Floristik-Design-Fachbuch

7.8 formal – linear

Von größter Bedeutung in dieser Gestaltungsart sind die Einzelformen, insbesondere die Linie. Sie werden kontrastreich ausgewählt, in ihrer Anzahl reduziert, durch verschieden große Freiräume spannungsreich platziert. Die Ordnungsart ist dementsprechend die Asymmetrie, da die verschieden großen Freiräume ein wesentliches Merkmal dieser Gestaltungsart sind. Die kontrastreichen Formen werden jeweils nur in geringer Stückzahl verwendet. Meist sind es ca. 7 bis 13 verschiedene Formen, die dann jeweils in begrenzter Anzahl in Erscheinung treten. Also eine Vielzahl von großen Formkontrasten, reduziert in jeweils geringer Menge dargestellt. Da es oft nur zwei oder drei Teile einer Sorte sind, werden in den meisten Fällen asymmetrische 2er u. 3er Gruppierungen gewählt. Das Gefäß, falls vorhanden, wirkt gestalterisch stark mit und ist dann eine dieser Formen. Werden von einer Sorte zu viel gleichwertige verwendet, so verlieren sie an Ausdruckskraft und das Werkstück entspricht nicht mehr dem Wesen von „formal-linear“.

Die Begrifflichkeit „formal“ bedeutet dass etwas nur auf die bloße Form bezogen ist und in der Floristik hier die Blume nur noch Form ist. Der Werkstoff kann seinen Geltungsanspruch komplett verlieren, wenn z.B. eine Alium als Kugelform in der Basis eingesetzt wird. “Linear“ steht für die Bedeutung der Linie als Form und deren Aufgabe durch entsprechende Überschneidungen Räumlichkeit zu erzeugen. Die Einzelformen bewegen sich mehr oder weniger überschneidend in alle Richtungen des Raumes, klassisch von einem gemeinsamen Ausgangspunkt oder jedes Teil hat seinen individuellen. Daher ist Formal-linear die Gestaltungsart, die keine dominante Richtungsdynamik zulässt, was einen totalen Gegensatz zur graphischen Gestaltungsart darstellt. Auch der Akzent ist im formal-linearen nicht typisch, da bei vielen Teilen in jeweils geringer Menge, er kaum Wirkung erzielen könnte. Ein ebenfalls wesentlicher Unterschied zum graphischen, wo der Akzent fast unverzichtbar ist. Graphisch und formal-linear sind in fast allen Gestaltungskriterien total gegensätzlich und sollten daher auf keinen Fall in einen Topf geworfen oder begrifflich verknüpft werden.

Der natürliche Wachstums- u. Bewegungsrhythmus sowie die Soziologie der Pflanzen kann außer Acht gelassen werden. Technische Hilfsmittel können so eingesetzt werden, dass sie auch eine gestalterische Funktion übernehmen.
Nichtflorale Gestaltungselemente können in gewissem Umfang Werkstoffe ersetzen und gleiche Aufgaben erfüllen.

formal-linear
  • viele große Formkontraste, die Linie u. verschieden große Freiräume von großer Bedeutung
  • etwa 7 bis 13 verschiedene Formen in jeweils geringer Menge, pro Form meist nur ein bis drei mal
  • das totale Gegenteil zur graphischen Gestaltungsart !