Floristik-Design-Fachbuch

8.4 Objekthafte Gestaltung

Objektkunst ist eine seit Ende der 50er Jahre des 20.Jahrhunderts weiterentwickelte Kunstform, die einen oder mehrere vorgefundene Gegenstände teilweise oder auch ganz bearbeitet und oder verfremdet und damit zum Objekt erklärt. Die Ursprünge dieser Ausdrucksformen liegen in Collagen und auch in der Floristik standen Floralcollagen am Anfang objekthaften Gestaltens. Leere Bilderrahmen, Fußabstreifer, ein Pfund Butter oder gar eine Toilettenbrille z.B. an der Wand befestigt ist eine Zweckentfremdung und damit eine Objektivierung des Gegenstandes.

In der Floristik sind es neben Gegenständen florale Werkstoffe die objektiviert, das heißt verändert, zweckentfremdet, entartet in eine neue Gestalt gebracht werden. So können Werkstoffe zu Materialien werden und Materialien können Werkstoffe z.B. Pflanzenteile darstellen. Aus vielen Kiefernadeln oder Büroklammern kann z.B. die klassische Form einer Kaktee räumlich entstehen oder aus Rosenstacheln ein Kopfkissen. Auch extreme Proportionsveränderungen lassen Dinge zu Objekten werden. Serien sich verändernder Werkstoffe oder Aufgliederungen eines Werkstoffs in z.B. Wurzel, Stiel, Stachel, Blatt, Blüte und Frucht sind als objekthafte Darstellung denkbar. Auch ein einzelnes Pflanzenteil kann isoliert vom gewohnten Umfeld zum Objekt werden, ohne das eine Verfremdung stattfindet. So könnte z.B. eine Bambusstange welche als Einzelne horizontal unter der Decke hängt diese Wirkung erzielen. Sie wird zum Objekt weil sie horizontal, also entgegen ihrer natürlichen Wuchsrichtung von der Natur isoliert dargestellt ist.

Ebenfalls wird durch eine extreme vegetativ-abstrakte Gestaltung eine Objektivierung des Werkstoffs erreicht. Es können z.B. Orchideen-pflanzen im Wurzelbereich mit farbigen Schwämmen gestalterisch bestückt werden. Diese geben funktional Feuchtigkeit an die Pflanze ab und stellen zugleich eine Verfremdung und damit Objektivierung des Pflanzsubstrats dar. Auch Extremproportionen können unter anderem zur Steigerung oder gar selbst zur Objektivierung führen. Eine Idee, ein Thema, ein Material oder ein Werkstoff wird meist Ausgangspunkt objekthafter Gestaltung sein.

Zeichnung von Kaktus
Objekthaftes gestalten
  • Werkstoffe und oder Materialien reduziert und oder isoliert
  • anders dargestellt
  • zweckentfremdet?
  • dem Betrachter neu bewusst gemacht !