Floristik-Design-Fachbuch

7.12 Graduierung

Die Möglichkeit der Graduierung erweitern den Handlungsspielraum des Gestaltenden, ohne die Grundprinzipien der Gestaltungslehre in Frage stellen zu müssen. Die Graduierung ist in der Floristik in vielen Bereichen möglich, sollte jedoch nur von den Gestaltern angewandt werden, die die Grundprinzipien der Gestaltungslehre beherrschen. Es ist die Darstellung schrittweiser Veränderungen von z.B. Proportionen, Umrissformen und Mengenverhältnissen, wie Farbmengen und vielem mehr in stetiger Abfolge. Auch die Ordnungsarten, die Anordnungsarten oder Gruppierungsarten können stufenweise verändert werden. Bei letztgenanntem kann z.B. eine strenge Formation in eine freie übergehen und in einer Streuung mit Schwerpunkt enden. Die Stetige Reihe ist hier die typische Gruppierungsart der Gefäße, wobei auch die strenge Formation möglich ist. In beiden Fällen entsteht ab einer gewissen Anzahl gleicher Gefäße eine Seriographie. (Siehe nächste Seite)

Graduierungsdarstellungen sind jedoch nur dann gut gestaltet und ein gutes Lehrbeispiel, wenn die mittlere, also die fifty-fifty Variante nicht angestrebt wird. Eine Proportion 50% Gefäß und 50% Füllung ist ebenso schlecht wie ausgeglichene Farbmengen. Dies gilt noch mehr bei Graduierungen von verschiedenen Gestaltungsarten, welche im nächsten Absatz beschrieben werden.

Foto von Blumen
Graduierungen
  • schrittweise Veränderungen

Gestaltungsarten und deren Graduierung

Eine besonders interessante und Gestaltungsspielräume erweiternde Möglichkeit ist die Graduierung der Gestaltungsarten. Neben der Darstellung als Seriographie ist es auch hier möglich, nur zwei Arbeiten gegenüber zu stellen. So kann ein Werkstück zu 70% formal-linear, zu 30% dekorativ sein, das Andere eine umgekehrte Wertigkeit zeigen. Auch zwischen vegetativ-klassisch und dekorativ, sowie zwischen graphisch und dekorativ gibt es Graduierungsstufen, die zur Gegenüberstellung geeignet sind, oder auch als Einzelwerkstück gezielt gestaltet werden können. So können wir, mit entsprechendem Fachwissen ausgestattet, Werkstücke arbeiten, die z.B. 70% graphisch u. 30% dekorative Wirkung ausstrahlen. Auch 90% zu 10% oder 80% zu 20% sind bei den letzt genannten bzw. bei dekorativ und formal-linear möglich.

Eine 60:40 Lösung oder gar ein Verhältnis von 50:50 sollte auf alle Fälle vermieden werden! Auch erscheinen uns Graduierungsstufen zwischen den drei vegetativen Gestaltungsarten wenig sinnvoll. Unmöglich ist die Graduierung der formal-linearen und der graphischen Gestaltungsart, da diese völlig wesensfremd und total gegensätzlich sind.

Foto von Blumen
Gestaltungsarten „graduiert“
  • zwischen graphisch und formal-linear nicht möglich!