Floristik-Design-Fachbuch

9. Floristische Werkstücke

9.1 Idee und Verwirklichung

Ideen entstehen grundsätzlich und ganz allgemein durch die achtsame Wahrnehmung der Umwelt, der Mitmenschen und seiner eigenen Persönlichkeit. Stets in Kombination mit dem Grundwissen über das Vergangene, sich freuen auf die Zukunft mit entsprechenden Visionen sowie Engagement für die Gegenwart. Eine große Rolle spielen Kenntnisse und Erfahrungen sowie Wagnis und Mut.

Ideen kann man nicht finden, man muss sie erkennen und anerkennen. Um Ideen zu erkennen muss eine grundsätzliche Freude an der gedanklichen Auseinandersetzung mit Gestaltung vorherrschen. Diese gedankliche Beschäftigung sollte nicht auf die Floristik beschränkt sein, sondern Gestaltung in der Architektur, der Kunst, der Mode, dem Lifestyle usw. mit einbeziehen. Nachdenken, Mitdenken, Weiterdenken lässt Ideen entstehen. Außerdem sollte über Ideen gesprochen werden, denn sobald diese in Worte gefasst sind, ist der Gestalter bereits am Anfang der Verwirklichung seiner Ideen. Diesem Beginn folgt notwendiger Weise die Entschlossenheit, ihre Umsetzung zu realisieren. Nun ist es wichtig für den gestaltenden Floristen Entscheidungen zu treffen. Hierbei spielt stets, mit unterschiedlicher Gewichtung, die Kreativität, die Konsequenz, der Charakter und das Fachwissen des Gestalters eine große Rolle. Thema, Anlass und Umfeld sind meist nicht unsere Entscheidungen, sondern vorherrschende Gegebenheiten. Entscheidungen in Bezug auf Ordnungsart, Gestaltungsart, Anordnungsart, Ausgangspunkt Richtungsdynamik, Gruppierungsart und Proportionen sind Kernentscheidungen, durch welche das Werkstück später Entschiedenheit ausdrückt. Auch Entscheidungen bezüglich der Auswahl und der jeweiligen Menge der Gestaltungselemente sind zu treffen, wobei diese im ständigen Dialog mit den oben genannten Gestaltungskriterien stehen müssen. Die Ergebnisse führen schließlich zu Resultaten, floralen Elementen, den floristischen Werkstücken, bis hin zu floralen Objekten und damit zur Verwirklichung einer Idee!

Foto von roten Holzrahmen mit Ästen
Ideen und Verwirklichung
  • Bewährtes erkennen, begreifen u. bewahren, um es durch neue Ideen zu ergänzen, es weiter zu entwickeln u. „Neues“ zu verwirklichen !

9.2 Werkstücke

Unter dem Begriff Werkstücke verstehen wir in der Floristik Kompositionen in denen pflanzliches, also florales zur Wirkung kommt. Es ist oft eine Kombination von Werkstoffen mit Materialien bzw. nichtfloralen Gestaltungselementen. Auch wenn vielleicht in einem Strauß keine Materialien verwendet werden, spätestens dann wenn er ins Gefäß gestellt wird entsteht diese Kombination. Auch wird es das eine oder andere floristische Werkstück geben, bei dem das Material von der Menge überwiegt und die Werkstoffe „nur“ den Akzent bilden. Umso wichtiger ist es dann, dass die Werkstoffe zur vollen Wirkung kommen, also die kleinere Menge des floralen von der Größeren nichtfloralen gesteigert wird.

Das Kapitel floristische Werkstücke behandelt die Gestaltungskriterien, den Umgang mit den Gestaltungselementen, die Zweckgerechtigkeit sowie die verschiedenen Techniken immer bezogen auf die jeweiligen Werkstücke. Auch die Proportion und die Umrissgestaltung „geschlossen“ bzw. mehr oder weniger „aufgelockert“ sind Kriterien die gegebenenfalls Thema sind. Die einzelnen Begriffe sind im Laufe der Zeit entstanden und von der Entstehung in der entsprechenden Zeit und deren Gestalter geprägt. Teilweise unterliegen sie Veränderungen und Entwicklungen, andere werden wegen ihrem Bekanntheitsgrad, ihrer Gebräuchlichkeit und einer gewissen Kontinuität beibehalten. Dies obwohl sie eventuell von ihrer Aussage nicht mehr ganz treffend sind.

Sie beziehen sich entweder auf den Verwendungszweck, wie „Tischschmuck“ oder auf die Technik wie „Gesteck“ u. „Strauß“ oder auf beides wie „Brautstrauß“. Letzterer hat als Begrifflichkeit bestand, obwohl heute bei dieser Form des Brautschmucks auch anderen Techniken wie z.B. stecken gebräuchlich sind.

Kranz aus Holzstücken
Werkstücke
  • oft Arrangements aus Werkstoff und Material
  • Floristische Arbeiten
  • floristische Werkstücke
  • zweckgebunden
  • zweckerfüllend
  • zweckgerecht !

9.3 Gebundene Werkstücke

Gebundene Werkstücke steht als Begrifflichkeit für floristische Werkstücke, die entweder einen Strauß im klassischen Sinn darstellen oder eine Weiterentwicklung dessen sind. Weiterentwicklungen können u.a. veränderte Proportionsverhältnisse, neue Formen und Techniken sein, aber auch das Einbeziehen von Konstruktionen in die Gestaltung. Des Weiteren können die Bindestellen gestalterisch sichtbar und in größerer Anzahl funktional eingesetzt werden. Das „Binden“, das „Gebundene“ als Technik wird in die Gestaltung mit einbezogen und entsprechend dargestellt. Während beim klassischen „Strauß“ meist eine Bindestelle so schmal wie möglich und nur so breit wie nötig sein soll, sind bei den sichtbaren Bindestellen andere Vorgehensweisen möglich. Dies gilt auch in Bezug auf Farbwahl und Textur. Der „frei stehende Strauß“ kann dann als gebundenes Werkstück z.B. in flachen Gefäßen platziert werden und gestalterisch bis zu den Stielenden wirken. Auch können mehrere Gefäße tatsächliche Ausgangspunkte sein oder auch nur optisch die Basis darstellen. Während der Strauß fast immer optisch einen Ausgangspunkt hat und die Stiele in der Bindestelle meist radial angeordnet sind, können die Weiterentwicklungen mehrere Ausgangspunkte haben und parallel oder überschneidend angeordnet sein. Bei den Gestaltungsarten ist neben dekorativ, formal-linear und graphisch auch vegetativ-abstrakt eine gute Möglichkeit. Vegetativ-wahrhaft und vegetativ-klassisch dagegen sind bei Beachtung aller Kriterien sehr unrealistische Gestaltungsarten in Bezug auf gebundene Werkstücke.

Auch Trauerkranz, Brautschmuck und Körperschmuck können unter anderem von der Technik her gebunden sein. Sie zählen jedoch von der Begrifflichkeit nicht zu den „Gebundenen Werkstücken“, sondern werden unter dem entsprechenden Thema eigenständig behandelt. Der Begriff „Gebundene Werkstücke“ steht ausschließlich als Überbegriff für Arbeiten in Straußform oder für frei gebundene Werkstücke mit mehreren Bindestellen.

Foto von Orchidee
Gebundene Werkstücke
  • Überbegriff aller floristischen Arbeiten in „Straußform“ oder frei “gebundener Werkstücken mit mehreren Bindestellen
  • gebunden nur Technik oder auch Gestaltung !

9.4 Konstruktionen für gebundene & andere Werkstücke

Konstruktionen finden in der Floristik in vielerlei Arten, Formen und den verschiedensten Werkstücken Verwendung. Sie sind konstruiert und sollten der Werkgerechtigkeit wegen dann auch so wirken, im Idealfall sogar den Konstruktionsprozess erkennen lassen.

Konstruktionen werden fälschlicher Weise oft als Gerüste bezeichnet. Ein Gerüst jedoch ist ein technisches Hilfsmittel, welches entfernt wird wenn es seinen Zweck erfüllt hat. Es trägt also nicht der Gestaltung bei. Die Konstruktion ist aber Gestaltungselement und kann nur zusätzlich technisches Hilfsmittel sein!

Meist geben sie dem Werkstück seine Form oder sind in die Form integriert. Konstruktionen werden oft als Grundgebilde für Werkstücke mit mehreren Bindestellen oder aber für Sträuße mit nur einer dominanten Bindestelle verwendet. Für Letztere wird eine Vielzahl fertiger Formen im Handel angeboten, die jedoch kritisch auf ihre Einsatzmöglichkeiten hin betrachtet werden müssen.
Sie können einen zu starken industriellen Charakter aufweisen und oder in der Verarbeitung und Qualität mangelhaft sein. Auch fehlender Formanspruch und zu wenig Räumlichkeit sind oft negative Merkmale. Oft sind es mehr Einschränkungen als Hilfe. Auch besteht die Gefahr, dass Individualität und der Reiz des Besonderen verloren gehen. Dem gegenübergestellt können Halbfertigprodukte in ästhetischer Form, guter Qualität vom Preisleistungsverhältnis und der Zeitersparnis auch eine Möglichkeit darstellen.

Gestaltungsarten : Konstruktionen sollten grundsätzlich auf die entsprechende Gestaltungsart abgestimmt sein, sie in ihrer Wirkung unterstützen, bzw. ein Teil von ihr sein. Dekorativ, graphisch und vegetativ-abstrakt sind hier am besten geeignet. Für alle drei Gestaltungsarten können wir dieselben Konstruktionen als Beispiele nehmen. Der Ausschnitt einer Prunus spinosa Hecke, eine freie Formation von Bambusstäben oder ein lockeres Formgefüge bemooster Äste. Alle drei können dann entsprechend der gewünschten Gestaltungsart mit weiteren Werkstoffen ergänzt werden. Üppig, füllig und vielfältig summiert bei dekorativ – kontrastreich aber minimalistisch, reduziert als graphische Darstellung – wuchshaft, mit entsprechenden Freiräumen für die vegetativ-abstrakte Variante. Auch können bei allen drei hier genannten Gestaltungsarten die Konstruktionen aus Material gefertigt sein. Im graphischen tritt dann der Werkstoff nur als Akzent in Erscheinung.

In formal-linearen Darstellungen sind Konstruktionen nur als separate, einzeln wirkende Formgefüge verwendbar. In allen anderen Gestaltungsarten muss die Konstruktion eine Verbindung mit den anderen Werkstoffen eingehen und mit ihnen zu einer Einheit verschmelzen. Weiche Übergänge, aufgebrochene Formen, Räumlichkeit und Transparenz ermöglichen die harmonische Einheit zwischen konstruierten Formen und weiteren Werkstoffen. Spannungsreiche Mengenverhältnisse und die richtige Milieuwahl sind wichtige Voraussetzungen für ein interessantes und doch harmonisches Ergebnis.

