, was durch den ersten Eindruck des Hängens mitgeprägt wird. Sie wachsen jedoch teilweise nur scheinbar nach unten, um Kraft zu sammeln und dann wieder nach oben zu streben. Hedera helix oder Ficus pumila sind typisch für dieses Wechselspiel, was ihnen unter anderen auch den verbindenden Charakter zwischen Werkstück und Gefäß und zum Standort gibt. Abfließende Formen ohne aufstrebenden Endpunkt sind Ceropegia und Senecio. Sie wirken je nach Kombination mit anderen Werkstoffen mehr oder weniger passiv.

Foto von hängenden Blumen

3.12 Naturformen

Naturformen sind organisch gewachsene Formen, sie entstehen beim Wachstum der belebten Materie. Die Natur zeigt eine unendliche Vielzahl von individuellen, einzigartigen immer wieder verschiedenartigen Formen. Naturformen unterliegen einer ständigen Veränderung wie die Natur selbst auch. Die Zahl der Variationen und Mischformen ist unüberschaubar. Schon dieselbe Form kann in verschiedenen Größen sehr unterschiedlich wirken, wobei sie doch an ein gewisses Maß gebunden ist, das den Charakter der Form bestimmt. Die Natur legt das Normalmaß fest und die Naturformen zeigen Größenordnungen auf, die wir nicht ohne weiteres verlassen können. Da zu den Naturformen alle natürlich entstandenen Formen der belebten und unbelebten Natur gehören gibt es viele andere Möglichkeiten der Formbildung. So können auch Gesteinsformationen, Sanddünen oder wild gewachsenen Formationen einer Blütensorte als Gesamtform solche darstellen.

Wir können Naturformen von ihrer Gestalt und der daraus resultierenden Hauptwirkung in vier Arten gliedern. Formen bei denen die Blüte, der Blütenstand, das Hochblatt, die Blätter oder die Frucht den höchsten Wirkungsgrad und Formwert haben. Beispielhaft seien viele Orchideensorten, Paeonien, Proteen, Cattleya, Hortensien, die Zierquitte und der Granat-Apfel genannt. Solche die durch ihren zentrierten oder fächerartigen Wuchs hervortreten, wie Beaucarnea, verschiedene Palmensorten, die Mahonie, Agaven oder Garten-Kerbel. Naturformen bei denen die Verzweigungen den größten Ausdruck ergeben, wie z.B. Schlehenäste, die Altersformen der Olive, vieler Obstbäume oder die des Zickzackstrauches.

Aber auch Formen deren lineare Wirkung im Vordergrund steht. Halme, Ranken, unverzweigte Stiele und Äste sind hier typisch. Da sie als Formelement oder Formgefüge in einer unendlichen Formenvielfalt auftreten, können nur einzelne, charakteristische, beispielhaft in eine Einteilung gebracht werden. Als Einteilung kennen wir aus floristischer Sicht, die nach dem Wachstums-und Bewegungsrhythmus und die nach den Geltungsformen, welche auf den nächsten Seiten gesondert erklärt werden.

künstlerische Darstellung einer Baunwurzel
Naturformen
  • organisch
  • individuell
  • natürlich
  • Formen der belebten u. unbelebten Natur !!!

3.1 Formenlehre

beschäftigt sich zum Einen mit den Grundlagen, beginnend beim Punkt, über Linie, Fläche, Flächengliederung ,Körper, Raum, Tiefenschichtung, den geometrischen Grundformen, freien Formen, zufälligen Formen, konstruierten Formen, stilisierten Formen, den Formkontrasten 1. und 2. Ordnung sowie den Formharmonien.

Zum Anderen in der speziellen floristischen Formenlehre mit den Naturformen, den Bewegungsformen, den Geltungsformen und deren Bedeutung in der floristischen Gestaltung. Letztere Einteilung in sogenannte Geltungsformen ist ohne Wertigkeit zu verstehen. Es handelt sich nicht um Wertstufen, sondern um ihre Wirkung, ihre Stellung, ihre Ansprüche an Freiraum und um die etwa zu verwendenden Mengenverhältnisse, besonders in den „vegetativen“ Gestaltungsarten.

