Leonardo da Vinci ging, wie viele Gelehrte vor ihm, bei seiner Proportionslehre vom „Goldenen Schnitt“ und den Größenverhältnissen des menschlichen Körpers aus. Von der Maßeinheit des „Goldenen Schnitts“ ausgehend teilt er in Achtel ein. Von der Zahl 8 ausgehend, 3 Achtel zu 5 Achtel, finden wir neben 3:5 auch die Verhältniszahlen 2:6 und 1:7 in seiner Proportionslehre für ungleiche Mengen und Größen. 1:7 oder 7:1 ist für ihn das Maximalverhältnis einer noch ästhetischen Proportion vom biologischen Format abgeleitet. Diese Verhältniszahlen kann man an vielen Naturformen nachweisen. Leonardo da Vinic’s berühmter Vitruvianischer Mann zeigt neben dem „Goldenen Schnitt“ auch z.B. zwischen Kopfgröße und Körper das Verhältnis 1:7. Aber auch viele Bauwerke der Antike weisen neben dem „Goldenen Schnitt“ oft Proportionsverhältnisse von 1:7 bzw. 7:1 auf. So verhält sich die Höhe von klassischen Giebeln zur Breite 1:7 und die Höhe der dorischen Säulen entspricht 6-mal der Breite des Säulenfußes. Auch viele Kapitelle verhalten sich 1:7 zur Säulenlänge.
Zwischen dem „Goldenen Schnitt“ 1:1,6 und dem Maximalverhältnis nach Leonardo da Vinci 1:7 gibt es viele Graduierungen, also Abstufungen bzw. Zwischengrößen sowie eine Übersteigerung letzterer. Bei Abstufungen in der anderen Richtung sprechen wir dann von Umkehrproportionen. Es bleibt z.B. goldener Schnitt wenn wir das Verhältnis Gefäß : Füllung von 1:1,6 in 1,6:1 umkehren, wie aus der Skizze zu ersehen ist. Hier von „Unterproportion“ zu sprechen ist daher nicht angebracht zumal dieser Begriff für unvorteilhafte Proportion steht. Der Begriff „Überproportioniert“ steht im allgemeinen Sprachgebrauch für Verhältnisse die nicht gleich, also nicht 1:1 sind. Er ist daher besser von Graduierungen, „übersteigerten Proportionen“, „Extremproportionen“ oder „XXL- Proportionen“ auf der einen Seite und „Umkehrproportionen“ in der anderen Richtung zu sprechen.
Gerade solche Proportionen die von der Norm des „Goldenen Schnittes“ abweichen sind es oftmals die ein floristisches Werkstück noch interessanter, spannungsreicher und aussagekräftiger machen. Zudem wird immer die Zeit, die Kultur und der Mensch entscheiden was Norm ist. Wir sind der Meinung, dass Proportionsgraduierungen ein ganz wichtiges Gestaltungsmittel unserer Zeit sind.
Proportionsgraduierung
- Abstufungen zw. klassischen Proportionen sowie übersteigerte Proportionen und Umkehrproportionen!