Foto von Blumengesteck in hoher Steinvase
Konstruktionen
  • Technik und in ihrer Entstehung nachvollziehbar
  • auch für Raumschmuck, Hochzeits- und Trauerfloristik

9.5 Gebundene Werkstücke mit mehreren Bindestellen

Das gebundene Werkstück mit mehreren Bindestellen ist meistens eine Komposition geschnittener Werkstoffe, welche parallel und oder überschneidend zueinander angeordnet sind. So ergibt sich Möglichkeit einzelne Werkstoffe und Materialien an den Überschneidungs- oder Berührungspunkten miteinander zu verbinden. Durch unterschiedliche Verbindungspunkte und Abstände wird Räumlichkeit und Spannung geschaffen. Gebundene Werkstücke mit mehreren Bindestellen besitzen häufig eine spektakuläre, statische Leichtigkeit, oder wirken blockhaft und schwer. Eine dominante Richtungsdynamik lässt sich spannungsreich in einer solchen Arbeit verwirklichen, da hier der komplette Linienverlauf der Gestaltungselemente wichtiger Bestandteil der Gesamterscheinung ist.

Ordnungsart: Die freie Ordnung, die Asymmetrie ist hier typische, wobei im Umriss auch die Symmetrie zur Anwendung kommt.

Gestaltungsart:  Alle drei nichtvegetativen Gestaltungsarten dekorativ, formal-linear und graphisch sind hier sehr gut realisierbar. Auch vegetativ-abstrakt mit Pflanzenteilen oder ganzen Pflanzen ist eine weitere interessante Möglichkeit. Beispielhaft sei ein Raumteiler gewählt, bestehend aus patinierten Blechen oder Plexiglasscheiben mit Stäben verbunden. An diesen werden dann z.B. Orchideenpflanzen ohne Substrat gebunden und dabei nach wuchshaften Kriterien ausgerichtet und gruppiert.

Anordnungsart: Fast ausschließlich parallel und oder überschneidend. Dies bedeutet dass der sichtbare Linienverlauf entweder in der Dominanz parallel ist und einige steigernde Überschneidungen zeigt oder aber komplett überschneidend angeordnet ist.

Technik: Gebundene Werkstücke mit mehreren Bindestellen entstehen in ihrer Form durch die Technik des Bindens. Die Technik des Bindens sollte bei diesen Werkstücken fast immer mehr oder weniger stark mitwirken und bewusst gestalterisch eingesetzt werden. Das Bindematerial wie Bast, Fasern, Wolle, Folie, Kabelbinder, Lederstreifen Filzschnüre, Schmuckdraht, Band… muss dem Werkstoff und dem Milieu des Werkstücks entsprechend ausgewählt werden. Es darf nicht zu dicht an Blüten oder Knospen gebunden werden. Außerdem sollte jedes Werkstoffteil so fixiert sein, dass eine gute Stabilität und eine feste Position erreicht werden.

Wasserversorgung: Auf ihren Stielenden stehend können die Werkstoffe z.B. durch eine Schale mit Wasser versorgt werden. Ist der Einsatz eines Gefäßes zur Wasserversorgung nicht Zweckgerecht, können unter anderem Bambusabschnitte, Schoten oder Reagenzgläser als Wasserreservoirs dienen.
Auch das ästhetische Versiegeln der Stielenden bzw. Schnittstellen mit Wachs oder Farbe ist bei einigen Pflanzenteilen mit geringem Wasserbedarf und guter Haltbarkeit eine Möglichkeit.

Bild von Pflanzengesteck
Gebundene Werkstücke mit mehreren Bindestellen
  •  meist mit einer dominanter Richtungsdynamik!

9.6 Sträuße

Nach allgemeinem Verständnis ist der Strauß ein gebundenes Werkstück mit einer dominanten Bindestelle. Ausnahmen, wie z.B. der Parallelstrauß mit mehreren Bindestellen sind selten. Als Präsent, zum Überreichen, ist er alltagstauglich und kann bequem in der Hand getragen werden, ohne dass er fest mit einem Gefäß verbunden ist. Der Strauß ist und bleibt im Floristenalltag unser häufigstes Werkstück. Man sollte ihn als Top-Thema sehen und damit auch als positive Herausforderung zur Suche nach handwerklicher und gestalterischer Perfektion. Hier gibt es gestalterisch unendlich viele Möglichkeiten von Straußtypen und Straußformen sowie Varianten durch Trends und Modeerscheinungen. Ganz bewusst nehmen wir daher Abstand von einer Auflistung von Straußtypen oder gar Eigennamen.

Ordnungsart: Die meisten Sträuße im täglichen Geschäftsalltag haben einen mehr oder weniger runden Umriss, der jedoch meist durch Einzelelemente wie Blätter gebrochen wird. Eine zurückhaltende, ausgewogene Asymmetrie, die sich fast immer auch im Detail fortsetzt.

Gestaltungsart: Die meisten Sträuße werden dekorativ gestaltet. In ihrer üppigen Fülle wirken sie meist vielfältig und prachtvoll. Die dekorative Gestaltungsart entspricht von ihrem Wesen, dem zusammenbinden von Blüten in Straußform am besten. Durch formal-linear gestaltete Sträuße werden einzelne Gestaltungselemente und deren Besonderheiten in Form, Bewegung und Farbe in den Vordergrund gestellt. Angefangen bei einer interessanten Solitärblüte mit ein paar kontrastreicher Formen, lässt sich bei relativ geringem Aufwand, eine ausdrucksstarke Lösung finden.

Foto von Blumenstrauß

Die graphische Gestaltungsart in der Straußbinderei ist zwar nicht typisch, aber durchaus möglich. Hier könnten z.B. parallel oder überschneidend angeordnete Bündelungen in horizontaler Richtungsdynamik die Dominanz bilden. Wenige verspielt wirkende Teile könnten den Kontrast bilden und die größere Menge in ihrer graphischen Wirkung steigern.

Anordnungsart: Die häufigste und gebräuchlichste Anordnungsart ist die radiale, meist spiralförmige Linienführung, überschneidend und parallel sind jedoch auch möglich.

Milieu: Ein weiterer, wichtiger Aspekt ist das Milieu des Straußes. Dient der Strauß als Geschenk, so ist der Schenkende mit einer milieuneutralen Auswahl auf der sicheren Seite. Nähert man sich aber ganz bewusst einem, zum Empfänger passenden Milieubereich an, so wird der Strauß zu einem ganz persönlichen Geschenk. Bei der Wahl des Milieus spielt eventuell auch der Anlass, die Thematik, eine Vorgabe und der Raum eine bedeutende Rolle.

Technik: Sträuße erlangen und behalten durch die Technik des Bindens ihre Form. Das Bindematerial, meist Bast, aber auch Fasern, Wolle, Band, Rebdraht, Kunststoffschnüre…muss dem Werkstoff und dem Werkstück entsprechend ausgewählt werden. Die Bindestelle wird meist durch einen Doppelknoten fixiert. Dem Werkstoff entsprechen wird so fest wie möglich gebunden, ohne dabei Stiele zu beschädigen oder zu quetschen. Die Bindestelle ist meist so schmal wie möglich und so breit wie nötig gehalten. Es sollten sich keine Blätter oder andere nicht benötigten Pflanzenteile in oder unterhalb der Bindestelle befinden, da sonst der Fäulnisprozess beschleunigt wird. Auch bei Sträußen mit nur einer Bindestelle kann wenn sinnvoll die Technik, also die Bindestelle bewusst gestalterisch mitwirken.

Foto von Blumenstrauß
Sträuße
  • typisch eine Bindestelle und „ klassische Straußform“, mehr oder weniger rund im Umriss
  • bei dekorativ ist eine weiche, ausgewogene Asymmetrie typisch !!

9.7 Gefäßfüllungen

Gefäßfüllungen sind in der Floristik Werkstücke bei denen mehr oder weniger, meist jedoch mehr, das Gefäß im Vordergrund steht. Dass heißt das Gefäß ist bewusst in die Gestaltung mit einbezogen und auf alle Fälle gut sichtbar. Tischgestecke z.B. bei denen das Gefäß nicht mehr zu sehen ist und rein funktional der Wasserversorgung dient, wird man in diesem Sinne nicht als Gefäßfüllung bezeichnen!

Gefäßfüllung ist eigentlich ein Überbegriff über viele floristische Werkstücke, wenn sie diese Voraussetzungen erfüllen. So sind die meisten Gestecke, viele Gefäßbepflanzungen, die gebundenen Werkstücke einschließlich der Sträuße als Gefäßfüllungen zu bezeichnen, wenn ein Gefäß vorhanden ist und gestalterisch mitwirkt. Auch als Raumschmuck, bei entsprechender Größe oder Summierung finden Gefäßfüllungen ihre Verwendung. So können Gefäße in Umkehrproportion floristisch gestaltet solitär den Raum schmücken, oder aber in Summierung z.B. monoton oder verschieden gefüllt sich als Seriographie darstellen.

Als Gruppierungsart ist hier dann die stetige Reihung oder die strenge Formation typisch. Die bei diesem Beispiel erwähnte Umkehrproportion, also Gefäß optisch ca. 70% / Füllung ca. 30% der Wirkung, währe bei dem Begriff „Gefäßfüllung“ typisch aber nicht zwingend erforderlich. Technisch gibt es viele Möglichkeiten für den Floristen, Gefäße mit Werkstoffen und teilweise mit Materialien zu „füllen“ bzw. zu einer neuen Gesamteinheit zu gestalten. Beginnend beim Binden als klassischen Strauß bis hin zum gebundenen Werkstück mit freier oder konstruierter Form. Des Weiteren durch die Technik des Steckens mit sichtbaren oder nicht sichtbaren Steckhilfsmittel sowie des Pflanzens in Erde oder andere Substrate. Weitere Techniken wie kleben, flechten, klemmen, winden usw. sind möglich.

Von den sechs aktuellen Gestaltungsarten sind für Gefäßfüllungen die formal-lineare und die dekorative typisch, die graphische und die vegetativ-abstrakte ebenso realisierbar. Bei der vegetativ-wahrhaften und der vegetativ-klassischen Gestaltungsart sollte das Gefäß zurücktreten und dies entspricht nicht der Bezeichnung „Gefäßfüllung“ im eigentlichen Sinn. Die Einbeziehung des Gefäßes als ein stark wirkendes Gestaltungselement ist ein wichtiges Kriterium für diese Begrifflichkeit. Als Gefäße stehen dem Floristen vielerlei industriell gefertigte Produkte zur Verfügung. Aber auch handgefertigte Produkte entsprechender Hersteller sowie selbst gefertigte Gefäße sind denkbar. Beispielhaft hierfür seien Gefäße aus Papier, Holz, Metall, Plexiglas oder dicken Folien genannt, die dann gegebenenfalls wasserdicht oder mit einem entsprechenden Einsatz versehen werden müssen. Auch die Summierung vieler kleiner Gefäße zu einem neuen großen Gesamtgefäß, z.B. aus Reagenzgläsern, Internodien, Schoten, Röhren, Kunststofftüten usw. ist denkbar.

Foto von großem Blumenstrauß in grüner Vase
Gefäßfüllungen
  • viele Techniken möglich
  • Gefäß gestalterisch stark mitwirkend !!!