Doch nur die Gesamtheit der Kriterien, wie Wachstums- u. Bewegungsrhythmus, Geltungsanspruch, Farbe, Textur, empfundene Soziologie und Milieu, ergeben das eigentliche Wesen und den Charakter der Naturformen.

Formenlehre hat das Ziel
  • Formen u. ihre Eigenschaften bewusst zu machen.
  • Formen u. Formkontraste gezielter und effektiver einzusetzen.
  • Naturformen zu erkennen u. einzuordnen,
  • bzw. richtig auszuwählen u. anzuordnen.
  • Hierzu müssen wir uns mit den Formen ohne den Einfluss von verschiedenen Texturen (Oberflächenbeschaffenheiten) u. ohne Farbbeeinflussung beschäftigen.
    Wir müssen sie uns in einem mittleren neutralen „Grau“ vorstellen!
  • Der Einfluss und die Wechselwirkung durch Farbe und Textur wird dann in den jeweiligen Kapiteln behandelt und erklärt.

3.10 Freie Formen

Wir kennen freie Formen zum Einen als zufällige Formen unter Anderen als Naturformen in unendlicher Vielfalt !

Hier unterscheiden wir Formen, die vom Habitus relativ gleichartig und dennoch individuell in Erscheinung treten und beurteilen diese in der speziellen Gestaltungslehre als Bewegungsformen oder – Geltungsformen. Des Weiteren gibt es aber auch Solitärformen, Einzelformen mit besonderer Prägung, die als Ausgangsform, dann auch als Grundform bezeichnet, als Hauptelement eines Werkstücks oder Objekts fungieren können. Wir müssen diese als Besonderheiten erkennen, eventuell separieren und gestalterisch sinnvoll einsetzen. Beispiele hierfür sind ein Termitenstamm, ein besonderes Stück Rinde, ein Agavenblatt, ein eindrucksvolles Stück Treibholz oder sowie konstruierte Formen darunter auch stilisierte Formen.

 

3.9 Form

ist das äußere Erscheinungsbild einer vorhandenen, entstandenen oder gestalteten Sache. Sie entsteht durch die äußere Abgrenzung, bzw. Umgrenzung. Nach ihrem Verlauf kann sie z.B. als rund oder eckig, linear oder flächig bezeichnet werden. Der Kreis, das Dreieck und das Quadrat sind die geometrischen Grundformen. Das Erscheinungsbild der Form wird jedoch durch die weiteren Ausdrucksmittel Farbe und Struktur beeinflusst und mitgeprägt. Als ein Wirkungsfaktor steht der Begriff Form jedoch nur für die äußere Gestalt, den Umriss. Zum einen für die Einzelform, zum anderen auch für die Gesamtform, z.B. eines floristischen Werkstücks. Hier sprechen wir dann von einer kompakten, relativ geschlossenen Form oder von einer lockeren, aufgebrochenen Umrissform. Oder aber die Freiräume sind so groß, das wiederum die Einzelform voll für sich wirkt und mehrere solcher Formen individuell den Umriss der Arbeit prägen. Bei formal-linearen Werkstücken ist dies meist der Fall. Mitunter bezeichnet man eine körperliche Form auch als Gestalt. Eine Gestalt ist ein Zusammenschluss mehrer gleicher oder verschiedener Formteile, die als Ganzes wahrgenommen werden. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von der äußeren Gestalt oder Form einer Sache.

