Floristik-Design-Fachbuch

9.4 Konstruktionen für gebundene & andere Werkstücke

Konstruktionen finden in der Floristik in vielerlei Arten, Formen und den verschiedensten Werkstücken Verwendung. Sie sind konstruiert und sollten der Werkgerechtigkeit wegen dann auch so wirken, im Idealfall sogar den Konstruktionsprozess erkennen lassen.

Konstruktionen werden fälschlicher Weise oft als Gerüste bezeichnet. Ein Gerüst jedoch ist ein technisches Hilfsmittel, welches entfernt wird wenn es seinen Zweck erfüllt hat. Es trägt also nicht der Gestaltung bei. Die Konstruktion ist aber Gestaltungselement und kann nur zusätzlich technisches Hilfsmittel sein!

Meist geben sie dem Werkstück seine Form oder sind in die Form integriert. Konstruktionen werden oft als Grundgebilde für Werkstücke mit mehreren Bindestellen oder aber für Sträuße mit nur einer dominanten Bindestelle verwendet. Für Letztere wird eine Vielzahl fertiger Formen im Handel angeboten, die jedoch kritisch auf ihre Einsatzmöglichkeiten hin betrachtet werden müssen.
Sie können einen zu starken industriellen Charakter aufweisen und oder in der Verarbeitung und Qualität mangelhaft sein. Auch fehlender Formanspruch und zu wenig Räumlichkeit sind oft negative Merkmale. Oft sind es mehr Einschränkungen als Hilfe. Auch besteht die Gefahr, dass Individualität und der Reiz des Besonderen verloren gehen. Dem gegenübergestellt können Halbfertigprodukte in ästhetischer Form, guter Qualität vom Preisleistungsverhältnis und der Zeitersparnis auch eine Möglichkeit darstellen.

Gestaltungsarten : Konstruktionen sollten grundsätzlich auf die entsprechende Gestaltungsart abgestimmt sein, sie in ihrer Wirkung unterstützen, bzw. ein Teil von ihr sein. Dekorativ, graphisch und vegetativ-abstrakt sind hier am besten geeignet. Für alle drei Gestaltungsarten können wir dieselben Konstruktionen als Beispiele nehmen. Der Ausschnitt einer Prunus spinosa Hecke, eine freie Formation von Bambusstäben oder ein lockeres Formgefüge bemooster Äste. Alle drei können dann entsprechend der gewünschten Gestaltungsart mit weiteren Werkstoffen ergänzt werden. Üppig, füllig und vielfältig summiert bei dekorativ – kontrastreich aber minimalistisch, reduziert als graphische Darstellung – wuchshaft, mit entsprechenden Freiräumen für die vegetativ-abstrakte Variante. Auch können bei allen drei hier genannten Gestaltungsarten die Konstruktionen aus Material gefertigt sein. Im graphischen tritt dann der Werkstoff nur als Akzent in Erscheinung.

In formal-linearen Darstellungen sind Konstruktionen nur als separate, einzeln wirkende Formgefüge verwendbar. In allen anderen Gestaltungsarten muss die Konstruktion eine Verbindung mit den anderen Werkstoffen eingehen und mit ihnen zu einer Einheit verschmelzen. Weiche Übergänge, aufgebrochene Formen, Räumlichkeit und Transparenz ermöglichen die harmonische Einheit zwischen konstruierten Formen und weiteren Werkstoffen. Spannungsreiche Mengenverhältnisse und die richtige Milieuwahl sind wichtige Voraussetzungen für ein interessantes und doch harmonisches Ergebnis.

Foto von Blumengesteck in hoher Steinvase
Konstruktionen
  • Technik und in ihrer Entstehung nachvollziehbar
  • auch für Raumschmuck, Hochzeits- und Trauerfloristik