9.8 Gestecke

Die Begrifflichkeit „Gesteck“ ist begründet auf der technischen Vorgehensweise des Steckens. Hierzu bedarf es Steckhilfsmitteln, die auf natürlicher oder synthetischer Basis hergestellt, auch den End- bzw. Ausgangspunkt und somit die Basis bilden. Am Anfang stand die Idee auch flache Gefäße wie Teller und Schalen mehr oder weniger wuchshaft mit Blumen zu gestalten. Fernöstliche Vorbilder mit Kenzan als Steckhilfsmittel waren teilweise Inspiration, woraus sich Anfang des 20.Jahrhunderts die Moosbasis entwickelte. Erst synthetisch, industriell hergestellte Steckmasse ab Mitte des 20. Jahrhunderts eröffnete mehr Möglichkeiten und wirtschaftlicheres Arbeiten. Inzwischen werden die Möglichkeiten immer vielfältiger und es gibt unendlich viele innovative und individuelle Alternativen. Auswahl des Steckhilfsmittels und des Gefäßes sollten aufeinander abgestimmt sein. Grundsätzlich sollte das Gefäß wasserdicht sein, notfalls durch das Einsetzen eines weiteren Gefäßes es werden. Die Gefäßauswahl in Bezug auf Form und deren Größe, Farbe und Textur ist unter vielen Gesichtspunkten zu treffen. So spielen unter anderem die Form und die Größe des späteren Werkstücks sowie die angestrebte Proportion eine wesentliche Rolle. Aber auch Ordnungsart, Anordnungsart, Milieu und vor allem die Gestaltungsart sind wichtige Kriterien bei der Gefäßauswahl.

Gestaltungsart: Beim Werkstück Gesteck sind alle sechs Gestaltungsarten gleichermaßen gut realisierbar. Besonders erwähnenswert ist die vegetativ-klassische Gestaltungsart, die in keinem anderen Werkstück zu realisieren ist, sich aber hier verwirklichen lässt. Auch die vegetativ-wahrhafte Gestaltungsart, sonst nur noch als Pflanzung realisierbar, kann als Gesteck ohne Kompromisse dargestellt werden. Hierbei ist sowohl in der klassischen als auch in der wahrhaften Art das Steckhilfsmittel gestalterisch, wuchshaft verdeckt. In vegetativ-abstrakten und in den „nichtvegetativen“ Gestaltungsarten kann es sichtbar sein und dann gestalterisch mitwirken. Beim vegetativen Gestalten mit geschnittenem Werkstoff ist bei der Auswahl die empfundene Soziologie zu beachten. Bei der Verteilung, dem stecken ist der Geltungsanspruch und der Wachstums- u. Bewegungsrhythmus der Werkstoffe zu beachten.

Anordnungsart: Je nach Gestaltungsart gibt es zwei Anordnungsarten die typisch sind oder alle drei sind möglich. Nur bei der vegetativ-klassischen Gestaltungsart ist ausschließlich ein radialer Linienverlauf mit einigen natürlichen Überschneidungen möglich. Die wuchshafte, auf einen Punkt bezogene und damit radiale Anordnung ist nämlich das Hauptmerkmal und Wesen dieser Gestaltungsart. Siehe auch „Übersicht Gestaltungskriterien der Floristik“. Wie bei allen floristischen Werkstücken steht am Anfang die Auswahl, bei der unabhängig von der Gestaltungsart immer dem Milieu aller zu verwendeten Elemente viel Beachtung zu schenken ist.

Gestecke
  • meist Gefäßfüllungen
  • Technik gesteckt in….Kenzan, Moosbasis, synthetische oder alternative Steckhilfsmittel.

9.9 Pflanzungen

Die Gefäßbepflanzung holt ein Stück Natur in den Innenbereich oder findet im Außenbereich auf Balkon, Terrasse, Dachgarten und vielen anderen Plätzen seine Verwendung. Pflanzen üben einen positiven Einfluss auf den Menschen aus. Sie verbessern nicht nur tatsächlich das Raumklima, sondern erzeugen auch optisch ein Wohlfühlklima. Grundsätzlich unterscheiden wir zwischen „Indoor“ und „Outdoor“ Pflanzungen oder solchen die jahresszeitlich bedingt ihren Standort wechseln. Auch unterscheiden wir zwischen der so genannten Dauerbepflanzung und einer saisonalen und oder kurzlebigen Pflanzung. Dauerbepflanzungen sind für einige Jahre, Saisonpflanzungen für wenige Wochen gedacht. Auch Dauerbepflanzungen in denen kleinere Bereiche saisonal wechseln sind möglich.

Foto von Pflanzen

Außenbepflanzung

Gefäße für Pflanzungen im Freien müssen frostfest von ihrer Materialbeschaffenheit und ihrer Form sein. Sie sind im Idealfall konisch nach oben geöffnet und sollten in den meisten Fällen eine Ab- oder Überlauföffnung haben. Dies ist bei einem nicht überdachten Standort zwingend notwendig. Es muss genügend Raum für Wurzelballen, Pflanzsubstrat und Dränage vorhanden sein. Die Auswahl der Pflanzen muss entsprechend dem Standort schattig, halbschattig oder sonnig getroffen werden. Weitere Gesichtspunkte der Pflanzensoziologie wie Nährstoff- und Wasserbedarf sind zu berücksichtigen. Neben den bereits genannten Kriterien wird die Auswahl auch unter Berücksichtigung aller gestalterischen Gesichtspunkte stattfinden.

Foto von Pflanze in Schale

Innenbepflanzung

Hier ist es die Zielsetzung, etwas Natürliches in die Wohnung, das Büro, die Hotellobby usw. zu holen oder diese mit pflanzlichem zu schmücken und zu verschönern. Die Gefäßauswahl muss hier unter dem Gesichtspunkt der absoluten Wasserdichte stattfinden. Abstandshalter z.B. aus Filz oder Kunststoff sollten am Gefäßboden vorhanden sein um unter anderem durch Luftzirkulation Schwitzwasserbildung zu vermeiden. Gefäße mit Abflussloch und entsprechen großem wasserdichten Untersatz sind eine weitere Möglichkeit. Bei der Pflanzenauswahl sind neben gestalterischen Kriterien die gemeinsamen Ansprüche in Bezug auf Licht, Wasser, Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Nährstoffe zu beachten. Gegebenenfalls ist statt Einheitserde ein spezielles Pflanzsubstrat erforderlich.

Pflanzungen
  •  meist Gefäßfüllungen
  • für Innen u. Außen möglich
  • Dauer- und Saisonpflanzungen

9.10 Gefäßpflanzungen

Innen- und Außenbepflanzung haben viele Gemeinsamkeiten in Technik und Gestaltung. Bei jeder Pflanzung sollte ein ausreichend hoher „Giesrand“ vorhanden sein und die Festigkeit der Pflanzung muss durch entsprechendes Andrücken und Angießen gewährleistet sein. Bei Dauerbepflanzungen muss entsprechender Raum zur Entfaltung und Wachstum gewährleistet sein. Hier bieten sich unter Anderem so genannte Umkehrproportionen an, bei denen das Gefäß bedeutend größer als die Bepflanzung ist.

Ordnungsarten: Pflanzungen sind von ihrem Wesen her typisch asymmetrisch gruppiert. In der Gestaltungsart „dekorativ“ ist zwar theoretisch die Symmetrie möglich, wird aber in den meisten Fällen als zurückhaltende Asymmetrie in Erscheinung treten. Vegetativ ist ausschließlich in der Asymmetrie möglich! Bei mehreren gleichen Gefäßen können diese jedoch symmetrisch als stetige Reihe oder strenge Formation gruppiert sein.

Gestaltungsarten: „Vegetativ-wahrhaft“ und „dekorativ“ sind die zwei typischen Gestaltungsarten für Gefäßbepflanzungen. Die „vegetative“ meist in flacheren Gefäßen mit entsprechenden Freiräumen und natürlicher Bodenmodellierung, die „dekorative“ in üppiger Fülle verdichtet mit repräsentativer Wirkung. Die „vegetativ-wahrhafte“ Pflanzung ist von allen Werkstücken der Natur am nächsten, ohne sie zu imitieren. Die Natur stellt sich gut gestaltet als eine Interpretation im Ausschnitt dar. Große Freiräume, die Beachtung von Wachstums- und Bewegungsrhythmus sowie des Geltungsanspruchs sind zwingend erforderlich. Auch die Bodengestaltung muss von ihrer Auswahl zum soziologischen Umfeld der Pflanzen passen. Neutrale, schlichte Gefäße sind im vegetativen erforderlich. „Dekorativ“ fängt schon bei der Gefäßauswahl an. Bauchige Schalen, Jardinieren, Amphoren, Kübel, Töpfe und viele mehr finden hier Verwendung Sie können im dekorativen auch Verzierungen und Schmuckelemente aufweisen sowie prunkvolle Glasuren haben. Die Geltung der einzelnen Pflanzen tritt zu Gunsten der Fülle und Üppigkeit zurück und es entsteht eine leichte Dekadenz.

Die Gestaltungsart „graphisch“ ist nur mit wenigen Pflanzenarten, die von ihrem Wuchs und Habitus linear und unverzweigt sind, wenn dann in großer Summierung möglich. Die Bodengestaltung muss dann sehr streng und klar und oder auch unnatürlich wirken. Letzteres gilt auch für die „vegetativ-abstrakte Gefäßbepflanzung die jedoch wie die „graphische“ weniger oft zur Anwendung kommt. „Formal-linear“ ist als Pflanzung nur in Extremfällen und ganz selten realisierbar, die Gestaltungsart „vegetativ-klassisch“ ganz und gar nicht. Am Anfang steht die Wahl der Gestaltungsabsicht und damit die Wahl der Gestaltungsart. Dementsprechend treffen wir die Auswahl, entscheiden die Mengen und Größen und nehmen dann die Verteilung vor. Beim Pflanzen, der Verteilung, können wir dann die Mengen, die Größen und eventuell die Auswahl noch verändern.

Gefäßbepflanzungen
  • Innen – u. Außenbepflanzung
  • Asymmetrie typisch.

9.11 Brautschmuck

Brautschmuck beziehungsweise Hochzeitsschmuck umfasst alle floralen Werkstücke rund um das Brautpaar und die Feierlichkeiten. Neben Auto-, Tisch-, Altar- und Raumschmuck in Kirche und Standesamt ist und bleibt der Brautschmuck das Wichtigste im Bereich Vermählung. Er ist Brauchtum und auch Statussymbol und sollte individuell auf die Braut, das Brautkleid, das Umfeld und den Stil der Hochzeit abgestimmt sein. Lieblingsblumen der Braut sind auch Beratungskriterien spielen aber letztendlich eine eher untergeordnete Rolle. Der Braut-Typ, Ihre Größe und Figur, das Alter, der Teint, die Haarfarbe sind die entscheidenden Kriterien. Brautschmuck zur Hochzeit gab es schon in der Antike, aber auch von anderen Kulturen gibt es hierzu Überlieferungen. Bereits im Altertum trug die Braut Riechsträuße oder Kränze aus Duftkräutern. Der Blumenschmuck ergänzte und ersetzte im Lauf der Zeit immer mehr den Familienschmuck.