Eine Gestalt ist also ein geformtes Gebilde, deren äußere Form, durch mehrere Teile die optisch in Erscheinung treten gegliedert ist. Sie ist meist vielfältig und doch in einer bestimmten Art geordnet und überschaubar. Im Zusammenspiel ihrer Formteile stellt die Gestalt ein einheitliches Ganzes, ein Formgefüge dar, z.B. ein Bauwerk, ein Brautschmuck, ein Gesteck oder eine Pflanze. Bei der Pflanze sehen wir z.B. bei der Rose zuerst die Gesamterscheinung, erst dann werden Blüten Knospen, Blätter, Stiele, Stacheln und eventuell Fruchtstände oder gar die Wurzeln wahrgenommen.

Das wir beim Betrachten nicht die einzelnen Formteile sofort sehen, hat viele Gründe. Durch das Sehen werden unter anderen im Gehirn Impulse ausgelöst, die Neues mit bereits im Gedächtnis Vorhandenem verbinden. Es ist also eine Art von Intelligenz, die bewirkt das Eindrücke von außen sich im Gedächtnis festsetzten und schon bei flüchtiger Betrachtung ein Gesamtbild erscheint, ohne das die einzelnen Formteile genauer erkannt, bzw. bewusst werden. Dieser ganzheitliche Vorgang wird auch Wahrnehmung genannt.

Bild zum Thema Form
Form
  • äußeres Erscheinungsbild
  • äußere Gestalt einer Sache
  • kann gegliedert sein!!!

Zusammenfassend kann festgestellt werden, das Formen in mehreren Dimensionen in Erscheinung treten:

  • Das Formelement die kleinste Einheit der Gestaltungselemente. Sie geben dem Formgefüge oder der Gesamtform die Gestalt.
    Summiert oder mit anderen kombiniert ergeben sie eine neue Form.
  • Das Formgefüge als Einzelteil eine Einzelform bestehend aus mehreren Formelementen
    z.B. Mensch, Tier, Pflanze, Baum, Rose
  • Auch mehrere Gesamtformen, beispielsweise Gestecke können in der nächsten Dimension wieder zu einer neuen Gesamtform z.B. als Reihe oder Formation zusammengefügt werden.
    (Siehe auch Seriographie)

Hieraus entstehen für den Gestalter mehrere Möglichkeiten. So können Formgefüge wie eine Rose, die aus mehreren Formelementen zusammengesetzt ist z.B. mit andern Formen oder mit einem oder mehreren Formgefügen eine neue Gestalt bilden, als auch mit gleichen Formen oder Formgefügen eine neue Gesamtform bilden, oder aber durch Vereinzelung des Formgefüges eine neue Form aus Formelementen entstehen lassen. Letzteres bedeutet Blüten, Blätter, Stacheln usw. werden voneinander getrennt und unter anderen gestalterischen Gesichtspunkten, alle oder teilweise, in eine neue Form, oder Formation gebracht.

Bild von Rose
Gesamtform
  • kann eine mehr oder weniger geschlossene oder eine geöffnete,
    aufgelockerte Umrissform haben!
Formation
  • ist das zueinander fügen gleicher Teile in großer Menge unter Berücksichtigung der Gesetzmäßigkeiten. Formation und andere gestalterische Möglichkeiten werden unter dem Begriff Gruppierungsarten ausführlich behandelt, beschrieben und erklärt.
    Zufällige Formen, Naturformen und deren Graduierung, sowie konstruierte- und stilisierte Formen werden auf den nächsten Seiten behandelt.

3.8 Tiefenschichtung

Tiefenschichtung ist die Gestaltung in drei Dimensionen, die eindeutige Erfassung des Raumes in drei Richtungen. Bei der Flächengliederung kann zwar auch eine räumliche Tiefe gegeben sein, jedoch nur in geringem Maße. Durch Tiefenschichtungen werden Räume bewusst, bzw. neue Räume geschaffen. Der bewusste und konsequente Einsatz der Tiefenschichtung ist für fast alle dreidimensionalen floristischen Werkstücke von großer Wichtigkeit. Erst räumliche Überlagerung und oder Überschneidungen lassen Tiefe und Raum einer Arbeit voll zur Geltung kommen.

