Floristik-Design-Fachbuch

7.9 Graphisch

Graphisch ist die jüngste der Gestaltungsarten, die der Moderne. Sie ist aus der „Parallelgestaltung“ entstanden und hat sich im Laufe der Jahre zu einer eigenständigen Gestaltungsart entwickelt. Die „parallele“ Anordnungsart ist weiterhin die eine Möglichkeit, „überschneidend“ ist eine Weitere. Die Gestaltungselemente werden von ihrer sichtbaren Linienführung entweder überschneidend oder parallel angeordnet und erhalten hierbei eine dominante Richtungsdynamik. Diese stellt ein wichtiges Kriterium für das Wesen dieser Gestaltungsart dar und ist für deren klare Wirkung ein wesentlicher Faktor. Entscheidend ist die Auswahl einer klaren, strengen Form, die auch lineare Wirkungsanteile hat. Beispielhaft seien Alium, Kniphofia, Calla, Equisetum und Strelizie als florale Gestaltungselemente genannt. Aber auch farbige Rund- oder Kanthölzer, gebleichte Äste, Metall- oder Kunststoffstäbe um nur einige zu nennen sind möglich.

Wichtig ist die Entscheidung für nur eine Sorte in großer Menge, der dann eine bedeutend kleinere Menge gegenüber steht. Die kleinere Menge, meist aus zwei verschiedenen Arten, wiederum in unterschiedlicher Menge, muss einen großen Kontrast zur dominant graphisch wirkenden Hauptmenge bilden. Die geringeren Anteile steigern die Mehrzahl der konstruiert und streng wirkenden Formen und erhöhen somit deren Wirkungsgrad. Es ist das klassische Wechselspiel von Summierung und Reduzierung. Eine der reduzierten Formen bildet meist den Akzent, auf den nur ganz selten zu verzichten ist. Die Ordnungsart ist die Asymmetrie, wobei auch die Symmetrie als Block im Umriss eine Möglichkeit darstellt. Als Gruppierungsarten sind sowohl strenge und freie Formationen, als auch Streuungen mit und ohne Schwerpunkt typisch. Der natürliche Wachstums- und Bewegungsrhythmus, empfundene Soziologie und Geltungsanspruch werden nur bedingt berücksichtigt.

Das Milieu der „floralen“ und „nichtfloralen“ Gestaltungselemente ist ein wichtiges Kriterium, zumal zum Wesen dieser Gestaltungsart eher Dinge aus dem edlen, eleganten Bereich passen. Es ist die einzige Gestaltungsart bei der die Möglichkeit besteht die „nichtfloralen“ Gestaltungselemente in der Dominanz wirken zu lassen. Jedes Gestaltungselement hat seinen individuellen Ausgangspunkt, eventuell in einem Gefäß, das dann stark mitwirken kann. Hier kann dann auch der Moderne entsprechend die Technik gestalterisch sichtbar eingesetzt werden.

graphisch
  •  eine klare Form mit linearem Teil als Hauptmenge, kombiniert mit einer oder mehreren bedeutend kleineren Menge bzw. Mengen in größtmöglichem Kontrast
  • überschneidend oder parallel in der sichtbaren Linienführung, immer mit dominanter Richtungsdynamik
  • totales Gegenteil zur formal-linearen Gestaltungsart !!!