Es haben sich im letzten Jahrhundert die verschiedensten Formen des Brautschmucks entwickelt und die Vielfalt wird von Jahr zu Jahr größer. Der Kreativität des Floristen sind nur dort Grenzen gesetzt, wo die Zweckerfüllung und der Schmuckwert verloren gehen. Die Aufgabe des Brautschmucks, die Braut zu schmücken, sollte im Vordergrund stehen. Angesichts der Formenvielfalt und ständigen Weiterentwicklungen vermeiden wir Auflistungen von „Brautstraußtypen mit Mode- oder Eigennamen sondern gehen bewusst nur auf Grundformen und Grundtechniken ein.

Beim Brautschmuck ist grundsätzlich zwischen drei Möglichkeiten zu differenzieren.

  • Der Brautstrauß, also in klassischer Straußform, frei in der Hand und oder über dem Arm liegend tragbar. (nächste Seite)
  • Der Brautschmuck, der keine Straußform darstellt, dennoch mehr oder weniger in oder an der Hand getragen wird.
  • Der Körperschmuck, als eigenständiger Brautschmuck oder als ergänzendes Teil zu den zwei erstgenannten Möglichkeiten.

Diese drei Möglichkeiten sowie Autoschmuck werden unter dem Thema Hochzeitsschmuck auf den nächsten Seiten behandelt. Tisch-, Altar- und Raumschmuck für Sakral- und Profanbauten sind eigenständige Themen in diesem Kapitel.

Foto von hängenden Pflanzen
Brautschmuck
  • Floraler Hochzeitsschmuck wie Braut -strauß, -kranz, -zepter und vielem mehr bis hin zum floralen Körperschmuck.

Der Brautschmuck

Der Brautschmuck der keine Straußform darstellt, dennoch mehr oder weniger in oder an der Hand getragen wird stellt eventuell eine Weiterentwicklung des Brautstraußes dar. Es gibt hier eine unendliche Vielfalt von Formen und Variationen. Oft sind Kugel, Spindel, Tropfen, Wasserfall, Keule, Bogen, usw. oder „Gebrauchsgegenstände“ wie Tasche, Muff, Zepter, Schirm, usw. Ausgangs- oder Grundform für diese Art von Brautschmuck. Auch ganz freie Formen sind möglich. Als Griff dient häufig, gestalterisch mitwirkend, z.B. eine Kugel, ein Ring oder ein Bügel über oder innerhalb der Konstruktion. Die gewählte Gestaltungsart ist hier meist „dekorativ“, aber auch „graphisch“ und „formal-linear“ sind gut möglich. In seltenen Fällen auch „vegetativ-abstrakt“. Von der Technik werden es immer ganz individuelle Lösungen sein, die jedoch funktional und falls sichtbar ästhetisch und vom Milieu passend sein sollten.

Bei Allem sollte die bequeme Tragbarkeit und das Ziel die Braut zu schmücken immer im Vordergrund stehen. Schmücken heißt, vorhandenes hervorheben und betonen und beim Brautschmuck dann zur Braut, ihrem Typ und ihrem Erscheinungsbild am Hochzeitstag passend sein.

Der Brautschmuck
  • in oder an oder im Bereich der Hand getragen!

Der Körperschmuck

Der Körperschmuck als eigenständiger Brautschmuck oder als ergänzendes Element zu den zwei erstgenannten Möglichkeiten. Als ergänzender Körperschmuck sind Corsagen, Colliers sowie Schmuck am Schleier, Kleid, Hut oder im Haar sehr beliebt.
Die Möglichkeiten sind auch hier sehr vielfältig, wobei Farbe und Milieuauswahl auf den Brautschmuck abgestimmt sein sollten.

Der Körperschmuck als eigenständiger Brautschmuck ist unter Anderem als floral gestalteter Schal, Hut, Stola, Schleppe, Bustier realisierbar. Auch der direkte Schmuck des Brautkleids sowie von Schulter- und oder Armpartien sei erwähnt.
Ebenfalls möglich die Kombination mehrerer, wie z.B. Hut und Bustier oder florale Schleppe und Haarschmuck. Da er eine gewisse Zeit direkt am Körper oder am Kleid getragen wird, sollte er so konzipiert sein, dass die Bewegungsfreiheit der Braut so wenig wie möglich eingeschränkt wird. Vorteil eines solchen Schmuckes ist, dass die Braut beide Hände frei hat und das Florale die Braut während der gesamten Feierlichkeiten schmückt.

Der Körperschmuck
  • z.B. Schal, Hut, Stola, Schleppe, Schuhe, Bustier usw.

9.12 Brautsträuße

Ein in klassischer Straußform, frei in der Hand und oder über dem Arm liegend tragbares Schmuckteil. Entgegen der eigentlichen Begrifflichkeit auch in anderen Fertigungstechniken möglich. Als Gestaltungsart ist vor allem „dekorativ“, aber auch „formal-linear“ und „graphisch“, eingeschränkt auch „vegetativ-abstrakt“ möglich. Der dekorative Brautstrauß wird meist in Kuppel- Bogen- oder Tropfenform gearbeitet, die geschlossen kompakt oder aufgelockert gestaltet sein kann. Möglich ist hier die Symmetrie, wobei die Asymmetrie, auf alle Fälle die spannungsreichere und eher unserer Zeit entsprechende Ordnungsart ist. Die Gestaltungsart „dekorativ“ ermöglicht jedoch auch das Wechselspiel von Detailsymmetrie und Umrissasymmetrie und umgekehrt. Umso aufgelockerter Umriss- u. Detailgestaltung sind, desto mehr Geltung behält die Blume als solche. Räumlichkeit und Überschneidungen steigern die Fernwirkung und erzeugen Spannung.
Gestalterisch gezielt ausgewählte Farb-, Form- und Texturkontraste machen den Brautstrauß interessant und harmonisch zugleich. Unterschiedliche Mengenverhältnisse bis hin zum Akzent unterstützen dies.

Bei „formal-linear“, „graphisch“ und „vegetativ-abstrakt“ ist meist nur die Asymmetrie sowohl im Umriss als auch im Detail sinnvoll. „Vegetativ-abstrakt“ und „graphisch“ wird meist von einer Konstruktion geprägt sein, die sich im graphischen stark summiert darstellt. Je nach Form, Gestaltungsart, Werkstoff- und Materialauswahl wird die jeweils am besten geeignete Technik ausgewählt. Auch mehrere Techniken können in einem Brautstrauß zur Anwendung kommen, wenn dies sinnvoll ist und sie in der Kombination ihre Aufgabe erfüllen. Wirtschaftliche Faktoren können ebenfalls ein Auswahlkriterium sein.

Foto von Brautstrauß

Grundtechniken:

  • „ binden mit natürlichen Stielen“
  • „ binden mit gedrahteten Stielen“
  • „stecken in Brautstraußhalter oder Moosbasis“

Letztere auch Moostechnik genannt ist letztendlich auch ein binden. Weitere Techniken wie stützen, schienen, kleben, wattieren usw. sind ergänzende Möglichkeiten.
Es ist immer die Technik oder Technikkombination zu wählen, die mit geringstem Aufwand, das bestmögliche Ergebnis erzielt. Die Technik muss für entsprechende Festigkeit sorgen und die Haltbarkeit der Werkstoffe für die Nutzungsdauer gewährleisten. Um letzteres zu erreichen, werden vorzugsweise immer ausgereifte und gut gewässerte Werkstoffe verwendet. Werkstoffe und Materialien müssen so ausgewählt und verarbeitet sein, das sie nicht unerwünschte Düfte abgeben, nicht abfärben, nichts beschmutzen oder von ihnen eine Verletzungsgefahr ausgeht.
Auch sichtbare, gestalterisch mitwirkende Techniken sind möglich, als auch Schmuckelemente mit Funktion.

Der Brautstrauß
  • verschiedene Techniken
  • „Straußform“!!!
  • Asymmetrie, die der Zeit entsprechende Ordnungsart

9.13 Farbe im Brautschmuck

Vom Brauchtum her gibt es, außer vielleicht „weiß“, keine typischen Farben für den Brautschmuck. Die Farbwahl ist heute sehr der Mode unterworfen und drückt wie die Mode selbst, die Einstellung der Menschen zur Zeit aus. Die Farbkombination soll zur Person passen und ihren Lebensstil zum Ausdruck bringen. Die Farben sollten zur Art und dem Stil der Hochzeit passen und die Braut schmücken. Das heißt, sie müssen so gewählt sein, dass sie zum Typ der Braut und deren Erscheinungsbild am Tage der Hochzeit passen.

 

Die gewählten Farben sollten zum

  • Wesen der Braut, Charakter und Temperament
  • Erscheinungsbild, Haar-, Augenfarbe und Teint
  • Brautkleid und dessen Farbe
  • Brautpartner bzw. dessen Kleidung passen ausgewählt sein.

 

Zur Haarfarbe kann gesagt werden :

  • blond kein Gelb, kein Rot, keine kräftigen Farben sondern Pastelltöne im leichten Hell-Dunkel-Kontrast
  • dunkelhaarig keine Pastellfarben sondern klare kräftige Farben
  • rothaarig kein Rotviolett, bzw. keine blauanteiligen Rottöne, ansonsten je nach Teint, kräftige Farben oder vom aufgehelltem Gelborange(apricot) bis hin zum Grün.
Abbildung von Brautschmuck

Wobei die Aussagen zur Haarfarbe in der heutigen Zeit, durch die Wahl entsprechender Mengenverhältnisse und Verteilung der Farben vom guten Gestalter auch bewusst missachtet werden können. Auch der Teint kann Einfluss nehmen. So kann z.B. eine braungebrannte blonde Braut auch mit Gelb gut beraten sein.

Wichtig ist auch die Abstimmung mit der Farbe des Brautkleids. Hier stehen sich zwei Forderungen gegenüber. Zum einen soll der Brautschmuck vor dem Kleid zur Wirkung kommen, zum anderen soll er die Braut schmücken und eine Einheit mit ihr bilden. Ein zu starker Kontrast wäre daher eventuell schlecht. Gleichfarbigkeit, bei der der Schmuck fast nicht mehr zu wahrgenommen wird, sollte auf alle Fälle vermieden werden. Alle hier genannten Gesichtspunkte gelten für Brautschmuckart dessen Gesamtform und den auszuwählenden Einzelformen. So können elegante Formen durch klare Farben, besonders durch Weiß gesteigert werden. Durch Orange z.B. oder durch Buntheit verlieren sie ihre Eleganz. Umgekehrt können romantische Brautschmuckformen nicht mit klaren, großflächig summierten Farben entstehen. Die Fleckengröße der einzelnen Farben beeinflusst die Farbwirkung bzw. verändert sie. Die Wirkung und das Milieu der Einzelform sowie der Gesamtform werden durch die Farbwahl und deren Verteilung stark geprägt. Eine individuelle und sensible Beratung ist absolute Voraussetzung, den für die Braut perfekt passenden Blumenschmuck zu gestalten. Ansonsten gilt, was gestalterisch sinnvoll ist, gefällt und passt ist machbar.

Abbildung von Brautschmuck

Wobei die Aussagen zur Haarfarbe in der heutigen Zeit, durch die Wahl entsprechender Mengenverhältnisse und Verteilung der Farben vom guten Gestalter auch bewusst missachtet werden können. Auch der Teint kann Einfluss nehmen. So kann z.B. eine braungebrannte blonde Braut auch mit Gelb gut beraten sein.