Mit Überlagerung ist die optische und nur teilweise Überdeckung von Werkstoffen und Material zu verstehen. Das heißt, das hintere bzw. untere Teil, ist von bestimmten Blickwinkeln her, nur teilweise zu sehen. Unterstützt wird die plastische Wirkung durch Hell-Dunkel-Kontraste der Farben und verschiedene Oberflächenstrukturen der floralen und nichtfloralen Gestaltungselemente. Der konsequente Einsatz der Tiefenschichtung lässt alle floristischen Werkstücke plastischer, lebendiger und den Werkstoff viel interessanter zur Geltung kommen.

Tiefenschichtung
  • dreidimensional
  • bewusst räumliche Erfassung

3.7 Raum

entsteht schon, wenn eine Fläche erhöht oder vertieft wird. Wird eine Fläche gebogen oder geknickt erhält sie eine körperhafte, räumliche Wirkung, denn sie deutet einen Raum an oder beansprucht einen Raum. Raum ist immer eine tatsächliche oder eine optische Ausdehnung in alle Richtungen. Es kann begrenzter Innenraum oder unbegrenzter Außenraum und nicht klar begrenzter Freiraum z.B. zwischen zwei Blüten sein. Tatsächliche Räume sind Hohlkörper die allseitig geschlossen sind. Optische Räume dagegen sind durch transparente Gestaltung nur angedeutet und nicht allseitig geschlossen. So kann z.B. schon eine Grundfläche oder zwei Wände zueinander angeordnet Raum fordern bzw. diesen optisch erzeugen. Andere Beispiele wären Latten, Kanthölzer, Stäbe, Röhren oder Säulen (Säulenhalle), die einen Raum begrenzen bzw. durch die ein Raum entsteht. Die Wirkung des Raumes wird von seiner Abgrenzung und seiner Gliederung bestimmt.

Der Maßstab für die Größengestaltung von Raum ist der Mensch. Dinge, die ihm zur Verfügung stehen sollen, werden zu seiner Größe in Beziehung gebracht. Oder der gestaltete Raum im Raum wird zueinander in Bezug gesetzt. Die Größe des Raums kann verschiedene Wirkungen erzielen. So kann sich der Mensch im großen, weiten, offenen Räumen frei oder verunsichert, in engen, kleinen begrenzten Räumen geborgen oder gefangen fühlen. Auch ein gestalteter Raum im Raum kann diesen ergänzen und mit ihm eine Einheit bilden.

Der Gestalter der dreidimensional arbeitet schafft immer neue Räume und wiederum Räume im Raum. Durch jedes hinzufügen von Werkstoff in eine floristische Arbeit entstehen neue mehr oder weniger große Freiräume und damit immer mehr Räumlichkeit. Denn jede gute dreidimensionale Arbeit wird mit der Tiefenschichtung von Elementen agieren.
Tiefenschichtung und damit Betonung des Raumes ist hauptsächlich durch Hell-Dunkel-Werte in den Farben oder aber durch Licht und Schatten möglich. Durch entsprechende Hell-Dunkel-Modellierung lassen sich auch plastische Darstellungen auf einer Fläche schaffen, die wir Räume wirken.

Raum
  • begrenzt oder unbegrenzt
  • geschlossen oder offen
  • immer dreidimensional
  • zwischen Werkstoffen der Freiraum!!!

