Floristik-Design-Fachbuch

13.4 Jugendstil

Die Hauptperiode des Jugendstils umfasst die Zeit vom letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts bis ca. 1920. Ihren Namen erhielt diese Stilrichtung nach der Münchener Kunstzeitschrift „Jugend“. Künstlergruppen, die das Herkömmliche und Überladene des Historismus ablehnten formierten sich und schufen diese neue Stilrichtung. In Wien wird die „Wiener Sezession“ gegründet. Sezession steht für die Loslösung junger Künstler von den traditionellen Schulen der freien und angewandten Kunst. Charakteristisch sind lineare, oft asym. Ornamente floralen oder geometrischen Ursprungs. Deutlich ist die Neigung zu Verfremdungseffekten zu erkennen. Phantasie und Sinnlichkeit wurden so in den Vordergrund gerückt.

Die Betonung des Jugendstils bezieht sich auf die Kunst der Linie. Blumenmotive sind von großer Bedeutung. So sind Heckenrosen, Seerosen, Lilien, Lianen beispielsweise voller Spannung und werden pflanzenähnlich stilisiert, fantastisch bis sinnlich überspannt dargestellt. Tiermotive wie Schwäne und Flamingos lassen sich ebenfalls leicht in Linien umwandeln und sind daher beliebte Motive. Die Künstler gehen von der Gesamtgestaltung des Lebensraumes aus, das bedeutet die gesamte Innenraumgestaltung muss im Zusammenhang mit den Möbeln und den anderen Haushaltsgegenständen gesehen werden. Zur Dekoration der Innenräume gehören neben Möbeln auch Glas- und Keramikgefäße sowie Textilien, Lampen, Spiegel, Kacheln und vieles mehr. Die Individualität im Handwerk wird gefördert und es entsteht die Arts- und Craftsbewegung, welche sich gegen jegliche maschinelle Fertigung auflehnt.

Blumenkunst im Jugendstil

In Frankreich spricht man von Art Nouveau. Die Künstler treten für den Bau menschenwürdiger und wohnlicher Mietshäuser ein. Sie wollten die Menschen positiv beeinflussen, indem sie die Kunst auf Gebrauchsgegenstände übertragen. Für die breite Masse blieb dies jedoch unerschwinglich. In dieser Zeit entstanden auch die so genannten Schrebergärten, die zur Selbstversorgung der Arbeiter und deren Erholung gedacht waren. Der Name geht auf den Arzt Schreber zurück, der die heilsame und nützliche Gartenarbeit propagiert hat.

Hauptvertreter der Künstler dieser Zeit sind Gustav Klimt, Ferdinand Hodler, Charles Rennie und Albert von Keller. Die Architekten verwenden vor allem Baumaterialien wie Eisen und Glas, wodurch neue Gebäudekonstruktionen ermöglicht werden. So entstehen u.a. der Eifelturm in Paris u. der Kristallpalast in London. Viele Jugendstilbauten weisen ein neues Raumgefühl auf, dessen Grundlage das funktions- u. materialgerechte Bauen ist.

So vielfältig der Jugendstil sich darstellt, so war auch der Blumenschmuck dieser Zeit. Es gelang Blumen mit starken Stielen zu züchten wie zum Beispiel die Lilie. Somit konnte man auf Draht zur Stärkung der Stiele verzichten. Für die Fertigung von Kränzen oder anderen Formen ermöglichte der Draht jedoch vielfältige technische Möglichkeiten die bis heute genutzt werden.

Gärten wurden von den Architekten in ihre Entwurfsplanung mit einbezogen damit eine enge Verbindung zwischen Haus und Garten entstehen sollte. Denn die Gesamtgestaltung des Lebensraumes und die Verschmelzung zwischen bildender und angewandter Kunst hatte oberste Priorität im Jugendstil!

Blumenstrauß im Jugendstil
Jugendstil
  • Kunst der Linie
  • Pflanzen und Tiermotive
  • Gartenreform
  • eine ganzheitliche Verbindung von Garten und Haus
  • Gesamtgestaltung des Lebensraums.