Werkstoffe, Pflanzen und Pflanzenteile, sowie Materialien werden neben anderen gestalterischen Gesichtspunkten auch nach ihrem Milieu ausgewählt. Das Milieu ist in allen Gestaltungsarten ein wichtiges Entscheidungskriterium für die Auswahl, die beim gestalten an erster Stelle steht. Der Begriff Milieu kommt aus dem Französischen und wir unterscheiden als spezielle Begrifflichkeit in der Floristik zwischen dem natürlichen Milieu der Werkstoffe und dem der Materialien. Das Milieu beschreibt die charakteristische Momentankonfiguration, also die Beurteilung eines Gestaltungselements zu einem bestimmten Zeitpunkt und Zustand. Dies ist immer nur im Vergleich möglich. Stufen wir in der Floristik Werkstoffe und Materialien nach ihrem Milieu ein ist dies immer Subjektiv und vom Vergleich abhängig. Das Milieu das der Mensch Dingen zuordnet entsteht durch viele Faktoren. So sind es zum Einen die Farbe, die Form und Textur die Einfluss nehmen aber auch Kultur, Zeitgeist und Werteinschätzung beeinflussen unser Milieuempfinden.
Des Weiteren spielt die empfundene Soziologie eine Rolle. Nicht zu verwechseln mit der tatsächlichen Soziologie die mit dem Milieu oft verwechselt wird jedoch hier keine Bedeutung hat. Auch der Raum, das Umfeld sind milieugeprägt und beeinflussen wiederum die Milieuwirkung der Gestaltungselemente. Wir unterscheiden grundsätzlich zwischen rustikalem, derbem Milieubereich auf der einen Seite und edlem, elegantem Milieu als Gegenpol. Es sind die zwei Extrembereiche, dazwischen gibt es jedoch endlos viele Abstufungen und in der Mitte liegt der große Bereich der milieuneutralen Werkstoffe und Materialien. Diese verhalten sich zu beiden Bereichen, in denen es ja viele Stufen gibt, neutral und können zu beiden Extrembereichen kombiniert werden. So können z.B. Zantedeschia oder Phallenopsis die von sehr edlem Milieu sind mit einem rostigen Metallgefäß kombiniert werden. Das rostige Metallgefäß verhält sich wie auch oxidierte Kupfer- oder Messinggefäße abhängig von der Form relativ milieuneutral. Auch Pflanzenteile aus dem Gegenpol dem extrem rustikalen Bereich wie z.B. Distel, Sonnenblume, Solidago und Achilea können in einem solchen Gefäß ihrem Platz finden. Neben dem Gefäß sind es auch viele Werkstoffe wie z.B. Hostablätter, Thyphablätter, viele Rosen und Gräsersorten sowie grüne Mohnkapseln und Schlehenäste, die im mittleren Milieubereich anzusiedeln sind und sich relativ neutral zu beiden Bereichen verhalten.
Die richtige Milieuauswahl ist in allen Bereichen sehr wichtig. So ist es z.B. bei sichtbaren Bindestellten auch ein großer Unterschied ob wir mit rustikalem Naturbast, gefärbtem Bast, Kabelbindern oder mit edlen Schnüren gestalten. Dies ist abhängig vom Milieu des Werkstücks und dessen Bestandteilen.
Die farbliche Beeinflussung soll an der Zantedeschia beispielhaft verdeutlicht werden. Es gibt sie z.B.in Weiß Schwarzviolett, Rotviolett, Gelb, Orange und Rostorange. In der hier genannten Reihenfolge bei ganz Edel beginnend zeigt sich eine kontinuierliche Abstufung Richtung des mittleren Milieubereiches. Eine solche rostorange Calla mit geringer Farbqualität kann dann sowohl zu edel wirkenden Orchideen passender Farbe als auch zu rustikaler einzustufenden Zinien, Asklepien, Digitalis und orange Antirinium beispielsweise passen.
Der Gestalter sollt immer wieder Milieukonfigurationen vergleichen und sich Unterschiede und deren Ursachen bewusst machen. Trotz allen Beispielen im Text bleibt die Beurteilung subjektiv und ist von vielen Faktoren abhängig. Vom Gestalter erfordern solche Einstufungen immer wieder ein aufmerksames, bewusstes und individuelles Sehen und Erkennen der besonderen Merkmale unserer Werkstoffe. Des Weiteren bieten natürlich bewusst gewählt Milieukontraste eine jedoch begrenzte Möglichkeit, bei der dann das Mengenverhältnis entscheidend für die Harmoniebildung ist. Totale Milieugegensätze in relativ gleiche Menge bilden keine Harmonie und sind dann auch nicht Stilgerecht und aller Wahrscheinlichkeit auch nicht Anlassgerecht.