3.6 Körper

Körper bestehen aus einer oder mehreren Flächen. Sie haben drei Dimensionen, nämlich Länge, Breite und Höhe. Eine Ausnahme bildet hier die Kugel, sie hat nur eine Fläche und man spricht nicht von Länge, Breite und Höhe sondern vom Durchmesser oder Umfang. Geometrische Körper lassen sich unter anderem in Bezug auf Volumen, Oberfläche und Umfang berechnen. Da Körper zum einen aus Flächen bestehen, zum anderen sich dem Betrachter von einer Seite (z.B. im Aufriss) nur eine Fläche zeigt, ist bei unbekannten Objekten ihr räumliches Ausmaß nicht zu erkennen. Körper richtig zu sehen und zu erkennen muss gelernt werden und der Mensch sammelt hierzu von Kind auf Erfahrungen in Form von Vergleichsbildern. So erkennt er dann z.B. anhand der Schattenbildung ob es sich um eine Scheibe oder eventuell um eine Kugel handelt. Auch durch das sehen mit beiden Augen wird das Erkennen von Körpern erleichtert, was jedoch mit zunehmender Entfernung nachlässt, und Objekte immer flächiger erscheinen lässt. Mit der Entfernung verändert sich auch die Größe, d.h. die Sehgröße entspricht nicht mehr der tatsächlichen Objektgröße.

Der Begriff Körper ist eben relativ. Er beginnt beim kleinsten Punkt, der vergrößert zur Kugel wird, z.B. bis hin zur Erdkugel, die im Universum ein sehr kleiner Punkt ist. Die Wirkung eines Körpers geht von seiner Form, Farbe und Struktur aus. Sie, die drei Ausdrucksmittel, entscheiden über das optische Gewicht des Körpers unabhängig vom tatsächlichen Gewicht. Die Form kann durch die Größe in ihrer Wirkung beeinflusst werden. Große Körper wirken nicht nur auffälliger, sondern auch wuchtiger, mächtiger und damit optisch schwerer. Helle Körper mit glatten glänzenden Oberflächenstrukturen wirken leichter als solche mit dunklen, tiefen, matten Oberflächen. Die stärkste Wirkung geht also von der Materie aus. Wir sind geneigt, aus der Entfernung heraus einen Körper als schwer oder leicht, stabil oder statisch zu beurteilen. Der Betrachter berücksichtigt die Eigenart des Materials (Holz, Metall, Stein, Glas, Ton, Kunststoff usw.) und entwickelt daraus eine mögliche Körperform. Wird das Material in eine Form gezwungen, die ihrem Wesen nicht entspricht, sprechen wir von einer nicht materialgerechten Arbeit bzw. Körper. Die ursprüngliche Oberflächenbeschaffenheit wirkt daher meist auch ehrlicher und wirkungsvoller als ein deckender Überzug aus einem anderen Material.

Körper können Gebilde sein die einen Raum umschließen, also Hohlkörper, z.B. Behälter, Gefäße, und Schränke oder aber es sind Gebilde die aus einer Masse sind bzw. eine Masse enthalten. Letztere bezeichnen wir im Gegensatz zu den Hohlkörpern als Vollkörper, wobei diese Unterscheidung von der gestalterischen Wirkung und dem optischen Gewicht nur selten von Bedeutung ist. Die geometrische Grundformen Kugel, Quader, Würfel, Kegel, Zylinder, Pyramide sind dreidimensionale Erweiterungen der Flächenformen Kreis, Dreieck, Quadrat. Ausdruck und Wirkung sind von der Flächenform abhängig bzw. werden durch sie geprägt.

Durch die dritte Dimension wirkt die Kugel dynamischer als die Kreisfläche und erscheint optisch bewegt. Sie ist eine allseitig gleiche, vollkommene Form. Kegel und Pyramide sind standfeste, jedoch zugleich aufstrebende Formen, die sich typischerweise nach oben verjüngen. Auch der Würfel erhält im Vergleich zur Quadratfläche noch mehr Statik und eine lastende sowie ruhende Wirkung. Ein Würfel der auf der Basis ruht, ist auf die Erdoberfläche und ihre waagerechte bezogen. Kubische Körperformen besitzen die größte Standfestigkeit und lassen sich am besten aneinanderfügen und stapeln. Freiplastische Körper wie Mensch, Tier, Pflanze haben jeweils ganze individuelle Persönlichkeitsformen. Letztere, die pflanzlichen Formen werden als Naturformen, unter dem Thema Wachstums- und Bewegungsformen sowie als Geltungsformen ausführlich auf ihre Wirkung und Aussagekraft hin behandelt.