Wichtig ist auch die Abstimmung mit der Farbe des Brautkleids. Hier stehen sich zwei Forderungen gegenüber. Zum einen soll der Brautschmuck vor dem Kleid zur Wirkung kommen, zum anderen soll er die Braut schmücken und eine Einheit mit ihr bilden. Ein zu starker Kontrast wäre daher eventuell schlecht. Gleichfarbigkeit, bei der der Schmuck fast nicht mehr zu wahrgenommen wird, sollte auf alle Fälle vermieden werden. Alle hier genannten Gesichtspunkte gelten für Brautschmuckart dessen Gesamtform und den auszuwählenden Einzelformen. So können elegante Formen durch klare Farben, besonders durch Weiß gesteigert werden. Durch Orange z.B. oder durch Buntheit verlieren sie ihre Eleganz. Umgekehrt können romantische Brautschmuckformen nicht mit klaren, großflächig summierten Farben entstehen. Die Fleckengröße der einzelnen Farben beeinflusst die Farbwirkung bzw. verändert sie. Die Wirkung und das Milieu der Einzelform sowie der Gesamtform werden durch die Farbwahl und deren Verteilung stark geprägt. Eine individuelle und sensible Beratung ist absolute Voraussetzung, den für die Braut perfekt passenden Blumenschmuck zu gestalten. Ansonsten gilt, was gestalterisch sinnvoll ist, gefällt und passt ist machbar.

Farbe im Brautschmuck
  • auf Charakter, Teint und Haarfarbe abstimmen.
  • Braut u. Schmuck werden zur gestalterischen Einheit !

9.14 Autoschmuck

Je nach Fahrzeugart -typ und -farbe gibt es unendlich viele Möglichkeiten, für die Fahrt zum Standesamt und zur Kirche, den Wagen zu schmücken. Neben klassischen Formgebinden wie Girlanden, Ringen und Herzen oder dem Gesteck auf der Fronthaube sind Ende des letzten Jahrhunderts viele neue, individuelle Schmuckformen entstanden. Von der dekorativen über die formal-lineare bis hin zur graphischen Gestaltungsart ist vieles möglich. Vegetativ ist nur in Ausnahmefällen und auch nur in der vegetativ-abstrakten Art denkbar. Auch Einzelblüten mit Hilfe von Saugnäpfen am Auto in Streuung mit Schwerpunkt verteilt oder an Konstruktionen befestigt sind Beispiele für unzählige Möglichkeiten. Dem Floristen sind gestalterisch nur bedingt Grenzen gesetzt, insofern er nachfolgende Kriterien beachtet :

  • Auswahl relativ fester u. haltbarer Werkstoffe
  • gute Festigkeit innerhalb des Werkstücks
  • sichere Befestigung am Fahrzeug
  • Lack darf nicht beschädigt werden
  • Funktionalität, z.B. Scheibenwischer, Blinker…
  • keine Sichtbehinderung für Fahrer
Foto von Blumenschmuck auf Auto

Gestalterisch sollte die Richtungsdynamik der Werkstoffe sich der Linienführung des Fahrzeugs mehr oder weniger anpassen. Auch große Richtungs- u. Bewegungskontraste entgegen der Fahrtrichtung sollten vermieden werden. Fahrzeug und Schmuck sollen eine Einheit bilden und trotzdem eine gute Fernwirkung erreichen. Das heißt, Eigenheiten der Karosserieform aufnehmen und in die Gestaltung mit einbeziehen. Farbe des Fahrzeugs im Schmuck mit aufnehmen, aber dennoch Kontraste schaffen. Hell-Dunkel-Kontraste sind hier für die Fernwirkung besonders wichtig.
Neben den Farbkontrasten sind hier auch bewusst gewählte Formkontraste angebracht. Auch großflächige Werkstoffe oder starke Verdichtung gleicher Blüten, statt vieler verschiedener Kleinerer, sind für die Fernwirkung meist besser. Im Detail ist zeitgerechter Weise meistens eine asymmetrische Gestaltung angesagt. In der Umrissform und der Verteilung ist der Fahrzeugtyp ausschlaggebend für die Wahl der Ordnungsart. So wird bei Kutschen, Oldtimern und großen Luxuskarossen eher die Symmetrie angebracht sein, während bei kleineren Limousinen, Sportwagen und Cabriolets meist Asymmetrie angesagt ist.

Die Proportionen sollten so gewählt sein, dass der Schmuck in einem ausgewogenen Verhältnis zum Fahrzeug steht. Es sollte nicht überladen wirken, sondern einen Schmuck darstellen, vorhandenes betonen bzw. unterstreichen. Der Autoschmuck sollte unter anderem zum Stil der Hochzeit, dem Kirchenschmuck und dem Brautschmuck passen.

Foto von Blumenschmuck auf Auto
Autoschmuck
  • Fahrzeug schmücken
  • vorhandenes betonen, unterstreichen
  • gute Fernwirkung wichtig!

9.15 Tischschmuck

Neben der Hochzeit ist der Tischschmuck zu den verschiedensten Anlässen, immer dann wenn Menschen stilvoll miteinander speisen, angesagt. Neben dem klassischen Tischschmuck gehören auch der Büffetschmuck und der Schmucktisch zu diesem Spektrum. Letzterer könnte auch als Tischdekoration bezeichnet werden, während ansonsten in den meisten Fällen Tischschmuck oder Tafelschmuck die richtige und treffendere Begrifflichkeit ist.

Der Tischschmuck sollte immer auf die Tischform, den Anlass, den Stil der Feier und des Raumes sowie den Personenkreis abgestimmt sein. Der Schmuck darf auf keinen Fall behindern oder stören und sollte nichts beschmutzen. Er sollte nicht unangenehm riechen oder zu stark duften. Ästhetik und Funktionalität sind weitere Forderungen. Funktional bedeutet zum einen, dass der Blickkontakt und die Kommunikation der Gäste nicht gestört werden, zum anderen dass genügend Raum für Platzteller etc. zur Verfügung steht.

 

Fotografie von Blumen- Tischschmuck

Der Platzbedarf pro Person in der Breite 60 bis 80 cm, in der Tiefe 30 bis 40cm sollte im Vorfeld geklärt sein. Des Blickkontaktes wegen sollte der Schmuck an entsprechenden Stellen nicht höher als ca. 25 cm sein oder aber oberhalb des Sichtfeldes angebracht sein. Dies könnte durch schlanke, höhere Gefäße oder aber auch mit entsprechenden Konstruktionen aus floralen oder nichtfloralen Gestaltungselementen erreicht werden. Letzteres, sowie langstielige Gläser oder schlanke Vasen eignen sich auch für den Buffetschmuck. Der Schmucktisch, eine Sonderform des Tischschmucks hat rein dekorative Aufgaben und ist nicht zum daran Platz nehmen gedacht. Er stellt ein Ausstellungsstück dar, das in der Praxis auf Messen und Ausstellungen oder im Hotel und Gaststättenbereich, Produkte oder Dienstleistungen schmuckvoll präsentiert, oder aber als dekoratives Stillleben Raumambiente schafft. Auch objekthafte Präsentationen sind hier denkbar.

Ordnungsart: Wird in den meisten Fällen im Detail asymmetrisch sein, im Umriss und der Gruppierung (Verteilung) mehrerer Teile ist auch die Symmetrie möglich.

Gestaltungsart: Von „dekorativ“, der Gebräuchlichsten über „graphisch“ und „formal-linear“ bis hin zu den „vegetativen“ Gestaltungsart ist alles möglich. Auch Kombinationen von „dekorativ“ und „graphisch“ oder „graphisch“ und „vegetativ-abstrakt“, sowie klassischer Formbinderei in die Moderne interpretiert sind Möglichkeiten. Letzteres wäre von der Gestaltungsart dann „dekorativ“ oder „graphisch“ machbar.

Anordnungsart: Sowohl radial, überschneidend als auch parallel in Abhängigkeit mit der gewählten Gestaltungsart möglich.

Gefäßwirkung: Von nicht sichtbar, rein funktional über mitwirkend bis hin zur dominanten Wirkung des Gefäßes ist alles praktikabel, in Abhängig von Idee, Zielsetzung und Möglichkeiten. Die Wahrhaftigkeit, also Material-, Werk-, Stil- und Zweckgerechtigkeit, sollte bei der Auswahl beachtet werden. Auch ist es möglich die Technik gestalterisch sichtbar einzusetzen. Als Beispiele hierfür seien „farbige Steckmasse“, Konstruktionen mit sichtbaren Bindestellen, Reagenzgläser oder alternative Steckhilfsmittel genannt.

Tischschmuck
  • für stilvolles Ambiente, meist anlassbezogen!

9.16 Formbinderei

Formbinderei ist die klassische Form des Blumenschmuckes und gehört zu den historisch ältesten Formen der Floristik. Sie war über lange Zeiten auch die meist gebräuchliche Schmuckart. Ob bei Feierlichkeiten, Raum- Tisch- Fassadenschmuck oder Toten- und Siegerehrungen, die Formbinderei kam zum Einsatz. Auch heute noch findet sie zu vielen Anlässen und Schmuckformen noch Verwendung. Girlanden, Kranzkörper, Herz-, Kissen-, Kreuz-, Stern-, Kuppel- und Kugelformen sind einige Beispiele. Floristische Gestaltung, bei denen neue Formen mit relativ geschlossenem Umriss und Oberfläche entstehen, zählt man auch heute noch zur Formbinderei. Die Werkstoffe ordnen sich dem Gesamtbild unter, geben aber in zeitgerechter Ausführung ihre Geltung nie ganz auf.

Ordnungsart:

Die Formbinderei hat sich allerdings weiterentwickelt, ist lebendiger, moderner und im Detail teilweise asymmetrisch geworden. Im Umriss und der Verteilung ist sie jedoch meist symmetrisch.

Gestaltungsart:

Die Formbinderei gehört mit ihrer kompakten, summierten Ausprägung und ihrer Umrisssymmetrie zur dekorativen Gestaltungsart. Auch graphische Formteile sind möglich, zumal die Ursprungsform des klassischen Römers in seiner architektonischen Strenge auch schon der graphischen Gestaltungsart entsprach.

Gruppierungsart:

Von symmetrischen 2er und 3er Gruppierungen, der strengen Reihung, der Reihung mit Schwerpunkt, bis hin zu asymmetrischen 2er und 3er Gruppierungen und der Streuung im Detail sind fast alle Gruppierungsarten möglich.

Anordnungsarten:

Da es sich um relativ kompakte Werkstücke handelt ist eine sichtbaren Linienführung des Werkstoffs nur in den seltensten Fällen vorhanden. Daher spielt die Anordnungsart eine untergeordnete Rolle.

Akzent:

In der klassischen Formbinderei nicht gebräuchlich, kann der Akzent in heutigen Arbeiten durchaus eine Aufwertung und Steigerung bewirken. Formbinderei ist stark mit dem Brauchtum verknüpft und z.B. unter anderem in der Oster-, Advents- und Trauerbinderei sowie im Hochzeitsschmuck heute noch zu finden. So gehören die „Glamelie“ oder der kompakte „Bogenbrautstrauß“ ebenso wie der Adventskranz zur Formbinderei.

