Floristik-Design-Fachbuch

11. Zeichen

11.1 Zeichentechniken

Es gibt unendlich viele verschiedene Möglichkeiten, in der Gestaltung, bzw. in der Floristik, Entwürfe, Ideen, Vorschläge und Planungen zeichnerisch auf Papier zu bringen. Neben dem Schmierzettel, der legendären Serviette beim Italiener, gibt es unendlich viele Bildträger bzw. Papierarten, wobei Skizzenblocks oder zumindest festeres Papier ratsam sind. Auch bei der Wahl der Zeichentechniken, den Malgeräten u. Farbarten sind die Möglichkeiten und deren Kombinationen schier endlos. Da es meist schnell gehen muss und aufwendige Entwürfe in der Floristik nicht im wirtschaftlichen Verhältniss stehen, ist das skizzieren mit Tuschestift, Bleistift oder Kohlestift am naheliegensten. Der wasserfeste Tuschestift (Finepen) hat den Vorteil, dass man die Skizzen auch mit Wasser- oder Aquarellfarbe kolorieren kann und sie damit eventuell aufwertet. Auch ist die Kombination mit dem Kohlestift eine gute Möglichkeit um dem ganzen mehr Ausdruck zu verleihen. Das Skizzieren, Colorieren und das Plan- bzw. Entwurfszeichnen, letzteres für die Floristmeisterprüfung relevant, wird auf den nächsten Seiten detailliert beschrieben.

11.2 Skizzen

Skizzieren ist das schnelle, andeutungsweise Darstellen von Ideen, Vorschlägen, Konzepten oder nur eine Darstellung für den ersten Überblick. Skizzieren hat Tradition, die ältesten Skizzen sind Höhlenmalereien. Skizzen sind Handzeichnungen ohne Lineal und Zirkel. Sie sind das Gegenstück zu technischen Zeichnungen. In der Floristik ist es oft die zeichnerische Grundlage für ein späteres Werkstück oder Dekoration. Entwürfe für Raum-, Tisch-, Hochzeitsschmuck oder Darstellungen für Altar- und Trauerfloristik, bis hin zu objekthafter Gestaltung sind denkbar. Zweck einer Skizze kann es sein, Ideen für sich zu fixieren, etwas als Beispiel für den Lernenden darzustellen, oder zur Präsentation gegenüber dem Kunden.

Skizzieren legt keinen Wert auf Genauigkeit, sondern es kommt auf die markante Darstellung an. Es braucht keine exakten Proportionsverhältnisse, ja sie können sogar etwas überzogen dargestellt werden. Auch das maßstabsgetreue Zeichnen, wie bei der Plan- bzw. der Entwurfszeichnung ist nicht unbedingt erforderlich. Das wichtigste Element der Skizze mit Bleistift sind Linien, durch die Stiele und Umrisse gemalt sowie Schatten erzeugt werden. Sehr weiche u. mittlere Härtegrade sowie tiefschwarze Bleistifte eignen sich am besten für das zeichnen von Skizzen, Studien und Entwürfen. Natürlich ist auch ein skizzieren mit Buntstiften oder Aquarellfarbe möglich. Wobei das direkte Skizzieren mit Wasserfarbe viel Übung und entsprechende Werkzeuge benötigt werden. Ein fester, dünner, harter Pinsel oder eine entsprechende Feder sind hier gut geeignet. Es wird mehr oder weniger perspektivisch gezeichnet, was natürlich vom Können des Einzelnen abhängt und mit Üben verbunden ist.

Skizze von Formen
Skizzieren
  • mit wenigen aussagekräftigen Strichen Wesentliches herausstellen.

11.3 Colorieren

Es gibt verschiedene Techniken und Möglichkeiten die Skizze oder den Entwurf (Planzeichnung) mit Buntfarbe aufzuwerten und damit eventuell die Darstellung in ihrer Aussagekraft zu steigern. Es sollte kein Ausmalen im klassischen Sinn, sondern ein gestalterisches andeuten der Farbgebung sein. Das heißt, die einzelnen Flächen werden nicht exakt bis zur jeweiligen Begrenzungslinie „ausgemalt“, sondern die Farbe wird mit entsprechenden Übergängen großzügig und teilweise nur andeutungsweise platziert.Wichtig sind hell-dunkel Abstufungen auch innerhalb eines Farbtons. Hierdurch entsteht Lebendigkeit, Tiefenwirkung und somit Räumlichkeit in der Zeichnung. Da es sich um eine verkleinerte Darstellung (eventuell im Maßstab) zum späteren Original handelt, muss dies auch bei der Farbgebung berücksichtigt werden. Die Farben sollten von ihrer Sättigung auf alle Fälle schwächer gewählt werden, als sie später im Originalwerkstück in Erscheinung treten. Dies ist sehr gut mit „Wasserfarben“ möglich, aber auch „Buntstifte“ sind einsetzbar.