Körper sind
  • dreidimensionale,
  • freiplastische oder geometrische Gebilde
  • haben immer eine Form, Farbe und eine Oberflächenstruktur bzw. Textur!!!

3.5 Flächengliederung

Flächengliederung ist die Teilung bzw. Einteilung oder Aufteilung, also Gliederung einer Fläche. Vom Umriss bzw. ihrer Form her sind Flächen vorbestimmt. Ein Blatt Zeichenpapier ist eine solche Fläche mit rechteckigem Umriss. Schon durch einen Punkt oder Strich lässt sie sich gliedern. Sie ist dann optisch unterteilt in einen Teil über, unter, rechts und links neben den Punkt oder Strich. Somit ist die Fläche auf einfachste Weise unterteilt.

Das Wesen der Flächengliederung sind ihre zwei Raumausdehnungen. Während die Mehrzahl floristischer Arbeiten dreidimensional ist, wird die Flächengliederung theoretisch nur zweidimensional sein. Theoretisch nur deshalb, da mit floralen Werkstoffen eine räumliche Tiefe bereits gegeben ist. Somit ist der Übergang von Flächengliederung und Arbeiten mit Tiefenschichtung sehr fließend und von den Größenverhältnissen abhängig.

Typisch für Flächengestaltung sind Floral-Collagen und Strukturarbeiten in Fries-, Rechteck-, oder anderen flächigen Formen. Wichtig ist hierbei jedoch, dass die räumliche Tiefe, die durch die Gestaltung mit plastischen, räumlichen und somit dreidimensionalen Werkstoff und Material entsteht, einer extremen Großflächigkeit gegenübersteht. Als Gruppierungsarten kennen wir auch hier sehr unterschiedliche Möglichkeiten wie z.B. die Streuung, die Streuung mit Schwerpunkt, die Formation, die asymmetrische 2er u. 3er Gruppierungen, die Reihe, die Wiederholung von Reihen als Flächenmuster oder aber das Gliedern von Teilflächen. Letzteres kann durch Gruppierungen aber auch durch z.B. einfache symmetrische Abgrenzung geschehen. Da auch Körper, wie wir wissen aus Flächen bestehen, ist der Begriff Flächengliederung auch unter diesem Gesichtspunkt relativ. Am Beispiel der Kugel, die nur aus einer Fläche besteht, wird dies am besten bewusst. Schon die geringsten Höhenunterschiede, die bei einer Flächengliederung je nach Blickwinkel zu sehen sind, bewirken ein räumliches Erscheinungsbild.

Foto von gebogenen Ästen in Rahmen gesponnen
 Flächengliederung
  •  Unterteilung
  • jede Gestaltung gliedert die Fläche.
  • typ. Floral-Collagen

3.4 Fläche

Eine Fläche ist eine Erscheinung in einer Ebene. Länge und Breite sind ihre zwei Dimensionen. Die Größe der Fläche wird festgelegt durch ihren tatsächlichen oder optischen Umriss. Die Größenwirkung richtet sich wie bei Punkt und Linie nach dem Umfeld und dem Vergleich. Auch hier spielt wieder die Entfernung des Betrachters für die Größenbeurteilung eine Rolle.

Der Umriss entscheidet über die Form und bei allen Arten der Flächenbildung hebt sich die Flächenform durch Hell-Dunkel Unterschiede, den Farbton, oder durch die Struktur vom Umfeld ab. Dieses Umfeld, Hinter-oder Untergrund kann ebenfalls eine Fläche sein. Der Übergang von Flächen zu Körpern ist fließend und es ist relativ, bzw. Empfindungssache, wann die dritte Dimension beginnt. Neben Flächen die eine unbestimmte, frei verlaufende Umgrenzung haben, gibt es fest umrissene, klare, strenge Flächenformen. Die drei geometrischen Grundformen sind der Kreis, das Dreieck und das Quadrat.