Pflanze zur Art Federboa geformt
Formbinderei
  • oft Brauchtumsfloristik
  • aus Werkstoffen entstehen neue Formen, mit relativ kompaktem geschossenem Umriss !
  • z.B. Herz-, Kissen-, Kreuz-, Stern, Kuppel-, Kugel-Kranzformen u. Girlanden.

9.17 Sakralschmuck

Sakralbauten (von lateinisch sacer „heilig“), sind Bauwerke, die für sakrale, rituelle oder kultische Handlungen wie beispielsweise Gottesdienste oder Opferungen durch religiöse Gemeinschaften genutzt werden. Sakralbauten interpretieren sich als Anwesenheitsort höherer Macht, und werden alltagssprachlich in unserem Kulturkreis als Gotteshäuser bzw. Kirchen bezeichnet. Der Begriff Sakralbau entstammt den Kultur- und Kunstwissenschaften und dient dort als Abgrenzung zum Profanbau, einem Bauwerk für weltliche Aufgaben. Bekannteste Bautypen der Sakralarchitektur sind Tempel, Kirchen, Moscheen usw.

Auch Friedhöfe sind, wie auch die Trauerhallen, sakrale Orte. Der floraler Schmuck wird immer anlassbezogen, objektbezogen, eventuell personenbezogen und ansonsten dem Kundenwunsch entsprechend gestaltet sein. „Formgebinde“, wie Kranz, Kreuz, Herz, Kissen usw. sind sowohl in geschlossenen kompakten Umrissformen, als auch in aufgelockerter Art möglich. Von der Formbinderei bis hin zum objekthaften Schmuck ist heute vieles möglich.

Auch gibt es in Bezug Auf die zu wählende Gestaltungsart keine Beschränkungen. Sowohl die drei vegetativen -, als auch die drei nichtvegetativen Gestaltungsarten sind grundsätzlich möglich.
Die Werkstücke sollen auf alle Fälle der Würde des Ortes gerecht werden. Daher ist bei der Farbauswahl große Sorgfalt angesagt, großflächige Buntheit ist an sakralen Orten meist nicht angebracht.
Die Harmonie der Nachbarfarben, oder besser noch die der gemischten Abstände, ist neben der Harmonie der Vielfarbigkeit ideal. Das „grün“ als verbindendes Element zwischen den anderen Farbtönen ist wichtig, zudem es auch auch noch einen entsprechende Symbolaussage tätigt.

Foto von Kreuzen
Sakralschmuck
  • Anlass- u. Orts- u. eventuell Personenbezogen
  • keine großflächige Buntheit !

9.18 Altarschmuck

Der Schmuck ist jeweils auf den Anlass, das Sakralgebäude und den Altar, seine Größe, Beschaffenheit und dessen Stilrichtung abzustimmen. Auch die Farbe des Altarleinens und die Bestückung mit liturgischen Gegenständen sind in die Planung mit einzubeziehen. Der Stil des Sakralbaues sollte heutzutage nicht daran hindern, einen modernen, zeitgerechten Schmuck zu fertigen. Beachten sollte man jedoch, dass er dennoch zum Stil passend ist und mehr oder weniger eine Einheit mit dem Altar bildet. Zum Stil passend heißt, dass der Schmuck eventuell Elemente der jeweiligen Stilepochen aufnimmt und in unsere Zeit interpretiert darstellt. So verwenden wir in einer Barockkirche mehr Formen mit rundem, kugeligem Endpunkt kombiniert mit wenigen Verspielten. In einer gotischen Kirche sind aufstrebende Formen in hellen Farben angesagt. Diese können dann, mit dominanter Richtungsdynamik in der vertikalen, parallel oder überschneidend angeordnet werden. Als letztes Beispiel sei eine schlichte romanische Kirche genannt, in der fast alle modernen Blumenschmuckarten Verwendung finden können. Im Vorfeld ist auf alle Fälle abzuklären ob und in welchem Umfang der Altar mit Blumen geschmückt werden darf. Ansonsten bieten sich auch Blumenschmuck seitlich, vor oder hinter dem Altar an.

Gestaltungsarten:

Je nach Stilrichtung und Anlass sind alle Gestaltungsarten möglich, immer mit dem Ziel Kontraste zu schaffen und trotzdem eine Einheit zu bilden.

Farbgestaltung:

Die Farbwahl richtet sich unter anderem nach den Lichtverhältnissen im Altarbereich und dem Anlass. Auf alle Fälle sind starke Hell-Dunkel-Kontraste im Werkstück und zum Untergrund, der Fernwirkung wegen, wichtig. Auch entsprechende Formkontraste steigern die Fernwirkung und die Räumlichkeit des floralen Schmuckes.

Technik:

Die Werkstoffe sollten auch beim Altarschmuck gut gewässert und nach dem Haltbarkeitsanspruch gemäß ausgewählt sein. Ein eventuell nötiges Wassernachfüllen muss von der Technik möglich sein. Stark riechende Pflanzenteile sollten vermieden werden. Ebenso sollten keine Gestaltungselemente ausgewählt werden, die abfärben, beschmutzen oder Altartücher, z.B. durch ihre Dornen, beschädigen.

Altarschmuck
  • Anlassbezogen
  • Bezug zum Stil des Sakralgebäudes und zum Altar
  • Fernwirkung wichtig !

9.19 Trauerschmuck

Das große Gebiet der Trauerfloristik gehört zur anlassbezogene Floristik. Trauerschmuck ist funktional mit der Trauer, dem Gedenken an Verstorbene und der eigenen Endlichkeit verbunden.
Er soll Trost spenden, einen würdevolles Abschiednehmen begleiten und oder aber Gedenken sowie die Ehrung der verstorbenen Person zum Ausdruck bringen. Vom sakralen Schmuck der Trauerhalle oder Kirche über Sargschmuck, Trauerkränzen, Bouquets, Sträußen und Gestecken bis hin zum Urnenschmuck ist die Palette der Möglichkeiten sehr vielseitig. Trauerschmuck sollte immer individuell auf den Verstorbenen und eventuell auf Räumlichkeiten wie Trauerhalle etc. abgestimmt sein. Eine kompetente sowie persönliche Beratung durch den Floristen ist hierfür Voraussetzung.

Trauerschmuck ist ein Kulturgut mit langem geschichtlichem Ursprung und voller Symbolik. Die klarste und deutlichste Symbolik geht vom Kranz aus. Durch seine geschlossene Ringform stellt er den Kreislauf des Lebens und die Endlosigkeit dar. Schon lange vor Christi Geburt wurden Kränze zur Totenehrung verwendet. Aber auch das Kreuz, als christliches Symbol steht unter anderem für Trauer und Gedenken. Die Auswahl vieler gedeckter bzw. getrübter Farben und nur in geringer Menge leuchtende entspricht am besten diesem Anlass. Nur „Grün“ und „Weiß“ der traditionellen Trauerfarbe währe die klassische Wahl. Ansonsten gibt es viele individuelle auf die Person abgestimmte Möglichkeiten, wobei das großflächig Bunte die meist schlechtere Wahl ist. Die Harmonie der Vielfarbigkeit oder der gemischten Abstände mit vielen Nachbarfarben sind hier die besseren Farbkombinationen.

Von der dekorativen Formbinderei über „dekorativ“ aufgelockert bis hin zur „vegetativ-wahrhaften“ Gefäßbepflanzung sind fast alle Gestaltungsarten möglich. Die „formal-lineare“ ist für Trauerschmuck meist ungeeignet, da sie zu kontrastreich und spannungsreich vom Ausdruck ist.

Foto von gebundenen Kranz aus Tannenzapfen
Trauerschmuck
  • anlassbezogene Floristik
  • meist zurückhaltende Farbgebung
  • Sargschmuck, Trauerkränzen, Bouquets, Sträuße

9.20 Trauer- u. Gedenkkränze

Der Kranz ist seit Menschengedenken eine Gabe für die Toten und hat über Jahrhunderte bis heute als Kulturgut seine Aufgabe. Er soll Trost spenden, Liebe und Zuneigung ausdrücken sowie als Gedenkkranz an die Verstorbenen erinnern.

Die Kreisform vermittelt das unendliche, den Kreislauf des Lebens und wird in ihrer Symbolik von immergrünen Werkstoffen unterstrichen. Aber auch andere Werkstoffe haben sich etabliert und der Kranz unterliegt wie alle anderen floristischen Werkstücke einer ständigen Weiterentwicklung. Was jedoch auf keinen Fall verändert werden kann, ist der Kranzkörper als Kreis in Ringform. Die Profile des Kranzkörpers können jedoch sehr unterschiedlich gestaltet sein.

Kranzkörperprofile:

Wir unterscheiden zwischen Vollrund-, Halbrund-, Dreiviertelrundprofilen, dem Deichprofil sowie frei gestalteten Profilen. Die vier erstgenannten können von völlig geschlossener, kompakter Form, bis zu stark aufgelockert mit entsprechender Räumlichkeit gefertigt sein. Das Profil bezieht sich auf die Form im Querschnitt unabhängig von Proportion und Größe. Wie die Profilskizzen seitlich zeigen beziehen sich die Bezeichnungen auf den Abschlusswinkel zur Grundfläche und entsteht durch die Verlagerung der höchsten und oder der breitesten Ausdehnung.

Proportion:

Der goldene Schnitt ist beim Trauerkranz das klassische Proportionsverhältnis, sowohl für die Kranzöffnung als auch für die Kranzkörperhöhe bzw. dessen Durchmesser.
Die Proportion wird durch den Helligkeitswert der Werkstoffe, die Profilform und deren Umrissgestaltung beeinflusst. Beim geschlossenen Umriss sind tatsächliche und optische Begrenzung identisch. Beim aufgelockerten Profil hingegen, sucht das Auge das optische Zwischenmaß der weitesten Ausdehnung und der größten Tiefe. Daher zeigen nebenstehende Skizzen nur die theoretischen Ausgangsmaße und stellen keine messbare unumstößliche Norm dar.

Technik:

Von binden bzw. wickeln, stecken, haften bis zum pflanzen gibt es unendlich viele Möglichkeiten, die auch individuell kombiniert werden können. Es gibt unter anderem formgebende Unterlagen, Steckwülste aus Moos oder Steckmasse sowie die Möglichkeit Konstruktionen als Ausgangsform zu verwenden. Die zu wählenden Unterlagen und Techniken sind immer abhängig von der Werkstoffauswahl, der Profilform und der Art des Kranzes. Wir unterscheiden grundsätzlich zwei Arten von Kranzkörpern:

  • Schmuckwert im Körper sehr hoch, kein weiterer Schmuck sinnvoll!
  • Klarer, schlichter Kranzkörper, ergänzender Schmuck angebracht!

Gestaltungsart:

Beim Trauer- und Gedenkkranz sind alle Arten möglich, wobei die „dekorative“ die Gebräuchlichste ist. Neben „graphisch“ sind auch alle „vegetativen“ Gestaltungsarten teilweise in der aufgelockerten Deichform und vor allem im frei gestalteten Profil möglich. „Formal-linear wird beim Kranzkörper selbst die große Ausnahme bleiben, als Schmuck jedoch eine Möglichkeit darstellen.