Wasserfarben, die eigentlich bessere Variante hat allerdings den Nachteil, dass die Zeichnung Konturen aufweisen muss, die nicht mehr verwischt werden können. Da dies bei Bleistiftzeichnungen nicht voll gewährleistet ist, müssen diese zunächst dünn mit wasserfester Tusche nachgezogen werden. Buntstifte können zum Einen direkt eingesetzt werden, was aber zu einem „ausmalen“ im negativen Sinn verführt, oder aber es können nur die Farbpigmente benutzt werden. Hierzu werden mit einem scharfen Messer oder Schmirgelpapier Farbpigmente bzw. Farbpuder hergestellt, die dann mit kleinem Tuch, Schwamm oder den Fingern auf die Zeichnung aufgetragen werden. Auch das Colorieren mit bunter Kreide ist eine weitere Variante, wobei hier anschließend, wie auch beim Kohlestift, Fixierspray zum Einsatz kommen muss. Die Farbigkeit sollte insgesamt so gewählt werden, dass sie das Wesentliche, das Markante des Entwurfs gesteigert wird und in etwa die Farbmengenverhältnisse widergespiegelt werden.

farbige Aquarell Zeichnung von Blumen
colorieren
  • lat. colorare
  • färben, bemalen monochromer Darstellungen.

11.4 Planzeichnen

Planzeichnen und Entwurfszeichnen kommen im floristischen Alltag eher selten zum Einsatz. Der Aufwand steht in den meisten Fällen in keinem Verhältnis zum wirtschaftlichen Nutzen. Für die Aus- u. Weiterbildung sind Planzeichnungen jedoch ein gutes Mittel, Themen wie z.B. Raumschmuck zu erarbeiten und entsprechende Lernziele zeichnerisch zu bewältigen und zu verinnerlichen. Auch bei Florist- u. Floristmeisterprüfungen ist je nach Standort und Prüfungsbestimmungen diese Art von Zeichnungen prüfungsrelevant. Planzeichnung und Entwurfszeichnung sind unterschiedlich in ihrer Zielsetzung und Ausgestaltung. Eine Planzeichnung wird nicht perspektivisch gezeichnet, was bei der Entwurfs- oder Präsentationszeichnung typisch ist. Die Planzeichnung zeigt alle Details, exakte Stückzahlen und dient als konkrete Vorlage. Die Entwurfszeichnung dagegen soll die dahinter stehende Idee möglichst prägnant transportieren und lässt dem Gestalter bei der Ausführung noch genügend Spielräume.

Der Florist wird in den meisten Fällen eine Kombination aus Plan- und Entwurfszeichnung anfertigen, die wir nachfolgend als „Entwurfsplanzeichnung“ bezeichnen und entsprechend auch Grundlegendes erklären. Sie ist nicht perspektivisch, sondern benutzt eine Aufriss- u. Grundrissdarstellung zum besseren Verständnis der räumlichen Gegebenheiten. Sowohl im Aufriss als im Grundriss werden jedoch nur so viel Elemente und Werkstoffe eingezeichnet, wie sie zur prägnanten und gestalterisch interessanten Darstellung nötig u. sinnvoll sind.

Plankoblatt für Planzeichnung

Des Weiteren sollte eine solche floristische „Entwurfsplanzeichnung“ folgende Angaben enthalten bzw. Kriterien erfüllen:

  • gute Blatteinteilung bzw. Blattaufteilung
  • Angabe des gewählten Maßstabs ( M. = 1: ?), sowie entsprechende Vermassungslinien mit Angaben in cm (Orginalgröße)
  • Beschriftung mit THEMA: ….. , Aufriss A. und Grundriss G. sowie eventuell Seitenriss S. u. Legende L.
  • Einheitliches Schriftbild und nicht allzu viel verschiedenen Schriftgrößen
  • Farbgebung entsprechend dem Maßstab aufgehellt
  • Name, Ort, Datum.

Nebenstehender Blankoentwurf zeigt eine Möglichkeit, eine Systematik der Blattaufteilung und Beschriftung.

Andere Aufteilungen sind je nach Maßstab und Größe möglich, wie auch die colorierten Beispiele unten zeigen. Die Legende, hier noch erwähnt, stellt eine Besonderheit dar. Sie ist nicht im angegebenen Maßstab gezeichnet, sondern stellt Farbmengen u. Verteilungsverhältnisse oder interessante Details vergrößert dar. Auch hier ist, wie in der gesamten „Entwurfsplanzeichnung“, wiederum die individuelle Gestaltungsidee gefragt.

Planzeichnen u. Entwurfszeichnen
  • floristische „Entwurfsplanzeichnung“ od. Präsentationszeichnung