Floristik-Design-Fachbuch

4.22 Farbwirklichkeit

Farbwirkung und Farbwirklichkeit sind nie ganz identisch.
Da das Auge selbst die Farbe erzeugt, lässt es sich beeinflussen:

  • Von der Lichtquelle und ihrem Spektrum
  • Vom Licht und dessen Helligkeitswert
  • Und von den Farben an sich in ihrer Kombination zueinander

Farben haben Eigenschaften, die in Wechselwirkung miteinander die Farbwirkung verändern.
Die Farbeigenschaften sind:

  • Farbe-an-sich (Farbton)
  • Helligkeitswert
  • Qualität (Reinheit der Farbe)

 

Es sind die drei Dimensionen der Farben mit ihren Wirkungsfaktoren. Farbwirkung und Farbwirklichkeit werden nur annähernd gleich, wenn die Reizwirkung im Auge nicht einseitig ist. Nur wenn die Sehsubstanz im Zustand des Gleichgewichts gehalten wird, behalten die Farben ihr reales Erscheinungsbild. Ist der Komplementärkontrast nicht vorhanden, oder fehlen gar Anteile einer Farbe 1. Ordnung, so kommt es zu erkennbaren Veränderungen. Das heißt, die Farbe wirkt anders als für sich alleine betrachtet. Sie verändert sich in ihrer Erscheinung bis zur Größenordnung eines ganzen Farbabstandes im 12-teiligen Farbring. Dies ist das Resultat des Simultaneffekts, bei dem das Auge versucht, einseitige Reize auszugleichen. Es produziert simultan die Gegenfarbe, bzw. verändert dadurch zwei nicht komplementär zueinander stehende Farben in diese Richtung.

Bei einer Farbwahl nur aus reinem Rot und Gelb z.B., wird das Rot blaustichig und das Gelb grünlich wirken, da das Auge die fehlenden Blauanteile produziert. Auch reine Farben zeigen also die Tendenz, sich gegenseitig nach ihrem Komplementär hin zu verändern. Damit Farbwirkung und Farbwirklichkeit möglichst identisch sind, brauchen wir das Gleichgewicht, die Harmonie. Das wertneutrale Grau mittlerer Helligkeit erzeugt diesen Zustand im Auge. Dieses Grau kann aus Schwarz und Weiß entstanden sein oder durch mehrere Buntfarben.
Diese Buntfarben müssen dann jedoch im richtigen Mengenverhältnis die Farben 1. Ordnung enthalten. Schwarz und Weiß zum einen sowie Rot, Gelb und Blau zum anderen, können jeweils als die Totalität aller Farben bezeichnet werden. Sind sie im richtigen Mengenverhältnis vorhanden, sind Farbwirkung und Farbwirklichkeit in Bezug auf den Farbton gleich.
(Siehe Abbildung links: Das gleiche Grau wirkt durch die Umfeldfarbe Schwarz heller, auf hellem Grund dunkler.)

Neben der Auswahl in Bezug auf den Farbton, die Helligkeit und die Reinheit sind Mengenverhältnisse, Fleckengröße, Licht, Oberflächenstruktur, Form, Raum weitere Faktoren. Letztere werden auf den folgenden Seiten weitgehend eigenständig behandelt, wobei alle Faktoren letztendlich gemeinsam die Leuchtkraft und Wirkung der Farben mitbestimmen.

Farbwirkung und Farbwirklichkeit sind nie ganz identisch.
  • Farbe-an-sich, Helligkeitswert u. Qualität/Reinheit machen die Farbwirklichkeit aus.
  • Farbwirkung wird beeinflusst durch Kombination bzw. Gegenüberstellung mit anderen Farben, durch Mengenverhältnisse, Fleckengrößen, Licht, Textur, Form und Raum.