Foto von einem Trauer/- Gedenkkranz
Trauer und Gedenkkränze
  • Dreiviertelrund-, Deich- u. Halbrundprofil des weiteren Vollrundprofil geschlossen u. aufgelockert sowie frei gestaltete Profile.

Kranzschmuck

Je nach Art des Kranzkörpers ist es möglich den Schmuckwert des Kranzkörpers mit einem weiteren Schmuck zu ergänzen. Wichtig hierbei ist es, dass Körper und Schmuck eine Einheit ergeben.
Daher sollte der Schmuck nicht zu groß, zu hoch und zu kompakt sein und auf alle Fälle dem Kranzverlauf im Uhrzeigersinn folgen. Auch mehrere Teile, der so genannte „Gruppenschmuck“, sollten diese Kriterien erfüllen und die Teile sollten Verbindung zueinander haben. Neben dem klassischen „Bandschmuck“ ist der „Akzentschmuck“ die zweckdienlichste Art. Die Symbolik der Ringform wird hierbei am wenigsten beeinträchtigt und der Kranz selbst behält die größte Wirkung. Der Akzentschmuck betont und steigert die vorhandene größere Menge, in diesem Fall den Kranzkörper.

Weitere bekannte Kranzschmuckarten sind :

  • „Dekorativ-symmetrischer“
  • „Dekorativ-asymmetrischer–Schmuck“
  • „Straußschmuck“
  • „Formal-linearer“
  • „Graphischer- Schmuck“.
  • sowie freie Schmuckformen

Einen Schmuck auf einem dekorativen Kranzkörper der vegetativen Gestaltungsart zuzuordnen widerspricht unserem Verständnis. Auch die Begrifflichkeit Strukturschmuck ist unnötig, da es sich hierbei um einen Dekorativ-asymmetrischen- Schmuck handelt, bei dem die Struktur als Ausdrucksmittel mehr zur Wirkung kommt.

Technik:

Je nach Schmuckart, Werkstoffen und Unterlage sind verschiedene Vorgehensweisen angebracht. So kann der Schmuck direkt mit dem Körper gearbeitet werden, in zuvor geplante Freiräume gesetzt oder aber nachträglich befestigt werden.

Ordnungsart:

Außer dem „Dekorativ-symmetrischen-Schmuck“ und eventuell dem „Bandschmuck“ sind alle anderen Schmuckarten asymmetrisch. Auch der Dekorativ-symmetrische- Schmuck kann im Detail asymmetrisch sein.

Foto von einem Trauer/- Gedenkkranz
Kranzschmuck
  • Band- Akzent- Gruppen- Strauß-Schmuck, Dekorativ-symmetrischer-u. Dekorativ-asymmetrischer- Schmuck
  • sowie Formal-linearer- u. Graphischer-Schmuck.

9.22 Sargschmuck

Das florale Werkstück hat, wie die Begrifflichkeit es auch aussagt, den Sarg zu schmücken. Dabei sollte die Wirkung des Sarges, dessen Design in Form, Farbe und Textur sowie eventuell vorhandene Schmuckelemente, berücksichtigt werden. Der Sarg steht im Mittelpunkt und Blickpunkt der Trauerfeier, daher sollte der Schmuck die verschiedensten Kriterien erfüllen. Der Schmuck sollte auf alle Fälle eine Einheit mit dem Sarg werden und schmückenden Charakter haben. Er sollte individuell auf die Persönlichkeit und den Lebensstil der verstorbenen Person abgestimmt sein und eventuell Lieblingsfarben und Vorlieben berücksichtigen. Begleitend können gestalterisch passende Werkstücke den Sargschmuck ergänzen, bis hin zum Raumschmuck.

Ordnungsart:

Meist asymmetrisch, aber auch in der Symmetrie möglich. So kann eine Detailasymmetrie im Umriss auch symmetrisch gestaltet sein und dadurch feierlicher wirken, wobei eine asymmetrische Gestaltung spannungsreicher und individueller zur Wirkung kommt.

Gestaltungsart:

Grundsätzlich sind für den Sargschmuck alle Gestaltungsarten möglich, wobei die vegetativen eher die Ausnahme bilden. Dekorativ in all seinen Facetten ist hier die Gebräuchlichste, von Sargdecken als Blütenmeer bis hin zum klassischen Gesteck.
Ebenso stilisierte Formen, wie Herz oder Kreuz sind z.B. als dekorative Arbeiten einsetzbar. Auch Konstruktionen aus Stäben oder filigranem Ranken und Ästen sind eine Möglichkeit. Letztere könnten dekorativ, graphisch oder gar vegetativ-abstrakt von der Gestaltungsart sein.
Auch formal-linearer Schmuck z.B. aus mehreren verschieden großen Elementen am Sarg gruppiert oder als Einzelteile am Sarg befestigt ist denkbar.

Gruppierungsarten:

Typisch sind Stafflungen und oder asym. 2er und 3er Gruppierungen aber auch die Streuung oder die Formation kommt zur Anwendung.

Technik:

Im Vorfeld muss abgeklärt sein, ob der Schmuck am Sarg verbleibt oder ob er vor der Beisetzung abgenommen werden soll. Dies ist wichtig in Bezug auf Gestaltung und Technik, insbesondere auf die Befestigungstechnik. Der Sargschmuck sollte so gearbeitet sein, dass er für die Zeit der Trauerfeier frisch bleibt bzw. seine Form behält. Eine längere Haltbarkeit ist nicht unbedingt von Nöten, da er eigentlich nicht als Grabschmuck sondern für die Trauerfeier gedacht ist. Die Werkstoffe sollten zum Zeitpunkt der Trauerfeier auf alle Fälle in voller Pracht und Reife in Erscheinung treten. Dies sollte dem Kunden bei der Beratung neben vielen anderen Gesichtspunkten bewusst gemacht werden. Eine gute, individuelle Beratung ist neben handwerklichem Können und gestalterischem Wissen Voraussetzung für eine erfolgreiche Floristik.

Sargschmuck
  • individuell, Anlass- u. Personenbezogen.
  • den Sarg schmückend

9.21 Urnenschmuck

Da es eine Vielzahl völlig unterschiedlicher Urnenformen und Designs gibt, ist es auch hier wichtig einen jeweils individuellen Schmuck zu fertigen. Zudem sollte noch der Bezug zur verstorbenen Person zum Ausdruck kommen. Bei Urnen mit wenig Eigenwirkung und Schmuckwert hat der Florist viele Möglichkeiten. Angefangen vom klassischen Kranz, in dem die Urne steht, über den gebundenen Kranz, die Girlande, das Fries bis hin zu freien Formen. Hier bieten sich sowohl dekorative als auch formal-lineare sowie graphische Schmuckteile an. Diese können, in verschiedenen Techniken gefertigt und falls zweckmäßig an der Urne befestigt werden.

Je mehr Schmuckwert die Urne hat, desto weniger darf sie verdeckt werden, umso filigraner muss der Schmuck sein. Bei Designerurnen ist es meist am Zweckmäßigsten sie nicht direkt zu schmücken, sondern sie auf einen floralen Schmuck zu stellen. Dies könnte ein Blatt- oder Blütenteppich oder ein floral gestaltetes Podest sein. Auch eine sehr reduzierte vegetativ-wahrhaft oder vegetativ-abstrakte Gestaltung stellt eine weitere Möglichkeit dar. Um einen feierlichen Rahmen zu schaffen, ist es sinnvoll, weitere floristische Werkstücke um die Urne herum oder gar einen entsprechenden Raumschmuck anzubieten.

Foto von Urnenschmuck
Urnenschmuck
  • Kränze, Girlanden, Friese, bis hin zu freien Formen
  • Dekorativ
  • Formal linear
  • Graphisch u. Vegetativ möglich

9.23 Raumschmuck

Anlass- und oder Themenbezogen und oder Raumbezogen ist er für eine spezielle Örtlichkeit bestimmt. Der zu schmückende Raum sollte durch die Gestaltung erfasst sein, was nicht ausgefüllt bedeutet. Der Schmuck sollte raumerfassend und je nach räumlichen Gegebenheiten ohne Rückseite allseitig interessant gestaltet sein. Interessant heißt unter anderem kontrastreich mit spannungsreich variierenden Mengenverhältnissen und ein Wechselspiel von Summierung u. Reduzierung darstellen. Raumschmuck muss den Raum also nicht ausfüllen sondern ihn positiv erfassen, gestalterisch einnehmen.

Ordnungsart:

Um dies zu erreichen ist die Asymmetrie die ideale Ordnungsart. Aber auch die Symmetrie im Umriss oder ganzheitlich zu bestimmte Anlässen in entsprechenden Räumlichkeiten ist realisierbar.

Gestaltungsart:

So vielfältig die Räumlichkeiten, Themen, Anlässe und Zielsetzungen sein können, so unendlich viele Gestaltungsmöglichkeiten gibt es. Alle Gestaltungsarten sind in allen möglichen Variationen einzusetzen. Auch die Kombination mehrere Gestaltungsarten kann beim Raumschmuck durchaus sinnvoll sein.

Gruppierungsart:

Ein Raumschmuck kann aus einzelnen Werkstücken bestehen, die dann im Raum so gruppiert sind, dass sie wieder ein neues Gesamtwerkstück bilden. Die andere Möglichkeit ist es einzelne Werkstoffe und Materialien direkt im Raum zu gruppieren und auf diese Weise einen Raumschmuck zu erstellen. Als Gruppierungsarten kommen neben asymmetrischen 2er u. 3er Gruppierungen auch Streuung mit Schwerpunkt, Formationen und die stetige Reihung in Frage. Letztere mit Gefäßen als Raumteiler in Form einer Seriographie gearbeitet, ist eine von vielen Raumschmuckmöglichkeiten. Auch die symmetrische 2er Gruppierung, z.B. rechts und links vom Eingang oder der Bühne kann sinnvoll sein.

Proportion:

Unterschiedliche Proportionsverhältnisse von Breite zu Höhe und Tiefe sowie der verschiedenen Teile zueinander erhöhen die Spannung, Extremproportionen wecken Interesse und führen zu einer stärkeren Wahrnehmung.

Anordnungsart:

„Überschneidend“ ist die bestgeeignete Anordnungsart, da sie am besten die Räumlichkeit unterstützt und zur Geltung bringt. „Radial“ und „parallel“ sind die beiden anderen Möglichkeiten. Letztere, die parallele braucht jedoch auch in geringen Mengen Überschneidungen um entsprechende Wirkung zu erreichen.

Technik:

Von Gefäßen über Ständer, Stangen, Rohre, Scheiben, Platten, Konstruktionen aus Ästen, Zweigen u. Stäben etc. unter zur Hilfenahme von Drahtseilen u. Kunststoffschnüren gibt es unendlich viele Möglichkeiten gestalterisch sichtbare Grundaufbauten zu erstellen. Die Wasserversorgung kann über Gefäße aller Art, Reagenzgläser, Schoten usw. gewährleistet werden oder es sind Werkstoffe, die auch versiegelt entsprechend lange haltbar sind.