Flächen sind
  • zweidimensional
  • nicht räumlich?!
  • flach oder räumlich wirkend
  • schlicht oder gegliedert
  • eventuell Teile von Körpern
  • und können Räume optisch oder tatsächlich bilden!!!

Kreis…

Er ist die klarste Grundform, denn er ist allseitig gleich. Er ist ohne Anfang und Ende und damit ein Symbol der Unendlichkeit. Der Kreis steht für die stetige Bewegung, aber auch für das Gefühl der Entspanntheit und der sammelnden Kraft. Der rundum geschlossene Kreis wirkt ruhig und bewegt zugleich und stellt eine markante eigenständige Form, wie z.B. Sonne, Rad, Kranz dar. Formen von gebogenen, runden Charakter wie z.B. Ellipse, Eiform, Parabel und Bogen sind Formableitungen oder Ausschnitte des Kreises.

Abbildung von Kreis

Dreieck…

Es erhält durch seinen spitzen Winkel und die charakteristischen Schrägen seinen Grundcharakter. Entsprechend der Bewegung und der Gegenbewegung der geknickten Linie in seiner Umrissform, gehen Spannung und Dynamik vom Dreieck aus. Es wirkt je nach Winkel (gleichseitig, gleichschenklig oder ungleichseitig), mehr oder weniger spitz und dynamisch. Es benötigt daher viel Freiraum im Gegensatz zu anderen Grundformen wirkt es richtungweisend und erhält damit seine Aktivität. Das Dreieck ist die optisch leichteste Grundform, dessen Charakter durch helle Farben und glatte Strukturen gestalterisch am besten entsprochen wird.

abbildung von dreieck

Quadrat…

Als Viereck mit gleichen Seiten und gleichen Winkeln ist es eine klare, ausgeglichene Form. Seine beiden Hauptrichtungen in der Senkrechten und in der Waagerechten gleichen einander aus. Es wirkt schwer und statisch, wenn es auf der Seite als seiner Basis ruht, was auch seiner typischen Form entspricht. Auf eine Ecke gestellt, verliert es seinen schweren, lastenden Ausdruck. Es ist Symbol für die Materie, das Konstruierte und die harte Begrenztheit. Entsprechend ist es in dunkler Farbgebung und klaren Farben bestens interpretiert. Das Rechteck, das Kreuz und viele andere Formen mit dem rechten Winkel lassen sich vom Quadrat ableiten, bzw. haben ähnliche Aussagekraft.

Abbildung von Quadrat
Kreis, Dreieck u. Quadrat
  • sind die geometrischen Grundformen!!!

3.3 Linie

Wir unterscheiden zwischen der konstruierten und der freien Linie als den zwei charakteristischen Erscheinungs- bzw. Darstellungsformen. Konstruierte Linien sind geplant und können berechnet werden. Sie wirken klar und ordentlich. Von ihnen geht der Ausdruck der Regelmäßigkeit aus. Freie Linien haben einen lebendigen Bewegungsablauf, der durch ihren unregelmäßigen Rhythmus entsteht. In der Natur sind freie Linien ständig anzutreffen. Als Beispiel seien hier die Zweige der Korkenzieherweide und –hasel genannt, sowie die lineare Erscheinung vieler Äste, Wurzeln und Ranken. Aber auch die verschiedenen Bewegungen und Linienführungen vieler Blattadern sind hier erwähnenswert. Unregelmäßig bewegte Linien haben eine starke Eigenaussage und es gibt unendlich viele spannungsreiche Möglichkeiten des Linienverlaufes. Die Wirkung von Linien kann je nach Verlauf sehr unterschiedlich sein. Der charakteristische Ausdruck wird von ihrer Form und deren Richtung bestimmt. Die gerade, die geknickte und die gebogene Linie sind die Grundformen. Gerade Linien erscheinen starr und streng, Geknickte wirken hart und widerstandsfähig, Gebogene werden als weich und bewegt empfunden.

