Floristik-Design-Fachbuch

10.2 Papier, Stoffe, Kunststoffe, Kerzen

– Papier

aus Holz unter großem Energie- u. Wasserverbrauch hergestellt, ist Papier nicht so umweltfreundlich wie meist angenommen. Trotzdem sollten wir z.B. für Geschenkverpackungen oder als gestalterisches Element nicht darauf verzichten. Zum einen, da es ein Stück Kulturgut darstellt Dinge als Geschenk zu verpacken, zum anderen, weil wir zu diesem Zweck meist edleres oder gar handgeschöpftes Papier verwenden. Das ideale Papier für den Gestalter wirkt natürlich bis edel und lässt den Herstellungsprozess noch erahnen oder ist bedruck bzw. beschrieben und erfüllt damit eine Aufgabe.

Foto von Papier
Papier
  • Geschenkverpackung u. Gestaltungselement.

– Stoffe

Stoff ist ein Gewebe, das in den meisten Fällen durch ein Verkreuzen und Verflechten von Fäden entsteht. Sie können tierischer, pflanzlicher, mineralischer oder synthetischen Ursprungs sein. Durch die verschiedenen Rohstoffe und Herstellungsmethoden entstehen sehr unterschiedliche Stoffarten, wie Molton, Rupfen, Leinen, Samt, Brokat, Plüsch, Tüll, Nessel, Taft und Filz, um die bekanntesten zu nennen.

Stoffe können zur Raumgliederung abgehängt, verspannt oder z.B. auf Platten gezogen Verwendung finden. Auch ein raffen und drapieren, lange Zeit verpönt, ist mit manchen Stoffarten je nach Thema und Gestaltungszweck möglich. So lassen sich Stoffe in der Gestaltungsart „dekorativ“ auch direkt im Werkstück platzieren. Je nach Stoffart, Design, Farbe, Textur hat der Stoff einen bestimmten Charakter und Milieuwert. Diesen zu erkennen und entsprechend für den Raumschmuck, die Schaufenstergestaltung, den Tischschmuck das Werkstück die richtige Wahl zu treffen ist die Aufgabe des Floristen.

Foto von Stoffbahnen als Raumkunst
Stoffe
  • auch raffen u. drapieren kann „ in“ sein, wo es passt
  • Milieu beachten!

– Bänder

Band verbindet, beziehungsweise bindet und sollte auch so verarbeitet sein. Es kann auch etwas umschlingen, abgrenzen oder es wird als Aufhängung benutzt. Der Einsatz von Band als reines Schmuckelement, ohne tatsächliche oder optische Funktion ist nur äußerst selten sinnvoll.

Band hat als klassisches Gestaltungselement seinen Platz in der dekorativen Gestaltungsart und findet dort meist in der Hochzeits-, Trauer- u. Straußfloristik sowie in der Adventsbinderei Verwendung. Neben den gestalterischen Kriterien ist es wichtig, dass Band von der Qualität gewisse Ansprüche erfüllt. Es sollte nicht zu schnell knittern, farbecht sein und gegebenenfalls eine gewisse Resistenz gegenüber Wasser aufweisen.

Foto von Bänder
Bänder
  • Band bindet !

– Kunststoff

Als solche bezeichnen wir alle Stoffe deren Molekularstruktur vom Mensch verändert wurde. Also Stoffe die es in dieser Zusammensetzung auf unserer Welt so nicht gibt. Kunststoffe können gestalterisch positiv, aber auch sehr negativ zur Geltung kommen. Der Gestalter sollte sie nur da einsetzen wo sie sinnvoll sind und materialgerecht in Erscheinung treten. Dass heißt, Kunststoff sollte auf keinen Fall ein anderes Material imitieren, sondern dann auch klar erkennbar Kunststoff darstellen.