Raumschmuck
  • Anlass- und oder Themenbezogen u. Raumbezogen

9.24 Schaufenstergestaltung

Wir unterscheiden hierbei die Gestaltung eines Schaufensters im Florist-Fachgeschäft und die einer Fremdbranche. In letzterem wird der Blumenschmuck ergänzend und schmückend in Erscheinung treten. Er wird auf die Warenpräsentation, die Jahreszeit, die Branche und auf den Werbezweck abgestimmt sein.

Beim Schaufenster des Floristen ist die Blume zum einen Ware, also das Produkt was angeboten wird, zum anderen ist das Schaufenster ein Aushängeschild des Geschäfts. Wir betreiben durch die Schaufenstergestaltung Produkt- und Imagewerbung zugleich!

Foto von Schaufenstergestaltung

Technik:

Punktueller Lichteinsatz und oder Außenschattierung für gute Sichtverhältnisse von Außen nach Innen sind wichtige technische Voraussetzungen. Indirekte, auf keinen Fall den Betrachter blendende Beleuchtung, sollte selbstverständlich sein. Auf Sauberkeit sowie wechselnde Gestaltung auch in nicht so stark frequentierten Ecken und Bereichen sollte immer geachtet werden.

Gestaltung:

Das Schaufenster muss so gestaltet sein, dass es eine gewisse Fernwirkung hat, aber bei näherem betrachten noch genügend interessante Dinge neu zu entdecken sind. Auch sollten nicht alle Werkstücke und Ausstellungsgegenstände voll überschaubar sein. Es sollte so gestaltet und gruppiert sein, dass einige Teile nicht auf den ersten Blick voll erkennbar und andere nur teilweise sichtbar sind. Es sollte auf keinen Fall eine Treppe nach hinten ansteigend entstehen, sondern auch im vorderen Bereich entsprechende Höhen geben. Halbtransparente „Trennwände“ zur Gliederung und der besseren räumlichen Wirkung sind nur eine Möglichkeit. Diese könnten z. B. aus transparenten Stoff- bzw. Folienbahnen sein oder aus floralen- bzw. nichtfloralen Konstruktionen bestehen. Eine andere oder ergänzende Möglichkeit bilden größere Gefäße, die auch als stetige Reihung den Schaufensterbereich gliedern können.

Gruppierungsart:

Stetige Reihe und Formation sind die modernen Gruppierungsarten der Schaufenstergestaltung. Klassische 2er- u. 3er-Gruppierungen sowohl in der Symmetrie als auch in der Asymmetrie sind ebenfalls praktikabel.

Gestaltungsart:

Meist werden im Schaufenster mehrere Gestaltungs-arten zu sehen sein, was auch sinnvoll ist, denn nur was man den Kunden zeigt und anbietet kann er konsumieren. Gegebenenfalls kann auch jahreszeitlich oder zu besonderen Anlässen oder Themen nur in einer Gestaltungsart gearbeitet sein. Ganz wichtig ist das die Schaufenstergestaltung immer wechselnd und aktuell ist. Daher ist darauf zu achten Werbeträger und Themen, die von der Zeit überholt sind, rechtzeitig zu entfernen.

Schaufenstergestaltung
  • Produkt- und Imagewerbung zugleich!
  • spannungsreich u. interessant sein- Interesse wecken.

9.25 Geschenkverpackung

Eine Geschenkverpackung ist grundsätzlich eine ästhetische Umhüllung eines Gegenstandes. In Zeiten in denen Geschenke immer leichter zu bekommen sind, dem Schenkenden an Tankstellen und im Supermarkt zu jeder Zeit alles und das möglichst unpersönlich angeboten und abgenommen wird, wird die Blume, der Werkstoff selbst zu einem ganz wichtigen Botschafter. Der Werkstoff, das Werkstück ist Ausdruck von Wertschätzung gegenüber dem Beschenkten, Wertsteigerung des eigentlichen Geschenkes und Selbstdarstellung des Schenkenden.

Die Entscheidungen welche Werkstoffe und Materialien für einen Geschenkschmuck verwendet werden richtet sich nach folgenden Kriterien:

  • Anlass
  • Alter der Beschenkten
  • Geschlecht der Beschenkten
  • eventuell bereits vorhandene Materialien mit welchen das Geschenk umhüllt ist
  • vorhandene Gestaltung von Etiketten auf z.B. Flaschen
  • Gewährleistung einer gewissen Haltbarkeit, eventuell auch ohne Wasserversorgung

Der Schmuck stellt eine optisch deutlich kleinere Menge als der zu schmückende Gegenstand dar. Schmücken ist das Betonen, Ergänzen, Hervorheben von Vorhandenem. Getränkeflaschen( meist Sekt, Wein, Champagner…) stellen wohl das Produkt dar, welches der Florist am häufigsten schmückt. Der Schmuck sollte vom Stil und Milieu zu dem zu schmückenden Gegenstand passen. Eine elegant geformte Flasche mit einem hochpreisigen Champagner sollte z.B. nicht mit einer rustikalen Sonnenblume geschmückt werden. Stilgerecht wäre jedoch z. B. ein Verlobungsring in einem Werkstück mit roten Rosen. Eine gute Zweckgerechtigkeit ist gegeben, wenn der Geschenkschmuck funktionell ist. Er muss transportabel sein und der Schmuck leicht zu entfernen, oder z.B. an einer Flasche dauerhaft bestehen bleiben.

Foto von dornigen Ast

Auf einen werkstoffgerechten Umgang muss gerade beim Geschenkschmuck größten Wert gelegt werden. Werkstoffe, welche auch ohne Wasserversorgung eine gute Haltbarkeit aufweisen eignen sich besonders gut. Hier ist es wichtig, dass die Schnittstellen ästhetisch und funktionell versiegelt werden. Werkstoffe, die auf eine dauerhafte Wasserversorgung angewiesen sind werden in Reagenzgläser oder alternativen Wasserreservoirs gesteckt. Die Werkstoffe können aber auch so angebracht werden, dass sie leicht abzulösen sind und nach dem Überreichen eingewässert werden können.

Eine Ausnahme stellen meist Geldgeschenke, Theaterkarten, Gutschein usw. dar. Hier dient das eigentliche Geschenk, z.B. die Theaterkarte, als Schmuck bzw. Gestaltungselement. Gehaftet, gerollt, gefädelt, gedrahtet, geklammert… wird das Geld oder die Karte in das Werkstück eingearbeitet.

Geschenkverpackung
  • hochwertige florale Gestaltung
  • komplett verhüllt oder teilverpackt, schmückend

9.26 Körperschmuck

Im Floristikfachgeschäft begegnet uns Körperschmuck meist als ergänzendes Schmuckelement zu Brautstrauß oder Brautschmuck. Zum Einen in Form von Schmuckteilen an der Braut, zum Anderen als Anstecker für den Bräutigam und eventuell für Gäste der Hochzeitsgesellschaft. Als ergänzender Körperschmuck sind Corsagen, Colliers sowie Schmuck am Schleier, Kleid, Hut oder im Haar sehr beliebt. Die Möglichkeiten sind hier sehr vielfältig, wobei Farbe und Milieuauswahl auf den Brautschmuck abgestimmt sein sollten. Seltener, aber nicht ungewöhnlich ist es auch zu anderen, offiziellen Feierlichkeiten, Gäste mit einem floralen Anstecker, Armband, Collier… zu schmücken und hervorzuheben.

Bei Wettbewerben, Prüfungen oder Ausstellungen sind in den letzten Jahren im Bereich Körperschmuck spannende Entwicklungen geschehen. Diese individuellen, oft extrem egozentrischen Schmuckformen werden sich kaum in der täglichen Praxis etablieren können. Wollen wir das überhaupt? Durch einen zu dominanten Schmuck wirkt der Mensch schnell verkleidet u. kostümiert. „Weniger ist mehr“ ist also meist einer der wichtigsten Grundsätze. Eine Ausnahme für einen sehr dominanten, praxistauglichen Körperschmuck stellt z.B. ein floraler Brautschleier oder eine üppige, florale Schleppe dar. Trotzdem ist eine intensive Auseinandersetzung mit der Thematik sicher sehr lehrreich und spannend für den Gestalter. Entscheidende Kriterien für jeden Körperschmuck sind Anlass, Haarfarbe und Teint, Größe und Figur sowie das Alter. Körperschmuck kann dekorativ, formal- linear oder graphisch gstaltet werden. Die dekorative ist die typische, die vegetativ- wahrhafte oder vegetativ- klassische Gestaltungsart sind hier nicht möglich! Gestalterisch denkbar, aber meist nicht funktionell ist die vegetativ-abstrakte Gestaltungsart.

Äußerste Beachtung/ Wichtigkeit bei der Planung des Körperschmuckes sollte auf perfekt abgestimmte Proportionen von der Größe des Schmuckes zur Statur des zu schmückenden Models gelegt werden. Die Richtungsdynamik spielt in sofern eine große Rolle, da sie mit den Linien und Bewegungen des Körpers harmonieren sollte, sich an die Figur anschmiegt, dem Körper schmeichelt. Aber auch hier gilt, dass wenige bewusste Richtungskontraste oder sogar ein Richtungswechsel (z.B. Schulterschmuck) die Gestaltungsdynamik und somit das Werkstück gestalterisch steigern. Der Körperschmuck muss funktional gearbeitet sein, bequem, praktisch, leicht und nie hinderlich. Außerdem darf er keine Verletzungsgefahr (durch z.B. Enden von Schmuckdrähten) darstellen und nicht die Kleidung beschädigen. Ob gebunden, gewunden, geklebt… die gewählte Technik muss gerade hier extrem sicher und sauber ausgeführt werden. Eigenständiger Körperschmuck beinhaltet meist eine Konstruktion. Durch diese wird Räumlichkeit, Transparenz und Leichtigkeit geschaffen. Außerdem ermöglicht die Konstruktion das Arbeiten eines zusammenhängenden Werkstückes, ohne dass direkt „an der Person, die zu schmücken ist“ gearbeitet wird. Zudem ist durch die Konstruktion das Entfernen des Schmuckes leichter und praktischer. Wird ein Körperschmuck direkt am Model gearbeitet, so besteht der Vorteil darin, dass der Gestalter perfekt mit den Werkstoffen auf die individuelle Figur des Models eingehen kann, eben ein Körperschmuck wie maßgeschneidert.

Körperschmuck als eigenständiger Brautschmuck

Der Körperschmuck als eigenständiger Brautschmuck ersetzt den „Brautstrauß“. Vorteil eines solchen Schmuckes ist, dass die Braut beide Hände frei hat und das Florale die Braut während der gesamten Feierlichkeiten schmückt.
Dieser ist unter Anderem als floral gestalteter Schal, Hut, Stola, Schleppe, Bustier realisierbar. Auch der direkte Schmuck des Brautkleids sowie von Schulter- und oder Armpartien sei erwähnt. Ebenfalls möglich die Kombination mehrerer, wie z.B. Hut und Bustier oder florale Schleppe und Haarschmuck. Da er eine gewisse Zeit direkt am Körper oder am Kleid getragen wird, sollte er so konzipiert sein, dass die Bewegungsfreiheit der Braut so wenig wie möglich eingeschränkt wird.

Der Körperschmuck
  • ergänzend zum Brautstrauß od. als eigenständiger Brautschmuck
  • direkt am Körper oder am Kleid getragen.