In der Floristik spielt die Linie, die ja eine Form ist eine wichtige Rolle. Die Anordnungsart, also die sichtbare Linienführung der Werkstoffe und Materialien prägen stark die Wirkung des Werkstücks. Wir unterscheiden hier zwischen radialer, paralleler und überschneidender Anordnung. Je nach Verlauf der Linie und Stellung zum Raum unterscheiden wir dann noch zwischen vertikaler, horizontaler, und diagonaler Richtungsdynamik. Die Senkrechte wirkt aufstrebend und aktiv, während die Waagerechte ruhig, entspannt und passiv wirkt. Die Diagonale dagegen wirkt bewegt und lebendig, denn von ihr geht für das Auge ständige Bewegung aus.

Linien können plakativ an Flächen gebunden sein oder sie können Gestaltungselemente in Form von Stielen, Ästen, Stäben, Fäden, Drähten usw. sein. Während die einzelne Linie eine selbstständige Bewegungsform sein kann, oder als Umriss eine Form umschreibt, können mehrere Linien eine Fläche oder einen Körper bilden. Größen werden immer relativ im Vergleich zu ihrer Umgebung gesehen. Daher wird die Linie immer in Relation zu anderen Teilen beurteilt und entsprechend als lang oder kurz, breit oder schmal bzw. dick oder dünn bezeichnet. Die Länge ist maßgebend für Größe der Linie, denn ihre Stärke, Breite kann sich nur im Verhältnis zur Länge geringfügig verändern. Je dünner sie ist, desto länger wirkt sie. Mit zunehmender Breite wird die Linie je nach Umfeld zum Band, zum Streifen und damit zur Fläche.

Linien können
  • konstruiert oder frei sein
  • begrenzen oder erweitern
  • plakativ oder plastisch
  • richtungweisend sein
  • eine dominante Richtungsdynamik erzeugen!!!

3.2 Punkt

Das kleinste vom menschlichen Auge erkennbare Formelement ist der Punkt. Er ist unveränderlich in seiner Form, da er ohne Ausdehnung ist und keine Bewegung von ihm ausgeht. Der Punkt ist die geringste Anwesenheit. Er ist das Prinzip des Elementes. Jedes Element kann punktuell angewandt werden. Nichts geschieht, das nicht an irgendeinem Punkt begönne. Er wird gesetzt und erhält damit eine klare Position. Oder er entsteht durch die Entfernung des Betrachters, denn von der Ferne wird jede Form, ja selbst ein Körper zum Punkt. In Relation zu seinem Umfeld wirkt er immer klein. Tritt er größer in Erscheinung wird er zur Fläche. Dieser Übergang vom Punkt zur Kreisfläche ist fließend, denn die Wirkung ist abhängig vom Raum oder der Grundfläche bzw. den anderen Formen im Vergleich.

Das menschliche Auge ordnet oder bestimmt die Erscheinung und Wirkung immer im Vergleich zu anderen Dingen. Mehrere Punkte, die relativ dicht in mehreren Richtungen nebeneinander liegen, ergeben optisch eine Fläche. Liegen die Punkte unterschiedlich dicht nebeneinander so entsteht ein Bild, denn je nach Anordnung der Punkte entstehen Hell-Dunkel-Kontraste. Die Punkte sind dabei so klein und liegen so nahe nebeneinander, dass das Auge sie nicht mehr voneinander trennen kann. Liegen die Punkte in nur einer Richtung nebeneinander verbindet unser Auge sie unwillkürlich zu einer Linie.

Der Punkt kann
  •  Einzel u. Dominant stehen
  • Linien und Formen bilden
  • Flächen erstellen und oder gestalten
  • Formen bilden und schmücken
  • Raum schaffen u. Dimensionen erweitern !!!