7.1 Gestaltungsstil
Gestaltungsstil steht als Begrifflichkeit für den persönlichen Stil des Gestalters, mit dem er den von ihm gestalteten Dingen seine eigene Note gibt. Nicht zu verwechseln mit der Gestaltungsart, die nach Wirkung und dem Wesen eingeteilt und ein Gestaltungskriterium mit entsprechenden Regeln ist. In der Kunst und der Architektur sprechen wir zum einen von Stilepochen oder Stilrichtungen, zum anderen hatte und hat jeder Künstler, Architekt und jeder Gestalter wiederum seine besonderen Merkmale und Eigenheiten. Diese stellen dann den persönlichen Gestaltungsstil dar, der dann das Individuelle und Einzigartige im positiven Sinne verkörpern sollte. Der Florist sollte innerhalb der Gestaltungslehre und dem bewussten Einsatz seines Fachwissens sich immer auch die Frage nach seinem persönlichen Gestaltungsstil stellen. Dieser unterliegt einem ständigen Entwicklungsprozess. Selbst wenn man glaubt, seinen Stil gefunden zu haben, wird sich dieser ausbauen, verändern und weiterentwickeln. Der Florist solle immer wieder die wichtige Frage nach dem „Wie“ neu für sich beantworten.
– „Wie“ stelle ich meine Persönlichkeit dar ?
– „Wie“ entwickele ich meinen individuellen Stil weiter ?
– „Wie“ verkaufe ich mich und meinen Stil ?
– „Wie“ verwirkliche ich die Ansprüche der Kunden innerhalb meines Gestaltungsstiles?
Gestaltungsstil
- persönliche Note des Gestalters
- nicht die Art des Gestaltens
- nicht mit Gestaltungsart zu verwechseln!!
Entwicklungen
– Geschichte der Gestaltungsarten
Die Gestaltungsarten als Begrifflichkeit in der Floristik sind im Laufe des letzten Jahrhunderts entstanden. Die wohl älteste Gestaltungsart ist „dekorativ“. Sie hat sich mit der Zeit verändert, ist vielfältiger, variantenreicher und „asymmetrischer“ geworden. Ihre eigentlichen Wesensmerkmale, das Üppige u. Füllige hat und hatte immer Bestand.
Mitte des 19. Jahrhunderts brachte die floristische Entwicklung relativ zeitgleich die vegetative (heute vegetativ-klassische) und die formal-lineare Gestaltungsart zur Anerkennung. Beide gingen, teils nach Vorbildern der asiatischen Blumenkunst, von einem Punkt aus. Das Vegetative war von dem Gedanken getragen, verschiedene Blumensorten, aus einem Vegetationspunkt und damit leicht abstrakt und dennoch wuchshaft darzustellen. Diese Form des vegetativen Gestaltens ist ein Stück Kulturgut und wird daher heute als „vegetativ-klassisch“ bezeichnet. Das formal-lineare zeigte eine ganz andere Gestaltungsmöglichkeit. Eine nicht wuchshafte, nicht vegetative, hauptsächlich auf die Form bezogene kontrastreiche Darstellung. Von Anfang an wurden sehr kontrastreiche Formen, jeweils in geringer Menge in entsprechend verschiedengroßen Freiräumen dargestellt. Der Geltungsanspruch und der Wachstums-u. Bewegungsryhtmus brauchten nicht beachtet werden, die Form insbesondere die Linie standen in dieser typ. asymmetrischen Arbeit im Vordergrund. Dekorativ, vegetativ und formal-linear waren dann bis in die 70er Jahre die drei maßgebenden Gestaltungsarten.
Die Floristik entwickelte sich weiter und es gab die verschiedensten Bestrebungen und Fachansichten über weitere Gestaltungsarten oder deren Reformierung. Über unsinnige Begriffe wie „Gärtchentechnik“ oder dem Bestreben nur noch nach dekorativ oder vegetativ einzuteilen gab es viele Versuche. Unter anderem auch nur noch über „vegetativ“ oder „nichtvegetativ“ zu befinden. Einen relativ langen Zeitraum, nicht von allen akzeptiert, hatte „parallel“ als Gestaltungsart eine Bedeutung. In parallel-dekorativ, parallel-vegetativ u. parallel-graphisch untergliedert gab es sechs Gestaltungsarten. Ende der 90er Jahre, Anfang des 20. Jahrhunderts schieden sich unter den fachkompetenten Floristen immer mehr die Geister. Die Einen blieben, oder kehrten zum „Dreigestaltungsartenmodell“ zurück, Andere unterschieden nur noch zwischen „vegetativ“ und „dekorativ“ oder zwischen „vegetativ“ und „nichtvegetativ“. Für Andere wiederum wurde „graphisch“ zur 4. eigenständigen Gestaltungsart. Das Problem bestand im einen darin, dass parallel von der Begrifflichkeit, genau wie radial u. überschneidend Anordnungsarten sind und damit eine Doppelverwendung des Begriffes gegeben war. Aber vor allem aus der Entwicklung heraus, dass immer mehr graphische u. vegetative Werkstücke auch in der Anordnungsart überschneidend gestaltet wurden und werden, und somit eine Einordnung dieser Werkstücke unter „parallel“ nicht mehr möglich war. Parallel als Gestaltungsart ist also Geschichte und kehrt auf alle Fälle zu seiner ursprünglichen Begrifflichkeit den Anordnungsarten zurück.
Zum Einen eine Unterscheidung zwischen „vegetativ“ und „nicht-vegetativ“ und zum Anderen eine Einteilung in sechs eigenständige Gestaltungsarten, wie auf den nächsten Seiten beschrieben u. erklärt, sehen wir zum momentanen Entwicklungsstand sowohl für den Lehrenden als für den Lernenden am geeignetsten. Es wird Kulturgut (z.B. „vegetativ-klassisch“) in seiner Ursprungsform erhalten aber zugleich für Weiterentwicklungen Freiraum geschaffen, denn eine Weiterentwicklung muß jederzeit möglich sein.
Entwicklungen
- zur Zeit sechs eigenständige Gestaltungsarten