Negativbeispiele sind Kunststoffgefäße im Terracottalook oder als Holzdekor. Immer wenn etwas imitiert dargestellt wird, etwas nicht wahrhaft ist, sollten wir als Gestalter sehr kritisch damit umgehen. Positive Beispiele für den sinnvollen Einsatz von Kunststoffen gibt es viele: Kunststoffbänder, Schnüre, Kabelbinder, Folien, Platten, Röhren, Stäbe und Gefäße aus Plexiglas, Designergefäße usw.! Immer unter der Vorgabe, dass sie als Kunststoffe klar erkennbar sind und vom Stil und dem Milieu zu den anderen Gestaltungselementen passen.

Foto von Kunststoffbänder mit Orchidee
Kunststoff
  • als solcher erkennbar, Wahrhaftigkeit, Material- u. Stilgerechtigkeit.

– Folien

Wie Stoffe gibt es Folien in unzähligen Sorten, Stärken, Texturen, Farben und Qualitäten. Von hochglänzenden Spiegel-, Lack- u. Metallfolien über mehr oder weniger transparente Folien, fluoreszierenden bis hin zu matt und stumpf wirkenden. Auch dickere, so genannte Weichfolien, die in Leuchtfarben das Licht zum Rand leiten sind z.B. für Raumschmuck und Schaufenstergestaltung verwendbar.

Wie Stoffe eignen sich Folien sehr gut um Dekoelemente zu beziehen oder können auch als Bahnen abgehängt werden. Die Folie erhält aber immer eine funktionelle Aufgabe, wie Hinter- oder Untergründe zu schaffen sowie den Raum zu gliedern und mit zu erfassen. Auch erzeugt Folienflächen Formkontraste zum natürlichen Werkstoff und schafft zugleich Ruhepunkte fürs Auge. Auch für Folien gilt wie bei Kunststoffen, dass sie nicht eine andere Stofflichkeit vortäuschen dürfen, wie z.B. Kork-, Holz- oder Steindekor. Folien müssen künstlich wirken, denn sie bestehen zum größten Teil auch aus Kunststoffen. Von da her passen Folien auch nicht in die rustikalen Milieubereiche.

Foto von Blumen in Kunststoffgefäß
Folien
  • zur Raumgliederung Unter-, Hintergrund…
  • großer Kontrast zum natürlichen Werkstoff.

– Kerzen

Kerzen gelten als Symbol für Licht, Leben und Glück. Sie werden in unserem Kulturkreis zu vielen Anlässen eingesetzt. Kerzen erzeugen durch ihr warmes Licht und die optische Wärme der Flamme eine feierliche bis romantische Stimmung beim Betrachter. Die Kerze und das Kerzenlicht haben eine starke Eigenwirkung. Aus diesem, aber auch aus technischen Gesichtspunkten sowie Sicherheitsaspekten, sollten sie keinen direkten Kontakt mit den Werkstoffen haben. Bei Adventkränzen z.B., wo es gestalterisch sinnvoll ist, sie direkt auf dem Werkstück zu platzieren, müssen entsprechende Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden.

Kerzen, die in der Floristik verwendet werden, sollten so klar wie möglich von der Formgebung sein. Verzierungen oder gar figürliche Darstellungen sowie Mehrfarbigkeit konkurrieren mit den natürlichen Werkstoffen und sind daher ungeeignet. Klare, einfarbige Kerzen dagegen bilden einen starken Formkontrast zum Werkstoff und damit eine Harmonie. Gebräuchliche Kerzenarten sind Stab-, Spitz-, Lang-, Stumpen- oder so genannte Formkerzen wie z.B. Kugel- u. Blockkerzen. Sie werden meist aus Mischungen hergestellt, deren Hauptbestandteile Paraffin und Stearin oder Bienenwachs sind. Qualitätsmerkmale sind richtige Dochtstärken, “nicht rußend“ sowie durchgängige Farbigkeit, bzw. nur äußerlich gefärbt.

Foto von roten Kerzen
Kerzen
  • einfarbig u. klare Formen, ideal für die Floristik.