Floristik-Design-Fachbuch

3.6 Körper

Körper bestehen aus einer oder mehreren Flächen. Sie haben drei Dimensionen, nämlich Länge, Breite und Höhe. Eine Ausnahme bildet hier die Kugel, sie hat nur eine Fläche und man spricht nicht von Länge, Breite und Höhe sondern vom Durchmesser oder Umfang. Geometrische Körper lassen sich unter anderem in Bezug auf Volumen, Oberfläche und Umfang berechnen. Da Körper zum einen aus Flächen bestehen, zum anderen sich dem Betrachter von einer Seite (z.B. im Aufriss) nur eine Fläche zeigt, ist bei unbekannten Objekten ihr räumliches Ausmaß nicht zu erkennen. Körper richtig zu sehen und zu erkennen muss gelernt werden und der Mensch sammelt hierzu von Kind auf Erfahrungen in Form von Vergleichsbildern. So erkennt er dann z.B. anhand der Schattenbildung ob es sich um eine Scheibe oder eventuell um eine Kugel handelt. Auch durch das sehen mit beiden Augen wird das Erkennen von Körpern erleichtert, was jedoch mit zunehmender Entfernung nachlässt, und Objekte immer flächiger erscheinen lässt. Mit der Entfernung verändert sich auch die Größe, d.h. die Sehgröße entspricht nicht mehr der tatsächlichen Objektgröße.

Der Begriff Körper ist eben relativ. Er beginnt beim kleinsten Punkt, der vergrößert zur Kugel wird, z.B. bis hin zur Erdkugel, die im Universum ein sehr kleiner Punkt ist. Die Wirkung eines Körpers geht von seiner Form, Farbe und Struktur aus. Sie, die drei Ausdrucksmittel, entscheiden über das optische Gewicht des Körpers unabhängig vom tatsächlichen Gewicht. Die Form kann durch die Größe in ihrer Wirkung beeinflusst werden. Große Körper wirken nicht nur auffälliger, sondern auch wuchtiger, mächtiger und damit optisch schwerer. Helle Körper mit glatten glänzenden Oberflächenstrukturen wirken leichter als solche mit dunklen, tiefen, matten Oberflächen. Die stärkste Wirkung geht also von der Materie aus. Wir sind geneigt, aus der Entfernung heraus einen Körper als schwer oder leicht, stabil oder statisch zu beurteilen. Der Betrachter berücksichtigt die Eigenart des Materials (Holz, Metall, Stein, Glas, Ton, Kunststoff usw.) und entwickelt daraus eine mögliche Körperform. Wird das Material in eine Form gezwungen, die ihrem Wesen nicht entspricht, sprechen wir von einer nicht materialgerechten Arbeit bzw. Körper. Die ursprüngliche Oberflächenbeschaffenheit wirkt daher meist auch ehrlicher und wirkungsvoller als ein deckender Überzug aus einem anderen Material.

Körper können Gebilde sein die einen Raum umschließen, also Hohlkörper, z.B. Behälter, Gefäße, und Schränke oder aber es sind Gebilde die aus einer Masse sind bzw. eine Masse enthalten. Letztere bezeichnen wir im Gegensatz zu den Hohlkörpern als Vollkörper, wobei diese Unterscheidung von der gestalterischen Wirkung und dem optischen Gewicht nur selten von Bedeutung ist. Die geometrische Grundformen Kugel, Quader, Würfel, Kegel, Zylinder, Pyramide sind dreidimensionale Erweiterungen der Flächenformen Kreis, Dreieck, Quadrat. Ausdruck und Wirkung sind von der Flächenform abhängig bzw. werden durch sie geprägt.

Durch die dritte Dimension wirkt die Kugel dynamischer als die Kreisfläche und erscheint optisch bewegt. Sie ist eine allseitig gleiche, vollkommene Form. Kegel und Pyramide sind standfeste, jedoch zugleich aufstrebende Formen, die sich typischerweise nach oben verjüngen. Auch der Würfel erhält im Vergleich zur Quadratfläche noch mehr Statik und eine lastende sowie ruhende Wirkung. Ein Würfel der auf der Basis ruht, ist auf die Erdoberfläche und ihre waagerechte bezogen. Kubische Körperformen besitzen die größte Standfestigkeit und lassen sich am besten aneinanderfügen und stapeln. Freiplastische Körper wie Mensch, Tier, Pflanze haben jeweils ganze individuelle Persönlichkeitsformen. Letztere, die pflanzlichen Formen werden als Naturformen, unter dem Thema Wachstums- und Bewegungsformen sowie als Geltungsformen ausführlich auf ihre Wirkung und Aussagekraft hin behandelt.

Körper sind
  • dreidimensionale,
  • freiplastische oder geometrische Gebilde
  • haben immer eine Form, Farbe und eine Oberflächenstruktur bzw. Textur!!!