Floristik-Design-Fachbuch

8.6 Überschneidende Gestaltung

Überschneidende Gestaltung ist das Gegenteil von paralleler Gestaltung. Die Anordnungsart überschneidend steht im Vordergrund. Wir können grundlegend zwischen Überschneidungen in ähnlicher Stellung und Winkel oder solchen die in allen Richtungen „kreuzen“ unterscheiden. Im ersten Fall hat das Werkstück dann eine dominante Richtungsdynamik, im letzteren entsteht meist keine.

Im Gegensatz zu parallel ist hier auch die formal-lineare Gestaltungsart mit individuellen Ausgangspunkten möglich. Hierbei verlaufen die einzelnen Linien in verschiedenen Neigungswinkeln vom einen zum anderen Gefäßrand oder darüber hinaus. Wichtig hierbei ist jedoch, dass die geometrische Mitte des Gefäßes gemieden wird, bzw. hier der größte Freiraum entsteht. Reduziert und mit entsprechender Auswahl als formal-lineare Arbeit, summiert als dekorative Gefäßfüllung gestaltet, beides ist möglich. Auch Graduierungen sind hier möglich. Überschneidungen, in der Anfangszeit der Floristik vermieden, bekommen immer mehr Bedeutung und gestalterischen Stellenwert. Wie die Skizze als ein Beispiel zeigt, kann auch eine teilweise parallele Anordnungsart durch viele dominante Überschneidungen diese Thematik zum Ausdruck bringen. Als Gestaltungsthema treten die Überschneidungen nicht vereinzelt sondern immer als Summierungen mit hohem und dominantem Wirkungsgrad auf. Die bedeutend größere Menge ist überschneidend angeordnet. Formationen oder Streuungen mit Schwerpunkt/en sind die gängigen Gruppierungsarten.

Auch asymmetrische 2er und 3er Gruppierungen in Summierung sind je nach Zielsetzung des Gestalters sinnvoll. Die Gestaltungselemente überschneiden sich im spitzen Winkeln, typischer Weise in der Asymmetrie als Ordnungsart. Auch andere Winkel sind im Einzelfall möglich, der rechte Winkel sollte jedoch mit natürlichem Werkstoff vermieden werden. In den vegetativen Gestaltungsarten ist es ideal, die Überschneidungswinkel so zu variieren, dass sie zufällig wirken. Im dekorativen und im graphischen können sie mehr geplant und eventuell auch konstruiert erscheinen. Im Gegensatz zum parallelen bieten sich hier auch Konstruktionen an, bei denen die Teile überschneidend befestigt sind und die Technik gestalterisch mitwirkt. Überschneidend zählt ebenso wie parallel nicht zu den Gestaltungsarten. Als Anordnungsart jedoch ein wichtiges Gestaltungskriterium und daher gut geeignet als Thematik oder Ausgangsidee floristischer Werkstücke.
Zudem bewusst „überschneidend“ zu gestalten, bei intensiver Betrachtung der Natur, dem Gestalter unendlich viele Möglichkeiten eröffnet.

Zeichnung von Pflanzen
Überschneidende Gestaltung
  • die Mehrzahl der Linien kreuzen bzw. überschneiden sich je nach Blickwinkel mehr oder weniger stark
  • keine Gestaltungsart, sondern eine Anordnungsart
  • kann die Zielsetzung oder Thematik im Werkstück sein. – in fast allen Gestaltungsarten summiert in den Anderen reduziert möglich !